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mayday mayday ... eastern wings 610

mayday mayday ... eastern wings 610

Titel: mayday mayday ... eastern wings 610 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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andere Wahl. Zumindest nicht, wenn er durchführen wollte, was ihm in der Sekunde eingefallen war, als er die Frau zur Geisel nahm. Ihr Haar duftete. Oder war es ihr Kleid? Es war ein schwerer, patschuliartiger Parfümduft, der überallhin gepaßt hätte, nur nicht hierher in diesen Schuppen, in dieses Haus, in diese Situation. Er drückte den Feilengriff noch etwas heftiger gegen ihr Schulterblatt.
    »Wir verstehen uns?«
    Sie nickte.
    »Das war doch Enslin, der draußen aus dem Wagen stieg?«
    Sie nickte wieder.
    Er konnte jetzt ihr Profil erkennen und die schräg eingesetzten, mit dicken Lidstrichen betonten Augen. Sie hatte hübsche, volle Lippen, die zitterten. Sie hatte einen sehr weiblichen, beinahe üppigen Körper und eine schmale Taille, um die sich ein roter Ledergürtel spannte. Sie trug Sandalen. Das Kleid war aus blauer Baumwolle mit weißen Punkten. Sie tat ihm leid, aber der Film mußte weiterlaufen.
    »Selima!« Eine Männerstimme. Enslin. Nun wieder. Diesmal ziemlich ungeduldig: »Se-li-ma!«
    Er lockerte den Druck um ihren Hals. »Geben Sie Antwort. Rufen Sie: Ich komm' ja schon.«
    Nun war es nicht mehr allein der orientalische Patschuli-Duft, den er roch, nun vermischte er sich mit Angstschweiß.
    »Los, rufen Sie!«
    »Max, ich komm' gleich …«
    »Und das werden wir auch tun«, sagte er. »Gehen wir.«
    Der Wagen, der auf dem kleinen Kiesplatz am Eingang stand, war ein alter, verbeulter, silbergrauer R-18-Combi. Die Hecktür stand offen.
    Sie ging unsicher. Sie stolperte, gab einen leisen, stöhnenden Laut von sich. Sie tat ihm leid.
    »Was wollen Sie?« stieß sie unterdrückt hervor. »Was wollen Sie von uns?«
    »Für mich gibt es hier kein ›uns‹. Für mich gibt es nur Max.«
    Er schob sie weiter.
    Sie ging durch die Eingangstür und sie kamen in eine winzige Garderobe. Und da stand er nun im Wohnzimmer und drehte sich langsam um. Er hatte seine Einkäufe auf den ovalen Tisch in der Mitte gelegt. Brückner sah Tüten, ein Paket, zwei Flaschen Merlot – und ihn. Er wirkte zierlicher als auf den Fotos. Sein Haar war blond und kurzgeschnitten. Unter der etwas aufgeworfenen Nase wuchs ein Schnauzer. Er trug Jeans und ein Jeanshemd. Und er hatte den halb verblüfften, halb ungläubigen Gesichtsausdruck, den wohl jeder Mann aufsetzt, der gerade erlebt, daß seine Frau von einem wildfremden Menschen ins Haus gestoßen wird.
    »Er, er … Max … Er war im Schuppen.«
    Max Enslin richtete sich auf. Er sagte nichts. Er starrte nur.
    »Er hat eine Waffe, Max! Eine Pistole oder so was …«
    »Nein«, sagte Brückner, »ich hab' die Dame bloß erschreckt. Das stimmt. Dafür werde ich mich wohl entschuldigen müssen. Sehen Sie, hier …«
    Er zeigte die Feile. »Das Ding hing drüben im Schuppen am Eingang.«
    Vielleicht war es ein Fehler, und sicher war mit diesem Hinweis keine Brücke zu einem gemütlich-sachlichen Gespräch zu schlagen. Aber er hatte es satt, dieses unbekannte Mädchen mit den dunklen Haaren und dem blauen Kleid länger zu ängstigen.
    Enslin verzog verächtlich den Mund. Angst zumindest hatte er nicht. Die Frage, die er stellte, kam ganz sachlich: »Was wollen Sie?«
    »Mich über ein paar Fragen mit Ihnen unterhalten, Enslin, auf die ich gekommen bin, als ich mich in Ihrem Schuppen umtat.«
    »Im Haus waren Sie nicht?«
    Brückner ließ die Frage offen. Vermutlich nahm Enslin es sowieso an.
    »Und was soll das? Wer sind Sie? Kommen Sie von der Polizei?«
    Er schüttelte den Kopf. »Sagen wir mal, ich bin so etwas Ähnliches wie ein Privatdetektiv.«
    »Auch noch«, stöhnte Enslin, »Privatdetektiv. Und Sie schnappen sich meine Freundin wie ein Ganove. Sehen Sie nicht, wie schreckensbleich sie ist? Verdammt noch mal, wo sind wir hier eigentlich?« Er ballte die Fäuste. Sein Blick nahm Maß, doch anscheinend kam er zu dem Ergebnis, daß sich bei Brückner mit den Fäusten nicht viel ausrichten ließ. »Sind Sie verrückt?«
    Er hatte diese Frage zu oft gehört, um sie noch zu beachten. »Sehen Sie, Herr Enslin, ich will ja zugeben, daß mein Verhalten nicht besonders korrekt ist. Vielleicht war es auch kein glücklicher Einfall, doch ich wollte unbedingt, daß dieses Gespräch zustande kommt. Vielleicht hätte die Dame Sie warnen können, und Sie wären abgehauen.«
    »Ich? Abgehauen? Vor Ihnen? – Wie kommen Sie darauf?«
    »Ich sagte ja vorhin schon: In Ihrem kleinen Stahlkasten gibt's hochinteressantes Material über Ersatzteile. Und das ist eigentlich das Thema, das mich

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