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mayday mayday ... eastern wings 610

mayday mayday ... eastern wings 610

Titel: mayday mayday ... eastern wings 610 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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über Flugzeugelektronik und einem Sammelband über moderne Verkehrsflugzeuge waren die Titel unerheblich. Daneben lagen die letzten Ausgaben von Flight und Luftfahrt. Ganz schien Enslin also seine Vergangenheit nicht abgestreift zu haben. San Remo hin oder her – irgendwie mußte er an seinem Job hängen.
    Er verließ den Wohnraum und betrat das Schlafzimmer. Das Bett war gemacht, der Kippspiegel wiederum in eine etwas anrüchige, erotisch-strategische Stellung gebracht. Der Kleiderschrank?
    Er öffnete ihn.
    Irgend etwas hielt ihn davon ab, wie ein Schmierendetektiv aus dem Privatfernsehen Unterwäsche und Anzugtaschen zu durchstöbern. Was er suchte, mußte ohnehin woanders zu finden sein. Falls er überhaupt wußte, was er suchte.
    Weiber hat er immer gehabt …
    Brückner beugte sich über das Foto auf dem Nachttisch. Es war ein Farbbild, und es steckte in einem schmalen, hübschen grünen Lederrahmen, der irgendwie exotisch wirkte. Ganz so verhielt es sich auch mit der Szene auf der Fotografie. Den Mittelpunkt bildete ein älteres Ehepaar. Beide, Mann und Frau, mochten um die Sechzig sein. Sie standen in einem Garten. Den Hintergrund bildeten Palmen, weiße Mauern und der orientalische Spitzbogen eines Tors. Die beiden blickten starr in die Kamera. Ihre Gesichter schienen der Gegend zu entstammen, aber sie trugen europäische Kleidung.
    Er zog die Nachttischschublade auf.
    Zwei Päckchen Papiertaschentücher, eine Packung mit Aspirin, eine weitere mit Tampax. Aber hier, unter dem Busfahrplan für die Valli Onsernone e Maggia, lag eine kleine Brieftasche. Sie war aus weichem, geprägtem rotem Ziegenleder.
    Er schüttete ihren Inhalt auf die Glasplatte des Nachttisches und fand zwei abgerissene Kinokarten, einen Streifen von Vierzig-Rappen-Briefmarken, einen Parkzettel, eine Migro-Tankrechnung. Nicht sehr ergiebig.
    Oder doch?
    Ja, da im Seitenfach war ein schmaler weißer Kartonstreifen. Darauf stand eine Telefonnummer. Der Name dahinter war eindeutig arabisch: Ahmed Saad. Und darunter stand: ›Tripolis‹.
    Tripolis? Libyen?
    Wo denn sonst?
    Er drehte den Kartonstreifen um. Derselbe Name, eine zweite Nummer. Hier schien es sich um Zürich zu handeln. Sie begann mit Null Eins. Und das war die Zürcher Vorwahl.
    Einen Augenblick überlegte er, ob er sich ans Telefon hängen sollte, das drüben im Wohnzimmer auf dem Schreibtisch stand. Er ließ es dann doch sein, verstaute alles säuberlich an seinen Platz und nahm sich den zweiten Nachttisch vor. Leer. In dem Schubladenviereck aus plastikbeschichtetem Preßspan lag nichts als ein Ring mit zwei kleinen Schlüsseln.
    Er ging hinüber ins Wohnzimmer.
    Auch der Papierkorb unterm Schreibtisch war leer. In der einzigen Schublade fand er nichts als Schreibmaschinenpapier, Radiergummi und ein paar billige Kugelschreiber. Enslin schien nichts von großen Geldausgaben zu halten. Oder wahrscheinlicher: Es blieb ihm nichts anderes übrig, als spartanisch zu leben. Immerhin fand er ein Blatt gebrauchtes Kohlepapier. Detektive tragen einen solchen Fund unter die Lampe und lesen vom Blatt. Er sah nichts als ein wildes Durcheinander von Buchstaben.
    Er zog sich den Holzstuhl heran, auf dem Max Enslin vermutlich saß, wenn er irgendwelche Hilferufe in die Welt sandte, um irgend welches Geld für die Regelung irgendwelcher Schulden aufzutreiben, und versuchte zu überlegen: die beiden Zahnbürsten, die frischgewaschenen Strumpfhosen im Bad? – Gut, er lebte mit einer Frau zusammen. Und bei dem Pärchen auf dem Nachttisch handelte es sich vermutlich um die Eltern der Dame. Um libysche Eltern? Dann war sie selbst Araberin. Warum auch nicht? Wieso sollte sich ein Schweizer Ingenieur nicht eine arabische Freundin zulegen, wenn er schon mit Arabern Geschäfte macht? – Was weiter?
    Er fühlte, wie sein Schwung ihn verließ. Außerdem war es Zeit, sich abzusetzen. Was er hier erhoffte, waren substantielle Informationen gewesen, die ihm bei seinem Gespräch mit Enslin eine Ausgangsposition verschafften. Doch so …
    Er schob die billige Olivetti-Maschine vor sich ein wenig zur Seite. Unbeabsichtigt, fast spielerisch – und machte dabei eine Entdeckung: Unter der Maschine lag einer jener schmalen, flexiblen Kalender, die die Banken zum Jahreswechsel ihren Kunden zu schenken pflegen. Es war tatsächlich ein Bankkalender. ›Banca Popolare Svizzera, Ascona‹ stand darauf. Er begann zu blättern.
    »Ahmed Saad.«
    Sein Blick war zufällig auf den Namen gefallen. Er stand auf der

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