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Mayabrut (German Edition)

Mayabrut (German Edition)

Titel: Mayabrut (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Frank Argos
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Monde von Copán entfernt, gab es ein Volk, das diese Steine besaß und damit handelte. Viele Jahre zuvor war er auf einer Handelsexpedition in das Dorf der Grünsteinsucher gelangt. Diesen Namen hatte er den Bewohnern gegeben, da diese durch Zufall die grünen Kristalle an einem Berghang ihres Dorfes entdeckt hatten und nun dort förderten.
    Gerne schmückten sie sich mit den funkelnden Steinen oder tauschten sie bei Nachbarstämmen gegen Nahrung, bunte Federn oder Felle ein. Mein Vater hatte ihnen Salz zum Tausch anboten, das sie aber zunächst ablehnten. Sie hielten ihn für verrückt, als er ihnen sagte, dass man diese essbaren Steine zuerst zerreiben müsse und anschließend das gewonnene Pulver aufs Essen streue. Nun schmecke jede Speise viel besser.
    Während eines zeremoniellen Trinkgelages hat er dann heimlich Salz auf ihre Speisen gestreut. Überrascht suchten sie nach dem Grund des würzigen Geschmacks. Als er ihnen seine kleine List offenbarte, boten ihm die Grünsteinsucher einen äußerst lukrativen Tauschkurs für all seine essbaren Steine.
    Gerne hat mein Vater den gesamten Salzvorrat gegen die grünen Kristalle eingetauscht, denn im Gegensatz zu Jade war der neue Stein viel schöner als der undurchsichtige Jade.
    Als mein Vater seine Erzählung beendet hatte, gab es für die Priester keinen Zweifel mehr, was die Deutung der göttlichen Prophezeiung betraf. Die Götter hatten dem Reich Copán den Untergang prophezeit. Copán würde wie das Obsidianschwert zerbrechen an Hunger, Seuchen und seinen Feinden. Es gab nur einen Ausweg, um die drohende Katastrophe zu verhindern, das gesamte Volk von Copán musste umgesiedelt werden. Und dieser gewaltige Exodus konnte nur in südlicher Richtung gelingen, denn im Norden siedelten die mächtigen Gegner Copáns“, sprach Akälajaw mit leiser, aber doch gut verständlicher Stimme. Nach einigen Minuten fuhr er fort:
    „Eintausend junge Frauen und Männer wurden erwählt und in das Dorf der Grünsteinsucher entsandt, um eine Kolonie für die restlichen Bewohner Copáns zu schaffen. Die ehemaligen Freunde und Handelspartner wurden versklavt und eine Siedlung wurde errichtet. Feuerzungen fraßen sich in den Dschungel, töteten die Bäume und Tiere. Auf der dampfenden Erde säte man Mais, Kürbis und Bohnen. Eine gute Ernte stand bevor und man sandte Boten aus, damit sie dem Herrscher Yax Pasaj die sehnsüchtig erwartete Nachricht überbringen sollten. Weitere Copáner stießen zu ihnen, darunter auch Priester und Schreiber, die viele Bücher des Herrschers Yax Pasaj mitführten …“
    Cara sprang erregt auf: „Diese Bücher, wo sind sie?“
     
    Akälajaw schaute ihn durchdringend an, er schien zu überlegen, doch dann wandte er sich von Cara ab und erzählte weiter:
    „Doch dann geschah es, ein glühender Stein fiel vom Himmel, dann bebte die Erde und aus der Grünsteinmine schoss ein mächtiger Wasserstrahl hervor, der riesige Felsbrocken mit sich riss. Der steinerne Fluss wälzte sich durch die neu gegründete Siedlung und begrub sie unter einem Geröllhaufen. In dieser Nacht starb mehr als die Hälfte der Copáner Siedler. Am nächsten Tag folgten schwere Unwetter und die Überlebenden suchten Schutz in einem der Stollen. Dort fanden sie den Eingang zu einem gigantischen Hohlraum, den die Urgewalten freigelegt hatten. Als sie ihn betraten, erstarrten sie vor Ehrfurcht. Ein mächtiger grüner Kristall funkelte vor ihnen im Sonnenlicht. Dessen Spitze wies nach oben zu einer Öffnung in der Felsdecke.
    Zwei mutige Jünglinge, einer davon war ich selbst“, erklärte Akäkalaw“, „erklommen den schrägen Schacht und gelangten an die Oberfläche – gelangten in das Yäx Tyuñ Tal. Dort wateten wir durch schwarzen Schlamm, auf dem unzählige Fischkadaver verwesten.
    In diesem Augenblick begriffen wir, was diese beispiellose Katastrophe ausgelöst hatte. Wir standen auf dem verschlammten Grund eines früheren Bergsees, in dessen felsigem Boden ein gewaltiges Loch klaffte. Durch die riesige Öffnung war  der See in den darunter liegenden Grünsteinstollen geströmt und hatte mit seinen Wassermassen Felsstücke mitgerissen, die die Siedlung zermalmt hatten. Ich erkannte, dass sich damit die Visionen des Fürsten Yax Pasaj erfüllt hatten; und so führte ich die Überlebenden in das fruchtbare Yäx Tyuñ Tal.
    Yäx Tyuñ Tal – Grünsteintal - diesen Namen gaben die Menschen ihrer neuen Heimat aus Dankbarkeit gegenüber ihrem steinernen Wegweiser. Ich wollte mich

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