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Mayday

Mayday

Titel: Mayday Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas H. Block , Nelson DeMille
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ihr restlicher Instinkt, ihr primitiver Überlebenstrieb ihnen sagte, daß sie sich in Gefahr befanden. Ihre Gesichter und Arme waren mit geronnenem Blut aus den Verletzungen bedeckt, die sie sich während des steilen Sinkfluges im Gewitter zugezogen hatten.
    Sharon Crandall starrte sie entsetzt an. »John …«
    Linda Farley bemühte sich verzweifelt, nicht aufzuschreien. Dafür zitterte sie am ganzen Leib.
    »John!«
    Berrys gesamte Existenz hatte sich auf die Instrumente vor ihm und die Landebahn vor seiner Windschutzscheibe reduziert. »Kümmert euch nicht um sie! Bleibt sitzen! Linda, du nimmst den Kopf zwischen die Beine und bewegst dich nicht.« Nur eineinhalb Kilometer bis zur Landebahnschwelle. Noch 30 Sekunden. Die Straton war zu schnell und zu niedrig. Berry spürte, daß eine fremde Hand seinen Nacken streifte. Er versuchte, alles hinter sich zu ignorieren. Statt dessen konzentrierte er sich auf den Flughafen und seinen Anflug. Landeanflug.
    Er sah Lösch- und Rettungsfahrzeuge von allen Seiten auf die vorgesehene Landebahn zurasen. Ein Blick auf den Fahrtmesser zeigte ihm, daß die Maschine noch immer zu schnell war. So würden sie über die Landebahn hinausschießen und in der Bucht landen oder von dem Betonband abkommen und in Gebäude außerhalb des Flugplatzes rasen. Er nahm die Leistungshebel etwas weiter zurück.
    Während die Verkehrsmaschine auf die Landebahnschwelle zuflog, wurde Berry sich immer mehr des Gedränges hinter ihm bewußt. Plötzlich merkte er, daß jemand nur eine Handbreit von ihm entfernt stand. Berry sah nach rechts.
    Daniel McVary stand am rückwärtigen Rand der Mittelkonsole, beugte sich weit nach vorn und kam Sharon bedrohlich nahe. Die Passagiere wagten sich ebenfalls nach vorn: vorsichtig, zögernd, wie unerwünschte Besucher in einem prächtigen Herrenhaus.
    Crandall wich vor McVary zurück. »John …«, flüsterte sie kaum vernehmlich.
    »Bleib angeschnallt. Beweg dich nicht. Provozier sie nicht.«
    McVary streckte die rechte Hand aus und griff nach dem Steuerhorn des Kopiloten.
    Berry spürte den Gegendruck am Steuer und fühlte im nächsten Augenblick eine feuchtkalte Hand in seinem Gesicht. Er hörte Linda hinter sich hysterisch schluchzen. Die Landebahnschwelle war kaum noch einen Kilometer von ihnen entfernt. Ihre überhöhte Geschwindigkeit ging zurück, und der nichtexistente Treibstoff wurde weiterhin in die Triebwerke gepumpt. Berry schickte ein Stoßgebet zum Himmel. Er nahm die Leistungshebel weiter zurück und spürte McVarys Hand auf seiner. »Laß mich los! Verschwinde!« Er schlug nach der Hand des anderen.
    Daniel McVary, dessen rechte Hand noch immer das Steuerhorn des Kopiloten umklammerte, zog kräftig daran. Das war sein Steuer – soviel wußte er noch, obwohl er keine Vorstellung von seiner Wirkungsweise hatte.
    Berry fühlte, wie der Kopilot an dem zweiten Steuerhorn zerrte. Er drückte das Steuer des Captains mit aller Kraft nach vorn, um McVarys Ziehen entgegenzuwirken. Seine Arme schmerzten bereits. »Verschwinde, du Idiot! Du sollst loslassen! Um Himmels willen …«
    Crandall bearbeitete McVary mit den Fäusten. »Hör auf! Hör auf! Verschwinde! John! Bitte!«
    »Ich kann nicht mehr!« Sie hatten nur noch einen halben Kilometer zu fliegen, aber Berry merkte, daß McVary ihm an brutaler Kraft überlegen war. Was dem Kopiloten an Intelligenz fehlte, machte er mit bloßer Muskelkraft mehr als wett. »Sharon! Sieh zu, daß er losläßt! Sofort!«
    Crandall versuchte, die Finger des Mannes aufzubiegen, aber McVary hielt das Steuer mit geradezu übermenschlicher Kraft umklammert. Sie beugte sich nach vorn und biß ihn in den rechten Handrücken. Auch das blieb wirkungslos, denn McVary war nahezu schmerzunempfindlich.
    Daniel McVary zerrte nun erst recht an dem Steuerhorn des Kopiloten. Dadurch richtete die Straton 797 sich plötzlich steil auf, während die rechte Tragfläche gleichzeitig gefährlich nach unten sank. Die Überziehwarnanlage blökte mit kurzen Pausen wieder los und erfüllte das vollbesetzte Cockpit mit erschrekkendem Lärm. Mehrere Passagiere heulten auf. Linda begann zu kreischen.
    Die Menschen im Cockpit verloren das Gleichgewicht, als die Maschine sich aufrichtete. Sie stolperten rückwärts gegen die Trennwand zum Salon; einige von ihnen fielen gegen das Schaltpult des Flugingenieurs. McVary blieb auf den Beinen und hielt eisern das Steuerhorn fest.
    »Scheißkerl! Laß los, verdammt noch mal!« Berry wußte, daß er nur noch

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