Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mayabrut (German Edition)

Mayabrut (German Edition)

Titel: Mayabrut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Argos
Vom Netzwerk:
Zauberkräfte verleihen sollte. Eine Handelsexpedition habe sie dann nach Copán geführt, an den Hof von Yax Pasaj Chan Yoaat.
    Da er mehrere Mayadialekte in Wort und Schrift beherrschte, habe der Fürst seinen Vater gebeten, ihn am Fürstenhof als Schreiber anstellen zu dürfen. Sein Vater habe eingewilligt, da er seinen Jungen auf diese Weise bestens versorgt sah, während er unterwegs war. Aber das Blatt habe sich gewendet.
    „Die erschöpften Böden konnten die wachsende Bevölkerung von Copán nicht mehr ernähren“, fuhr Akälajaw fort. „Unruhen flackerten auf. Mächtige Nachbarreiche lauerten auf die Chance, Copán z u unterwerfen. Dann suchten blutgierige Dämonen die hungernden Menschen von Copán heim. Wen sie berührten, der verwandelte sich in ein wildes Tier. Und so fielen Männer über ihre Frauen her und Großeltern zerfetzten ihren Enkeln die Kehlen, um ihr Blut zu trinken.“
    Hier stockte Akälajaw mit seinem Bericht und Chola schaute ängstlich zu ihm, als er seine Geschichte fortsetzte:
    „In dieser verzweifelten Situation unterwarf sich Yax Pasaj, der Herrscher von Copán, einem schmerzhaften Ritual, um die Götter um Rat zu bitten. Ich nahm daran als Schreiber teil und zeichnete die Ereignisse auf. Der Sonnengott thronte bereits hoch am Himmel, als die Zeremonie begann.“ Akälajaw hielt einen Moment inne und setzte seinen Bericht dann fort:
    „Zunächst verabreichte ein Priester dem Mayaherrscher einen schmerzstillenden Trank, während ein Weiterer kleine Glutstücke in eine Schale gab. Darauf warf er getrocknete Zauberpilze und Blüten der Engelstrompete. Den aufsteigenden Qualm fächelten sie dem Herrscher zu, der darauf in Trance versank. Nun trieb ihm ein Priester einen Rochenstachel durch den Penis. Yax Pasaj zuckte leicht und blickte apathisch auf das ausströmende Blut, das man in einer mit Rindenpapier gefüllten Jadeschale sammelte. Die blutgetränkten Schnipsel warf man zu den qualmenden Zauberpflanzen und ein betäubender Duft breitete sich aus. Eifrig wedelten die Priester Yax Pasaj den betäubenden Qualm zu, den er gierig einsog. Bald darauf verließ seine Seele den Körper und begab sich auf die Reise zu den Ahnen und Göttern.
    Der Sonnengott legte sich schon hinter den Bergen zur Ruhe, als die Seele des Herrschers Yax Pasaj ins Reich der Menschen zurückkehrte. Die Götter hatten ihn auf seiner Reise mit einer seltsamen Vision gesegnet, für die er nun die Priester um eine Erklärung bat.
    In diesem Traum waren viele Feinde auf Yax Pasaj eingestürmt und er hatte ihnen mit seinem Obsidianschwert Köpfe und Glieder abgehauen. Blutfontänen waren in den Himmel geschossen und  als roter Regen auf die Erde zurückgefallen. Jeder Tropfen, der den Boden berührte, hatte sich in einen Maissprössling verwandelt und war dem Himmel entgegengestrebt. Schon bald hatte Yax Pasaj in einem mannshohen Maisfeld gestanden und  hatte den Bauern bei der Arbeit zugesehen. Und wieder waren Feinde auf ihn eingestürmt. Sie waren noch mächtiger und zahlreicher als zuvor. Erneut war seine Waffe auf die Gegner niedergesaust und hatte eine blutige Ernte gehalten. Dann hatte es geklirrt und gedonnert. Sein Schwert war an einem baumstarken Kristall zersplittert. Dieser hatte ein grünes Feuer versprüht und war klar wie Wasser.
    Ringsherum hatten die Splitter seiner Waffe das Land in eine glitzernde, schwarze Wüste verwandelt. Dann war deren Glanz erloschen und die Bruchstücke waren zu dunklen Tropfen geschmolzen, aus denen ein pechschwarzer Sumpf entstand. Aus dessen glucksendem Schlamm waren Maispflanzen so groß und mächtig erwachsen, dass sie die Sonne verdunkelten und ein Mann allein ihre gewaltigen Stängel nicht umfassen konnte.
    Hier hatte die Prophezeiung der Götter geendet und Yax Pasaj sah die Priester ratsuchend an“, sprach Akälajaw mit sichtlich bewegter Miene. Dann fuhr er fort: „ Die Priester riefen meinen Vater Ik’Tyuñ, um von ihm zu erfahren, ob es solche grünen Steine geben könne. Verblüfft sahen sie, wie mein Vater lange grüne Kristalle aus seiner Tasche nahm und sie ihnen zeigte. Sie waren klar und hatten eine regelmäßige sechseckige Form. Einer der Priester nahm sein Opfermesser und versuchte, eine Kerbe in einen der sechseckigen Kristalle zu ritzen. Knirschend brachen aus der Obsidianklinge Splitter heraus, während jedoch der grüne Kristall unversehrt blieb.
    Mein Vater kannte die Heimat der Kristalle, die grünes Feuer versprühen. Im Süden, viele

Weitere Kostenlose Bücher