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Mayday

Mayday

Titel: Mayday Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas H. Block , Nelson DeMille
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fester. »Und das wäre eine zwecklose Suchaktion. Eine Notwasserung bei diesem Seegang überlebt niemand.« Sloan ließ den Arm los und sprach ruhig weiter: »Admiral, mir widerstrebt weniger die Gefängnisstrafe, zu der wir verurteilt würden, als das Erniedrigende des ganzen Verfahrens. Wir werden als schlimmste Verbrecher behandelt werden. Von uns wird man in Kasinos und Offiziersmessen noch in zehn, fünfzehn Jahren nur mit Verachtung sprechen. Ist das ein angemessenes Ende einer verdienstvollen Laufbahn? Wenn Sie schweigen, erfährt niemand die Wahrheit. Durch ein Geständnis ist nichts zu gewinnen. Nichts! Die Toten sind tot. Die Marine und die Vereinigten Staaten sind intakt.« Er sprach in verändertem Tonfall weiter, als erstatte er eine dienstliche Meldung: »Leutnant Peter Matos ist bei der Explosion des Raketentriebwerks der unter seiner F-18 mitgeführten Phoenix umgekommen. Seine Familie wird sein Andenken in Ehren halten und seine Lebensversicherung sowie die üblichen Hinterbliebenenbezüge ausgezahlt bekommen. Auf seinen Namen wird nicht der geringste Schatten fallen.« Sloan machte eine lange Pause. »Admiral?«
    Hennings nickte wortlos.
    Sloan warf einen Blick auf die Wanduhr. 15.10 Uhr. »Wollten Sie nicht um 16.00 Uhr abfliegen?«
    »Ja«, antwortete Hennings geistesabwesend.
    »Dann schlage ich vor, daß Sie Ihre Sachen packen, Admiral. Sie haben nur noch 50 Minuten Zeit, und ich nehme an, daß Sie sich erst von Kapitän Diehl verabschieden wollen.«
    Hennings starrte den Commander aufgebracht an.
    »Außerdem«, fügte Sloan mit einer Handbewegung hinzu, die den vor Hennings liegenden unvollständigen Testbericht umfaßte, »verlasse ich mich darauf, daß Sie den Vereinigten Stabschefs gegenüber betonen werden, daß dieser bedauerliche Unfall keineswegs meine Schuld gewesen ist.«
    Randolf Hennings wandte sich schweigend ab und verließ den Raum E-334.
     

14
     
    John Berry saß bewegungslos auf dem Platz des Flugingenieurs. Einen Augenblick bevor das Abfallen der Triebwerksleistung von den Instrumenten angezeigt wurde, nahm Berry sie instinktiv wahr und wußte genau, was mit der Straton passierte. Er spürte, daß die Maschine leicht gierte, bevor die Verzögerungskräfte auf seinen Körper einwirkten.
    »John!« rief Sharon Crandall entsetzt. »Was ist los? Was ist passiert?« Das Instrumentenbrett vor ihr schien plötzlich nur noch aus blinkenden Lichtern und tanzenden Nadeln zu bestehen. Die Triebwerksanzeigen ließen ein rapides Abfallen der Schubleistung erkennen.
    Der laute Hornton der Überziehwarnanlage füllte das Cockpit mit seinem bedrohlichen Blöken.
    Linda Farley stieß einen schrillen Angstschrei aus, der das Warnsignal übertönte.
    Im Salon begannen die Passagiere, ihr ohnehin unsicheres Gleichgewicht zu verlieren: Sie gingen zu Boden oder torkelten nach vorn gegen die Trennwand zum Cockpit. Aus dem Salon drang eine Kakophonie von Schmerz- und Angstlauten nach vorn.
    Der Lärm gellte in Berrys Ohren, und die vielen Blinklichter blendeten ihn. Einige Sekunden lang war er wie gelähmt. Sein Magen rebellierte gegen den plötzlichen Übergang in einen steilen Sinkflug. Berry hatte Herzklopfen und eine trockene Kehle. Erst die volle Erkenntnis dessen, was man ihm angetan hatte, und der daraus entstehende Zorn brachten ihn wieder zur Besinnung. Er schlug mit der Faust auf die Arbeitsplatte des Flugingenieurs. »Scheißkerle! Verdammte Schweine!«
    Sein Blick glitt über das Instrumentenbrett vor ihm. Fast alle Nadeln und Signallampen waren aktiv, aber ihre Anzeigen waren zu kompliziert, als daß er sie hätte erfassen können. Er sah nur, daß alle vier Triebwerke ausgefallen waren – und daß die Stromversorgung zusammenbrach, weil die von den Triebwerken angetriebenen Generatoren immer langsamer liefen. Berry atmete tief durch und wartete noch einen Augenblick, bis seine Hände nicht mehr zitterten. Dann stellte er den Notstromschalter und die vier Schalter für die Treibstoffventile nach oben zurück.
    Crandall drehte sich nach ihm um. Sie mußte schreien, um das Warnhorn und Lindas Kreischen zu übertönen. »John, wir sinken! Stell die Schalter zurück! Beeil dich! Stell sie zurück!«
    »Ich hab’ sie schon zurückgestellt«, antwortete Berry laut. »Nur keine Panik! Bleib ruhig sitzen. Linda! Halt den Mund!« Er starrte wieder die Instrumente an und wartete auf irgendein Anzeichen dafür, daß die Triebwerke wieder Schub lieferten. Aber er sah und spürte nichts. Der

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