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Mayas Tagebuch: Roman (German Edition)

Mayas Tagebuch: Roman (German Edition)

Titel: Mayas Tagebuch: Roman (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Isabel Allende
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unseren sturmerprobten Köfferchen unterwegs nach Uganda.
    Mein Pop wurde zu Seminaren und Konferenzen eingeladen und nahm uns wenn möglich mit, weil meine Nini fürchtete, es könne ein Unglück geschehen, wenn wir gerade nicht zusammen waren. Chile ist ein Fädchen zwischen dem Gebirge der Anden und den Tiefen des Pazifiks, das Land besitzt Hunderte Vulkane, und die Lava ist noch nicht in allen erkaltet, sie können jederzeit aus dem Schlaf erwachen und das Land im Meer versenken. Wahrscheinlich rechnet meine chilenische Großmutter deshalb immer mit dem Schlimmsten, ist auf Notfälle vorbereitet und geht, unterstützt von einigen katholischen Heiligen und den vagen Ratschlägen aus dem Horoskop, mit einem gesunden Fatalismus durchs Leben.
    Ich fehlte oft in der Schule, weil ich mit meinen Großeltern unterwegs war und die Schule mich anödete; dass ich nicht rausflog, verdankte ich allein meinen guten Fortschritten und der Flexibilität der italienischen Lehrmethode. Ich hatte jede Menge Tricks auf Lager, simulierte schlimmes Bauchweh, Kopf- oder Halsschmerzen und als letztes Mittel Krampfanfälle. Mein Großvater war leicht hinters Licht zu führen, aber meine Nini heilte mich mit drastischen Maßnahmen, stellte mich unter die eiskalte Dusche oder flößte mir Lebertran ein, sofern es ihr nicht gelegen kam, dass ich fehlte, weil sie mich zum Demonstrieren gegen den aktuellen Krieg oder zum Plakatieren gegen Tierversuche mitnehmen wollte oder wir uns zum Ärger irgendwelcher Holzfällerunternehmen an einen Baum ketteten. Ihre Entschlossenheit, mein soziales Gewissen zu fördern, ist immer heroisch gewesen.
    Mein Pop musste uns mehr als einmal aus dem Polizeigewahrsam befreien. Die Polizei von Berkeley ist Kummer gewöhnt wegen der vielen demonstrierenden Weltverbesserer, es gibt in der Stadt massenhaft Fanatiker, die in besterAbsicht monatelang an öffentlichen Plätzen zelten, Studenten, die in Solidarität mit Palästina oder den Rechten der Nudisten die Uni besetzen, zerstreute Genies, die bei Rot über die Ampel fahren, Penner, die in einem früheren Leben summa cum laude promoviert haben, Drogensüchtige auf der Suche nach dem Paradies und eben jede Menge tugendhafte, intolerante und kämpferische Bürger, und in dieser Hunderttausend-Einwohner-Stadt ist auch fast alles erlaubt, sofern es manierlich zugeht. Meine Nini und Mike O’Kelly pflegen ihre Manieren im Eifer des Gefechts häufiger zu vergessen, landen aber nach der Festnahme nie in der Arrestzelle, sondern im Büro von Sergeant Walczak, der ihnen dort Cappuccino serviert.
    Ich war zehn, als mein Vater wieder heiratete. Er hatte uns nie eine seiner Liebschaften vorgestellt und verfocht mit großer Verve die Vorzüge der Freiheit, weshalb wir nicht erwartet hätten, er würde je auf sie verzichten. Dann kündigte er eines Tagen an, er bringe eine Freundin zum Abendessen mit, und meine Nini, die seit Jahren heimlich Ausschau nach einer Frau für ihn hielt, rüstete sich, einen guten Eindruck zu machen, während ich mich rüstete, die Frau zu vergraulen. Im Haus wurden fieberhaft Vorbereitungen getroffen: Meine Nini beauftragte ein Reinigungsunternehmen, das die Luft mit dem Geruch von Scheuerpulver und Gardenien schwängerte, während sie sich in der Küche bei der Zubereitung eines marokkanischen Huhns mit Zimt verausgabte, das am Ende wie ein Dessert schmeckte. Mein Pop stellte eine Auswahl seiner Lieblingsstücke zusammen als stimmungsvolle Hintergrundmusik. Zahnarztmusik für meinen Geschmack.
    Wir hatten meinen Vater zwei Wochen nicht gesehen, und jetzt tauchte er mit Susan auf, einer sommersprossigen, schlechtgekleideten Blondine, die uns überraschte, weil wir gedacht hatten, er stehe auf glamouröse Frauen, wieMarta Otter eine gewesen war, ehe sie in Odense als Mutter und Hausfrau auf Grund lief. Mit ihrer ungekünstelten Art hatte Susan meine Großeltern im Handumdrehen für sich eingenommen, mich aber nicht; ich war so unfreundlich zu ihr, dass meine Nini irgendwann zu mir sagte, ich solle mitkommen das Huhn holen, mich am Arm in die Küche zog und mir einen Satz heiße Ohren androhte, wenn ich mich nicht zusammenriss. Nach dem Essen tat mein Pop das Undenkbare, er lud Susan auf seinen Sternguckerturm ein, wohin er außer mir nie jemanden mitnahm, und dort sahen sie lange zusammen in den Himmel, während meine Großmutter und mein Vater mir die Leviten lasen.
    Ein paar Monate später feierten mein Vater und Susan eine lässige Hochzeit am

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