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Mayday

Mayday

Titel: Mayday Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas H. Block , Nelson DeMille
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den Elektronikraum. »Dies ist meine letzte Sendung. Ich steige jetzt aus.« Im Lautsprecher knallte es, als das Kabinendach abgesprengt wurde; dann rauschte die 500 Stundenkilometer schnelle Luftströmung ohrenbetäubend. Und im nächsten Augenblick detonierte der Sprengsatz, der Peter Matos mit seinem Pilotensitz aus dem Cockpit der F-18 schoß.
    Das immer lauter werdende, entnervende Röhren des unbemannten Düsenjägers füllte Raum E-334. Hennings bildete sich ein, sekundenlang das tosende Meer zu hören; dann ertönte ein dumpfer Schlag, und der Sender verstummte.
    Sloan schaltete das Funkgerät ab. »Das Flugzeug ist im Wasser«, sagte er in den Telefonhörer. »Der Pilot ist ausgestiegen.
    Peilen Sie seinen Schlauchbootsender an, sobald er unten ist … Ja, danke.« Er legte auf und löschte auf der Countdown-Uhr die restlichen Minuten Flugzeit, die Matos nicht mehr gehabt hatte. Die Anzeige 00.00 erschien ihm seltsam passend. Er setzte sich. »Wir können uns mit dem Bewußtsein trösten, Admiral, daß der Verlust einer F-18 ein geringer Preis für die Fortsetzung des Phoenix-Programms ist. Das Programm wird sich wie sein Namensvetter aus seiner eigenen Asche erheben.«
    »Ihre versuchte Metapher ist grotesk, unangebracht und geschmacklos, Commander. Mir geht’s im Augenblick nur um Leutnant Matos.«
    »Ja, natürlich. Matos hat eine gute Seenotausbildung. Sein Schlauchboot hält ihn über Wasser, und sein Druckanzug hält ihn trocken. Außerdem ist das Meer in diesen Breiten nicht allzu kalt.« Sloan lehnte sich zurück und schloß die Augen. Er stellte sich vor, wie Peter Matos, dessen Fallschirm von heftigen Auf- und Abwinden in Fetzen gerissen war, ins Meer stürzte. Dann erschien ein anderes Bild vor seinem inneren Auge: Matos kam heil herunter, blies sein Schlauchboot auf und kletterte hinein. Wie lange konnte er auf See überleben? Niemand suchte ihn. Vielleicht lag er tagelang im Sterben. Oder vielleicht starb er überhaupt nicht. Diese Möglichkeit bestand natürlich auch. Sloan stellte sich vor, wie der Leutnant von einem Rettungshubschrauber auf der Nimitz abgesetzt wurde: Peter Matos, an dessen Druckanzug aus irgendeinem Grund Seetang hing, stieg aus und kam übers Flugdeck auf ihn zu … Nein! Selbst bei gutem Wetter hatte er keine Chance, wenn die SAR-Staffel nicht das richtige Seegebiet absuchte.
    Hennings’ Stimme riß den Commander aus seinen Gedanken. Er öffnete die Augen und sah zu dem Alten auf. Der Admiral hielt den blauen Telefonhörer in der Hand.
    »Hallo? Hallo?« Er drückte mehrmals auf die Sprechtaste. »Hallo? Luft-See-Rettung?« Hennings starrte Sloan an und betrachtete dann die farbigen Bordtelefone. Er streckte langsam die linke Hand aus, schob das Schreibbrett zur Seite, stellte fest, daß die Apparate ausgeschaltet waren, und sah wieder zu Sloan hinüber.
    James Sloan erwiderte schweigend den Blick. »Tut mir leid, Admiral«, sagte er schließlich. »Das ist der einzige Ausweg für uns gewesen.«
    Hennings ließ den Telefonhörer fallen und hörte ihn auf den Fußboden knallen. Seine Stimme war nur ein Flüstern. »Sie … Sie verdammter Schweinehund! Sie Mörder! Mein Gott, wie konnten Sie nur …?« Vor seinen Augen drehte sich alles, und er konnte sich nur mit Mühe auf den Beinen halten. Er versuchte, Sloan zu fixieren, aber er sah vor sich nicht Sloan, sondern Sloans wahres Ich. »Wer sind Sie? Was sind Sie?«
    »Wir, Admiral. Wir.«
    Die Illusion verflog, und Hennings fand seine Selbstbeherrschung wieder. »Matos hat … er hat Vertrauen zu Ihnen gehabt … er ist einer Ihrer Männer …«
    »Wie ich sehe, kümmern Sie sich weniger um das Schicksal der 200 bis 300 Menschen, die wir mit der Straton in den Tod geschickt haben. Zählen Zivilisten etwa nicht?«
    Hennings stützte sich mit beiden Händen auf das Schaltpult und beugte sich nach vorn, um Sloan näher zu sein. »Sie kennen doch die Redensart ›Drei können ein Geheimnis wahren, wenn zwei von ihnen tot sind‹?« Er sah Sloan in die Augen. »Bin ich der nächste?«
    »Unsinn!« wehrte der Commander ab.
    Hennings richtete sich auf. »Wir müssen sofort die Rettungsstaffel alarmieren!« Er streckte eine Hand nach den Telefonschaltern aus.
    Sloan hielt ihn am Arm fest. »Nein, das wäre unsinnig. Wir haben bereits eine Flugzeugladung Zivilisten in den Tod geschickt. Wenn wir nach einem Mann, der uns erledigen kann, suchen lassen, können wir sie ebensogut alle suchen.« Er umklammerte den Arm des Alten noch

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