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mayday mayday ... eastern wings 610

mayday mayday ... eastern wings 610

Titel: mayday mayday ... eastern wings 610 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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erkennbar. Schnüre weißer und roter Lichter.
    Die Endanflugphase.
    Brückner erlebte sie mit.
    Und dann ein entsetztes Stöhnen. Nun ein Schrei. Der Copilot: »Sie hängt, Stutz! Die ›Autos‹. Beide off!«
    Die Autos – die Autopiloten. Und Off? Das rote Warnlicht. Die Anzeige: Der Computer fällt aus! Beide Computer! Und draußen Nebel. Null Sicht …
    Brückner spürte sein Herz.
    Da war die Stimme des Kapitäns. Er schrie. Es war kein Angstschrei. Es war das Brüllen eines Kommandos: »Vollschub, Gilbert! Mensch, gib Vollschub!«
    Die Aufzeichnung brach ab.
    Nichts war zu hören als ein feines Knistern.
    Paul Brückner schob sich die Hörer vom Kopf und stand auf. Dem Impuls, einfach aus dem Raum zu laufen, vermochte er kaum zu unterdrücken. Er ging zu einem der Fenster, um es aufzureißen. Doch als er die Blicke der anderen auf sich wahrnahm, ließ er auch das sein. Er drehte sich wieder um, lehnte sich an die Wand und verschränkte die Arme. Dabei spürte er, wie seine Fingerspitzen zitterten.
    Der erste, der seine Stimme wiederfand, war Professor Raab.
    »Das war wohl ziemlich eindeutig.«
    Brückner nickte.
    »Aber was hat den Jet hinausgetragen?« beharrte Raab. »Es läuft doch immer auf dieselbe Frage hinaus: Wie konnte die MD-80 so weit von der Bahn abkommen? Von Seitenwinden hat Stutz jedenfalls nichts gesagt.«
    »Darüber wird in solchen Situationen auch nicht gesprochen.« Brückner hatte Mühe mit den Worten. Trotzdem, er hatte sich wieder im Griff. Er war vollkommen ruhig. Nur daß sein Herz noch immer wie wild pochte.
    »Und was tut man?«
    Alle sahen ihn an.
    »Man reagiert. Er versuchte ja nochmals durchzustarten. Ergab sich ganz klar aus dem Kommando. Außerdem …«
    »Bitte, Herr Brückner.« Rebner sah ihn an.
    »Die Kursabweichung durch Windeinwirkung zu melden wäre ohnehin ein Problem der Anflugkontrolle. Aber es ging ja um Sekundenbruchteile. Da blieb überhaupt keine Zeit. Für nichts blieb Zeit.«
    Anja … Immer wieder ihr Name, die gleichen Gedanken.
    Brückner räusperte sich. »Er hat sein Ausscheren natürlich festgestellt. Er mußte es. Auch an der Kette der Lichter, die er in dieser Sekunde bereits gesehen hatte. Deshalb die Frage: Was soll denn das, Herrgott? Auch im Sichtfenster des Autopiloten konnte er es feststellen. Sie hängt. Erinnern Sie sich? Sie hängt. Die Meldung kam vom Copiloten. Kurz darauf sein ›die Autos. Beide … off‹.« Er unterbrach sich.
    »Das heißt also …«
    »Das heißt«, Brückner hob resigniert die Hände, »daß kurz vor dem Aufsetzen beide Autopiloten ausfielen.«
    Und dann in das lähmende Schweigen hinein: »Ich wiederhole – beide. Die Frage lautet: Warum?«
    Das Hotel lag auf einem pinienbestandenen, sandigen Hügel, etwas abgesetzt von dem täglichen bierseligen Fließbandwahnsinn, der sich unten am Strand von Arenal abspielte.
    Marivent stand über dem Eingang. Ein hübscher Bau, nicht allzu groß und um vieles näher am Flughafen als das Victoria am Paseo Marítimo, wo die Lufthansa-Delegation untergebracht war.
    Brückner zahlte sein Taxi und stieg aus.
    Hinter dem Empfangstresen langweilte sich ein junger, schlanker Südspanier mit einer Zeitung, und zwischen einem riesigen Gummibaum und der Kopie einer römischen Amphore, saß ein junges Pärchen und hielt Händchen.
    »Buenas días! Kann ich bitte Herrn Faber sprechen?« Der Mann faltete seufzend sein Blatt zusammen und hob mühsam den schmalen Schädel. Er hatte die langen schwarzen Wimpern eines Fotomodells. Vielleicht bürstete er sie jeden Tag.
    »Faber«, wiederholte Brückner.
    Er zuckte mit der Schulter.
    Na gut. Das war hier auf Mallorca nun mal so: Gäste kommen, Gäste gehen – Gäste, deren Namen man sich nicht merkt, weil's sich nicht lohnt.
    »Herr Reinhard Faber aus Zürich.«
    »Und wann gekommen?«
    »Gestern oder vorgestern.«
    Er tippte an seinem Computer herum, starrte auf den Schirm und nickte. »Ja, Reinhard Faber, Zürich. Moment, einen Moment.«
    »Mein Name ist Brückner.«
    Er warf einen kurzen Blick auf den Zettel, der in einem der Schlüsselfächer steckte.
    »Tut mir leid, Señor. Aber Herr Faber will nicht gestört werden.«
    »So?« Er ließ ihn stehen. Die Schlüsselfachnummer war die zweihundertfünfunddreißig gewesen. Der Lift lohnte sich nicht.
    Er ging die Treppe hoch, kam in einen langen Korridor und prallte beinahe mit einer dicken Blondine zusammen, die gerade aus einer der vielen Zimmertüren herausgeschossen kam. Sie nahm ihn nicht

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