Mayabrut (German Edition)
weiterarbeiten?“
Seine Gedanken überschlugen sich. Sutin hatte also schon das Tal verlassen, das konnte nur eins bedeuten, der Russe hatte sein Ziel erreicht.
„Sag mal Tori, hat Sutin in der letzten Zeit noch gehustet?“
„Nicht, dass ich wüsste, er war eigentlich bestens drauf.“
„Kannst du mir noch sagen, wo ich Celia finde?“
„Na, wenn sie nicht unten Leichen eintütet, müsste sie in ihrem Container hocken.“
„Danke Tori und entschuldige bitte die Störung.“
Während der wenigen Schritte zu Celias Container überlegte er sich einen sinnvollen Grund für seine Störung. Als er dort ankam, klopfte er artig an die Tür. Drinnen polterte es und Gläser klirrten. Wenig später öffnete … Jackson. Seine Alkoholfahne wehte ihn fast um. Knurrend wankte der schwarze Muskelberg an ihm vorbei. Nun erschien Celia. Ihre Haare waren zerzaust und sie wirkte ein wenig mitgenommen. An ihrem Hals entdeckte er eine rote, ovale Stelle – einen Knutschfleck. Er starrte sie erstaunt an. Aber mit ihrem üblichen jovialen Lächeln bat sie ihn herein und bot ihm einen Platz in einem Ledersessel an. Auf dem Glastisch sah Cara eine leere Flasche Sekt und eine Wodkaflasche, in der noch ein kümmerlicher Rest auf den Gnadenstoß wartete. Daneben standen zwei Sektschalen mit einem dicken Goldrand. Eine blitzende Musikanlage ballerte Rockmusik. Celia öffnete den Kühlschrank und erkundigte sich nach seinem Getränkewunsch. Er wählte Bier, was sie ihm auch prompt lieferte. Dann knallte sie sich aufs Sofa und leerte die Wodkaflasche in eine Sektschale. Fassungslos starrte er Celia an.
Sie hatte seinen Blick bemerkt und scherzte, dass sie mit ihm auf ihre kleine Beförderung anstoßen wolle, und tippte ihr Glas gegen seine Bierflasche. Mit einem „Na Sdarówje!“ leerte sie es auf ex. Ihm blieb das „Salud“ im Halse stecken, bedächtig nippte er an seinem Bier.
In ihrer kumpelhaften Art fragte sie: „Na Vidal, wo drückt denn der Schuh?“
„Akälajaw – was wird aus ihm?“
„Der wird nicht mehr gebraucht. Im Konferenz -Container steht ein Kühlschrank, dort lagern die restlichen Blutkonserven.“
„Und dann?“
„Könnt ihr ja Blut spenden“, bemerkte sie lachend.
„Celia, was ist hier eigentlich los? Sutins Leute und selbst Jackson haben sich betrunken“, und nach kurzem Überlegen, „und du doch auch?“
„Ja Vidal, ich habe ein wenig zugelangt. Ich denke, es gibt nun auch keinen Grund mehr, dir oder den anderen die Wahrheit zu verschweigen. Ich bin weder eine Ärztin aus dem Reservat von Sierra Nevada de Santa Marta noch heiße ich Celia. Mein Name ist Lara und ich bin Sutins Schwester. Ich habe immer daran geglaubt, dass wir eines Tages seine Aids-Erkrankung besiegen werden. Unter seiner Villa in Buenaventura befinden sich hochmoderne Forschungslabors, in denen seit Jahren nach einem Heilmittel gegen Aids geforscht wird. Vor einer Stunde teilte mein Bruder mir mit, dass in seinem letzten Test keine HIV-Viren mehr nachgewiesen werden konnten. Damit ist es zum ersten Mal gelungen, Aids zu heilen.“
Sutin war geheilt – der Russe hatte also sein Ziel erreicht. Diese Nachricht schockte ihn so, dass ihm bald seine Flasche aus der Hand gefallen wäre. Da Celia-Lara angeheitert war, beschloss er sie auszufragen.
„Sag mal Celia, oder soll ich dich lieber Lara nennen?“
„Bleiben wir bei Celia, ist für beide Seiten einfacher.“
„Okay Celia, gewinnt ihr dieses Heilmittel aus den Leichen?“
„Nicht ganz, Vidal. Am Anfang isolierten wir aus Akälajaws Blut eine Substanz, die eindeutig HIV-Viren abtötete. Aber die auf diesem Weg zu gewinnende Menge war zu gering, um wirklich einen durchschlagenden Erfolg manifestieren zu können. Erst die Entdeckung des Massengrabes ermöglichte den Durchbruch. Es lieferte uns die benötigten Mengen des Schimmelpilzes, um ihn labortechnisch untersuchen zu können. Mittlerweile ist uns die Vermehrung dieses Organismus in Fermentern gelungen. Außer mehreren antibiotisch hochwirksamen Substanzen haben wir darin auch den Schlüssel zur Heilung von Aids gefunden.
Und nicht nur das. Es wurde eine weitere völlig unbekannte Stoffgruppe entdeckt, die in ersten Versuchen sowohl die Regenerierung als auch die Kopplung durchtrennter Nervenfasern anregte. Dies dürfte zu revolutionären Entwicklungen auf den Gebieten der Transplantationsmedizin und der Neurochirurgie führen.“
Und während Celia-Lara munter drauflos plapperte, spürte er, wie er innerlich
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