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mayday mayday ... eastern wings 610

mayday mayday ... eastern wings 610

Titel: mayday mayday ... eastern wings 610 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Heinz G. Konsalik
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Dann wieder Strandaufnahmen, auf denen stets derselbe braungebrannte, zufrieden aussehende junge Mann zu sehen war und derselbe blaue Himmel von zuvor.
    Die Sache wurde immer spannender. Vor allem: Was stand in den Briefen? – Er schob die Fotos zurück und öffnete den Ordner. Das letzte Datum: 16. Juni. Vor dreieinhalb Monaten also? Zu einer Zeit, als die Crossair sich ihres so überaus tüchtigen Mitarbeiters Max Enslin bereits entledigt hatte – trotz, vielleicht auch wegen seiner internationalen Verbindungen.
    Die Briefe waren fast ausnahmslos in Französisch geschrieben. Er blätterte einige Abrechnungen durch, deren Sinn er nicht verstand, und stieß dann auf ein Schreiben, das ihm schon wegen des Briefkopfs auffiel. Sogar auf dem Briefkopf gab's Palmen. Dieses Mal schwarz und hübsch stilisiert. Darunter standen die drei Buchstaben ACP und kleingedruckt: ›Agence du Commerce et Participations – Tripolis, Rue de Libération 24‹. Die Telefonnummer kannte er bereits. Die Vorwahl von Tripolis: 00-218-21-749 401. Es war die Nummer dieses Herrn Saad, die er bereits in Enslins Bankkalender entdeckt hatte.
    Er überflog den Text. Der war klar und bündig und lief darauf hinaus, daß Herr Saad und die von ihm vertretene Agentur auf weitere geschäftliche Beziehungen mit Herrn Max Enslin keinen Wert mehr legten, um so mehr, als Herr Enslin mit Ausnahme der Lieferung der acht Artikel vom Modell CTE-24.023 keine seiner Versprechungen wahrgemacht und überdies auch die fristgerechte Rückzahlung des ihm gewährten Kredits nicht eingehalten hätte.
    Die acht Artikel vom Modell CTE-24.023? Moment! Er nahm die Listen aus Long Beach zur Hand: CTE-24.023 – Navigationsteil des Autopiloten!
    Interessant!
    Brückner setzte sich auf einen breiten Holzklotz und las nun auch die anderen Briefe noch einmal durch. Einen nach dem anderen. Sein Gedächtnis machte sich Notizen.
    Er klappte den Ordner wieder zu. Das also waren sie, die berühmten Schuppen, die einem von den Augen fallen. Was jetzt? Jetzt, im Halbdunkel eines Holzschuppens, in diesem weltverlassenen Tessiner Bauernnest wurde ihm erst richtig klar, wie dilettantisch er die ganze Geschichte bisher angepackt hatte. Der Nase nach war er losgefahren, auf nichts als einen vagen Verdacht hin. Gut, er hatte Glück gehabt, war fündig geworden – aber was konnte er nun mit seinen Weisheiten anfangen? Die Briefe, die Fotos einstecken und mitnehmen? Falls er Enslin hier noch erwischte, würde der wohl nicht zuerst in den Schuppen rennen und nachprüfen, ob all die brisanten Dinge in seinem kleinen Schatzkästchen noch vorhanden waren. Aber jeder vernünftige Mensch, der einen derart mistigen Job annimmt, rüstet sich wohl wenigstens mit einer Kamera aus. Doch war er ein Schnüffler? Sein Job bestand darin, Flugzeuge zu fliegen, und nicht, in fremden Korrespondenzen herumzustöbern. Doch wie die Sache lag, würde er die Pilotenuniform noch einige Zeit im Schrank hängen lassen. Das hier mußte erledigt werden …
    Brückner wollte sich gerade das Kuvert mit den Fotos schnappen, um im Licht der Eingangstür herauszufinden, ob es noch weitere interessante Dinge zu entdecken gab, als er das Knirschen eines anhaltenden Wagens vernahm. Er stand ganz ruhig. Dann legte er vorsichtig das Kuvert in den Aktenschrank und schloß ihn ab. Sein Herz klopfte.
    Ein Schatten verdunkelte den Ausschnitt der Tür. Es war die Silhouette einer Frau.
    Brückner hörte einen leisen, erstickten Laut. Ob es ein Wort war oder nur eine Schreckreaktion – er konnte es nicht unterscheiden. Und es kam auch nicht darauf an.
    Gut, er mochte vielleicht ein Dilettant sein, aber nun handelte er rasch, instinktiv, ohne jede Überlegung und, worüber er sich später immer wieder wundern sollte, vollkommen richtig. Mit drei oder vier Schritten war er bei ihr, umschlang gleichzeitig Schultern und Hals, so daß sie unter dem Druck seines Unterarms das Kinn nach oben nehmen mußte.
    Er drückte ein wenig zu. Sie stöhnte.
    Zur selben Zeit entdeckte er auf einem Holzbrett neben der Tür eine kurze Feile, schnappte sie und drückte sie ihr in den Rücken.
    »Hören Sie«, flüsterte er, »Sie werden jetzt still sein. Sie werden nicht schreien. Sie werden alles tun, was ich Ihnen sage. Es tut mir leid, daß ich Sie erschreckt habe, doch wenn Sie tun, was ich Ihnen sage, wird Ihnen nichts, rein gar nichts passieren. Haben Sie mich verstanden?«
    Er spürte am Arm ihre krampfhaften Schluckbewegungen.
    Es blieb ihm keine

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