Mayabrut (German Edition)
liefen an ihnen mehrere bewaffnete Männer in blau-weißen Matrosenshirts vorbei, die sich in einer fremden Sprache unterhielten. Cara vermutete, dass es russisch sei. Die Bewaffneten rannten die Stufen der Pyramide hoch und verschwanden im Tempeleingang. Sein Blick folgte ihnen kurz, dann schubste Jackson ihn weiter.
Sutin wartete schon. Pro forma entschuldigte er sich bei ihnen für das rüde Verhalten Jacksons und wies noch einmal eindringlich darauf hin, dass seine Auftraggeber bald Ergebnisse zu sehen wünschten.
Cara bemerkte, dass auf einem Bildschirm Akälajaw zu sehen war. Celias Minikamera lieferte ihnen Livebilder von seinem Lager. Gerade tauchte dort unten einer dieser Matrosen auf, so titulierte Cara innerlich die Neuankömmlinge. Celia und der Matrose unterhielten sich lange. Dabei wies sie immer wieder auf Akälajaw. Auch wenn Cara nicht hörte, was da besprochen wurde, er war sich sicher, dass beide Russisch sprachen. Woher konnte Celia diese Sprache sprechen?
Als die Ärztin endlich erschien, setzte sie sich mit einem Lächeln neben Jeff und stellte eine Kühlbox auf den Boden.
Sofort ergriff Sutin das Wort: „Ich möchte mich zunächst bei allen ganz herzlich für ihren gezeigten Einsatz bedanken. Vor allem bei Ihnen Tori – wie geht es Ihrer Wunde?“
„Danke der Nachfrage – gut“, antworte die Japanerin kurz.
„Das freut mich aufrichtig …“, ein Hustenanfall unterbrach ihn kurz. „Wir haben den Beweis – Akälajaw ist keine Fiktion mehr! Aber die entscheidende Frage ist und bleibt, wie alt ist er?
Deshalb erwarte ich von Ihnen konstruktive Vorschläge, wie wir uns der Beantwortung dieser Frage nähern können.“
Schweigen. Tori ergriff als Erste das Wort: „Ich denke, es wäre äußerst hilfreich, wenn wir zunächst einmal auf die Besonderheiten Akälajaws eingehen würden, und da habe ich etwas höchst Interessantes entdeckt.“
Die Erwartung der Anwesenden stieg. Tori wollte sich schon aufrichten, besann sich aber noch rechtzeitig ihrer Wunde. Und so übergab sie Cara eine DVD und bat ihn, diese in den DVD-Player einzulegen. Kurz darauf erschienen auf dem Bildschirm dünne, durchscheinende Röhren, in denen Blut zirkulierte.
„Was ist das?“, fragte Sutin erregt.
„Akälajaws zweite Haut“, kam es von der Japanerin.
„Seine was?“, kam es zweifelnd von Celia.
„Sein ganzer Körper ist damit überwuchert“, erklärte Tori.
„Womit überwuchert?“, kam es ungeduldig von Sutin.
„Auf Akälajaws Haut wuchert ein …“, und hier machte Tori eine Kunstpause „… Schimmelpilz.“
Jeff hüstelte: „Also dieser angebliche Methusalem schimmelt da unten vor sich hin?“
„Grob ausgedrückt – ja. Andererseits hege ich den Verdacht, dass es sich dabei um eine besondere Art von symbiotischer Lebensgemeinschaft handeln könnte.“
Erneut fuhr Jeff dazwischen: „Etwa so wie im Wald, wo Pilze an Bäumen wachsen.“
„So ungefähr. Aber für alles, was ich bis jetzt in diesen Proben entdeckt habe, gibt es keinerlei wissenschaftliche Quellen. Weder ist dieser Schimmelpilzstamm bekannt, noch gibt es über eine derartige Symbiose irgendwelche Berichte. Wenn überhaupt, ähnelt das Ganze den sogenannten Zombieameisen aus Thailand.“
„Zombie … was?“, platzte Sutin dazwischen.
„Dort wurden in einem Regenwald Ameisen entdeckt, aus deren Kopf ein Pilz wächst. Dieser bizarre Parasit befällt Ameisen und dringt dann in ihr Gehirn ein. Das Opfer torkelt benommen herum, beißt sich irgendwann an der Unterseite eines Blattes fest - und verhungert. Der Pilz nutzt nun den toten Körper als Nahrungsquelle und bald darauf wächst aus dessen Kopf ein keulenförmiger Pilz.“
„Aber dann würde doch A kälajaws Schimmelpilz eher lebensverkürzend wirken, und woher stammt dann sein Nimbus als Methusalem?“, warf Sutin aufgeregt dazwischen.
Ruhig entgegnete ihm Tori: „Das eine schließt das andere nicht aus. Für mich ist Akälajaw ein menschlicher Symbiont.“
„Waaas?“ Sutin war aufgesprungen und wurde sofort von einem heftigen Hustenanfall geschüttelt.
Tori setzte ungerührt fort: „Bleiben wir zunächst einmal bei dem Begriff Symbiose. Darunter versteht man das Zusammenleben von Lebewesen verschiedener Art zu gegenseitigem Nutzen. Nimmt aber einer der Partner dabei Schaden, spricht man von Parasitismus, wie bei unserer Zombieameise. In Akälajaws Fall partizipieren vermutlich nicht nur zwei völlig verschiedene Organismen voneinander, sondern
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