Mayabrut (German Edition)
zum Container von Tori und Jeff. Er klopfte leise an die Tür, nichts rührte sich. Ein Fenster war einen Spalt weit geöffnet. Vorsichtig warf er einen Kiesel hinein. Jeffs verschlafenes Gesicht erschien am Fenster. Cara hielt seinen Zeigefinger vor die Lippen und bat stumm um Einlass. Im Inneren wiederholte er die Schweigegeste und schrieb in sein Notizbuch: Vorsicht Wanzen! Er hielt es Jeff hin und wies mit den Fingern auf die Wände. Fragend schaute Jeff ihn an und Cara schüttelte erneut den Kopf und hielt erneut seinen Finger vor die Lippen. Eilig skizzierte er Cholas Badestelle und schrieb darunter: Wir treffen uns dort in dreißig Minuten. Bringt unauffällig Verpflegung mit.
Chola erschrak, als er sie weckte und ihr die Hand auf den Mund legte. Er bedeutete ihr, zu schweigen und sich anzuziehen. Hastig füllte er eine Tasche mit Konserven und Zwieback, dann bedeckte er den Proviant mit einem Badetuch.
Tori und Jeff warteten am See, als sie eintrafen. Unterwegs hatte er Chola gebeten, die beiden in ihr geheimes Versteck führen zu dürfen. Verwundert folgten Jeff und Tori ihren Anweisungen. Tori zierte sich ein wenig vor dem Entkleiden, beugte sich dann aber doch seinem dringenden Bitten.
Als Jeff und Tori dann Cholas glitzerndes Paradies erklommen hatten, starrten sie verblüfft auf die auf dem Boden liegenden Badetücher. Sie sahen ihn und Chola an und lächelten.
Cara bat sie, Platz zu nehmen. Zunächst informierte er sie über seine gestrige Unterredung mit Celia-Lara und ihren Absturz. Dann berichtete er von Jacksons Gespräch mit Sutin. Geschockt starrten ihn alle an. Chola fing an zu weinen und schmiegte sich an Caras Brust. Auch Toris Augen röteten sich und sie lehnte sich bei Jeff an. Das Schluchzen der Frauen erstarb im Tosen des Wasserfalls.
„Trotz allem, wir wissen nun, was sie vorhaben und kennen den ungefähren Zeitpunkt dieser Aktion Zero. Noch leben wir und können vereint über einen Ausweg nachdenken“, resümierte Cara.
Tori schluchzte: „Vidal, sollen wir uns hier verstecken, das ist doch sinnlos.“
„Ich schlage vor, dass du und Chola erst einmal hier in dem Versteck bleibt. Der Proviant dürfte für euch beide gut eine Woche reichen und Wasser …“, hier stockte er und zeigte auf die tosende Wasserwand.
„Vidals Idee ist gar nicht schlecht“, warf Jeff ein. „Ihr wäret vorerst aus der unmittelbaren Gefahrenzone gebannt und wir könnten vor Ort versuchen, Sutins Pläne zu vereiteln.“
„Chola“, grübelte Tori, „würden deine Leute vielleicht mit uns gegen Jackson und seine Söldner kämpfen?“
„Nein! Für sie gehören wir zu Sutin und seinem Gefolge.“ Mit einem leichten Stocken fuhr sie fort: „Für sie sind wir Leichenräuber.“ Dabei senkte sie ihren Kopf und weinte.
Nun bohrte Jeff: „Vidal, was ist eigentlich mit Akälajaw?“ Tori klinkte sich erwartungsvoll ein: „Ja, was ist mit ihm, kann er uns nicht helfen? Was hast du bis jetzt von Akälajaw erfahren?“
Er überlegte, ob er Akälajaws Story vom Exodus preisgeben sollte, entschied sich aber dagegen. Ohne Kenntnis einer realen Fluchtmöglichkeit weckte er nur falsche Hoffnungen. Deshalb verwies er auf ein Problem, das in einem engen Zusammenhang mit dem Mayapriester stand.
„Die Blutkonserven für Akälajaw reichen maximal noch für vierzehn Tage, dann muss er hungern, wenn man es so nennen kann.“ Und nach kurzem Überlegen fügte er hinzu: „Tori, inwieweit macht es Sinn, wenn wir ihm unser Blut spenden?“
„Viell eicht schieben wir Akälajaws Ende um zwei, drei Wochen hinaus, dafür dürften wir dann selbst Pflegefälle sein.“
„Auf die Dorfbewohner brauchen wir dabei auch nicht zu hoffen, die haben das Kapitel Akälajaw endgültig abgeschlossen, seit sie Sutin mit Salz, Mais und Geflügel zugeschüttet hat“, resignierte er.
Tori richtete sich auf: „Mir kommt da eine Idee. Akälajaw hat sich doch nicht nur von Blut ernährt, sondern er hatte noch zusätzlich seine, na sagen wir mal, Fleischbrühen. Und eine kräftige Hühnerbrühe müsste für Akälajaw einen ähnlichen Nährwert haben.“
„Stimmt Tori, einen Versuch wäre es wert“, nickte er der Japanerin zu, „aber ich bin ein schlechter Koch.“
„Ich koche die Suppe für Akälajaw“, kam es bestimmt von Chola, „und ich werde mich hier auch nicht verkriechen, sondern mit dem Mann, der mir das Leben geschenkt hat, gemeinsam kämpfen, und wenn es Cizin, der Gott des Todes, wünscht, auch gemeinsam mit
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