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Mayas Tagebuch: Roman (German Edition)

Mayas Tagebuch: Roman (German Edition)

Titel: Mayas Tagebuch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Allende
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mit seinen vielen Süchten akzeptiert und über seine Witze und seinen Moonwalk gelacht. »Er hat mich so oft dabei erwischt, dass ich ihm was geklaut habe, Laura, und weißt du, was er dann gemacht hat? Er hat mich nicht geschlagen, er hat gesagt, ich soll ihn fragen, dann würde er mir geben, was ich will.«
    Joe Martin bezog in der Garage Stellung, wo Brandon Leeman über kurz oder lang den Wagen parken würde, und der Chinese wartete in der Wohnung. Freddy lag weiter auf der Matratze und stellte sich schlafend, und dort hörte er, wie der Chinese über Handy die Nachricht erhielt, der Boss sei im Anmarsch. Der Chinese rannte die Treppe hinunter, und Freddy folgte ihm mit etwas Abstand.
    Der Acura bog in die Garage ein, Leeman stellte den Motor ab, öffnete die Tür und wollte schon aussteigen, da sah er im Rückspiegel die schattenhaften Umrisse der beiden Männer, die ihm den Weg nach draußen versperrten. Der Argwohn war Leeman zur zweiten Natur geworden, instinktiv zog er seine Waffe, warf sich auf den Boden und schoss sofort. Aber wie versessen er auch auf seine Sicherheit war, mit der Waffe konnte er kaum umgehen. Freddy hatte nie gesehen, dass er sie gereinigt oder das Schießen geübt hätte, dagegen konnten Joe Martin und der Chinese ihre Knarren in Sekundenschnelle zerlegen und wieder zusammensetzen. Damit, dass er dort in der Garage blindlings auf die beiden schoss, beschleunigte Brandon Leeman sein Ende, auch wenn sie ihn wohl so oder so umgelegt hätten. Der Boss saß zwischen Auto und Wand in der Falle, und die beiden Killer schossen ihre Magazine leer.
    Freddy sah das Gemetzel und rannte davon, ehe der Aufruhr sich legte und man ihn entdeckte.
    »Wieso denkst du, dass sie mich umbringen wollen? Ich habe doch nichts damit zu tun, Freddy.«
    »Sie dachten, du würdest auch in dem Auto sitzen. Sie wollten euch beide erwischen, sie sagen, du weißt zu viel. Wo bist du da reingeraten, Laura?«
    »In nichts! Ich weiß nicht, was die von mir wollen!«
    »Joe und der Chinese haben dich bestimmt im Club gesucht, du konntest ja sonst nirgends sein. Sie müssen uns knapp verpasst haben.«
    »Was soll ich jetzt machen, Freddy?«
    »Hierbleiben, bis uns was einfällt.«
    Nebeneinander auf dem Bett öffneten wir die Ginflasche und tranken abwechselnd, bis wir restlos knülle waren.
    Ich erwachte viele Stunden später in einem fremden Zimmer, fühlte mich, als würde ein Elefant auf mir liegen, als steckten Nadeln in meinen Augen, konnte mich an nichts erinnern. Mühsam setzte ich mich auf, rutsche auf den Boden und kroch auf allen Vieren eben rechtzeitig ins Bad, um die Kloschüssel zu umklammern und einen nicht enden wollenden Schwall Kanalbrühe zu speien. Zitternd blieb ich auf dem Linoleum liegen, hatte einen bitteren Geschmack im Mund, um meine Gedärme krallte sich eine Pranke, ich würgte trocken und dachte nur: Sterben, ich will sterben. Eine Ewigkeit später fand ich die Kraft, mir Wasser ins Gesicht zu spritzen und meinen Mund auszuspülen, erschrak vor der leichenblassen Fremden mit dem schwarzen Haar, die mich im Spiegel ansah. Ich schaffte es nicht zurück ins Bett, krümmte mich wimmernd auf dem Boden zusammen.
    Etwas später wurde dreimal an die Tür geklopft, was in meinem Schädel dröhnte wie Kanonenschläge, und eine Stimme rief mit spanischem Akzent, man komme, um dasZimmer zu säubern. An der Wand entlang wankte ich bis zur Tür, öffnete einen Spaltbreit, schickte das Zimmermädchen zum Teufel und hängte das Bitte-nicht-stören-Schild an die Klinke; dann knickten mir die Knie wieder ein. Ich schleppte mich zurück zum Bett, hatte das unbestimmte Gefühl einer drohenden Gefahr, bekam sie aber nicht zu fassen. Ich erinnerte mich nicht, warum ich in diesem Zimmer war, begriff allerdings, das war alles keine Einbildung, kein Albtraum, es war etwas Schlimmes geschehen, etwas, das mit Freddy zu tun hatte. Eine Eisenkrone presste mir die Schläfen zusammen, immer fester und fester, während ich mit dünner Stimme nach Freddy rief. Schließlich wurde ich das leid und machte mich verzweifelt auf die Suche nach ihm, sah unters Bett, in den Schrank, ins Bad, als hielte ich es für möglich, dass er mich auf den Arm nehmen wollte. Er war nirgends, aber ich sah, dass er mir ein Tütchen Crack dagelassen hatte, eine Pfeife und ein Feuerzeug. Wie einfach, als hätte ich nie was anderes getan!
    Das Crack war Freddys Paradies und sein Verhängnis, ich hatte ihn täglich damit gesehen, es aber selbst nie

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