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Mayas Tagebuch: Roman (German Edition)

Mayas Tagebuch: Roman (German Edition)

Titel: Mayas Tagebuch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Allende
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was ich tun konnte, war, seinen Kopf in beide Hände zu nehmen und ihn wiederzuküssen wie bei einem tragischen Abschied. Und von diesem Augenblick an waren alle Leinen los, mit geblähten Segeln ging es in unbekannte Gewässer, und aller Ballast der Vergangenheit flog über Bord.
    In einer Pause zwischen Kuss und Kuss rückte ich damit heraus, dass ich zwar schon Sex gehabt, aber eigentlich noch nie jemanden geliebt hatte. »Hättest du gedacht, dass es hier passieren würde, am Ende der Welt?«, fragte Daniel. »Als ich hier ankam, war Chiloé für mich der Arsch der Welt, Daniel«, sagte ich, »aber inzwischen weiß ich, es ist der Nabel.«
    Manuels altes Sofa erwies sich als ungeeignet für die Liebe, überall drücken die Sprungfedern durch, und es ist überzogen von den graubraunen Haaren des Dusselkaters und den orangeroten des Literatenkaters, deshalb holten wir Wolldecken aus meinem Zimmer und bauten uns ein Nest neben dem Ofen. »Wenn ich gewusst hätte, dass es dich gibt, Daniel, dann hätte ich auf meine Großmutter gehört und besser auf mich achtgegeben«, sagte ich und wollte ihm schon meine Verfehlungen herunterbeten, aber im nächsten Augenblick hatte ich sie vergessen, denn was hätten sie mich in meinem überwältigenden Verlangen auch kümmern sollen. Ich zerrte Daniel den Pulli und das langärmlige T-Shirt über den Kopf und machte mich an seinem Gürtel und den Knöpfen seiner Jeans zu schaffen – was für eine Zumutung, diese Männerklamotten!   –, aber er nahm meine Hände und küsste mich wieder. »Wir haben drei Tage, wir müssen uns nicht hetzen«, sagte er. Ich streichelte seinen nackten Oberkörper, seine Arme, seine Schultern, erwanderte die unbekannten Landschaften seines Körpers,seine Täler und Hügel, bestaunte seine glatte Haut mit ihrem Farbton alter Bronze, afrikanische Haut, den Bau seiner langen Knochen, seine edle Kopfform, küsste das Grübchen an seinem Kinn, die verwegenen Wangenknochen, die schläfrigen Lider, die unschuldigen Ohren, den Adamsapfel, sein Brustbein, das gar kein Ende nehmen will, seine Brustwarzen, klein und dunkel wie Blaubeeren. Wieder machte ich mich an seinem Gürtel zu schaffen, und wieder hielt Daniel mich zurück, sagte, er wolle mich ansehen.
    Er begann mich auszuziehen, und das ist ein endloses Unterfangen: Manuels alte Kaschmirweste, dickes Flanellhemd, darunter ein dünneres T-Shirt, so verwaschen, dass man Obama nur noch erahnen kann, ein BH aus Baumwolle, an dem ein Träger mit einer Sicherheitsnadel befestigt ist, eine Hose, die ich mit Blanca im Second-Hand-Laden gekauft habe, etwas zu kurz, aber schön warm, dicke Wollstrümpfe und am Ende ein weißer Schulmädchenslip, den meine Großmutter mir in Berkeley in den Rucksack gestopft hat. Daniel bettete mich in unser Nest, und ich spürte die kratzige Wolle am Rücken, unter anderen Umständen nicht auszuhalten, jetzt jedoch erregend. Mit der Zungenspitze leckte er an mir wie an einem Bonbon, kitzelte mich an ein paar Stellen, weckte wer weiß welches schlafende kleine Tier, machte Bemerkungen über den Kontrast von seiner dunklen Haut zu meiner original skandinavischen, deren Totenblässe vor allem da zu erkennen ist, wo die Sonne nie hinscheint.
    Ich schloss die Augen und überließ mich der Lust, räkelte mich diesen genießerischen und wissenden Fingern entgegen, die auf mir spielten wie auf einer Geige, und so ging das Schrittchen für Schrittchen, bis es mir plötzlich kam in einem langen, langsamen, hinausgezögerten Orgasmus, und mein Schrei schreckte Fákin auf, der mit gefletschten Zähnen zu knurren begann. »It’s okay, fucking dog«, undich schmiegte mich in Daniels Arme, glücklich schnurrend in die Wärme seines Körpers und unser beider Geruch nach Moschus. »Jetzt bin ich aber dran«, sagte ich schließlich nach einer ganzen Weile, und da erlaubte er mir dann, dass ich ihn auszog und mit ihm anstellte, wonach mir der Sinn stand.
    Drei denkwürdige Tage lange blieben wir im Haus, ein Geschenk von Manuel; meine Schuld gegenüber dem alten Menschenfresser ist besorgniserregend angewachsen. Wir hatten uns so viel zu erzählen und unsere Liebe zu erfinden. Wir lernten, uns aufeinander einzustellen, ergründeten in aller Ruhe, was dem anderen gefällt, und wie wir schlafen konnten, ohne einander zu stören. Darin hat er keine Übung, dagegen ist es für mich selbstverständlich, ich habe ja als Kind immer bei meinen Großeltern gelegen. Wenn ich mich bei jemand ankuscheln kann,

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