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Mayday

Mayday

Titel: Mayday Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas H. Block , Nelson DeMille
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auf der Rumpfunterseite weiter. Als das Fahrwerk einknickte, war Berry nur wütend. Er war wütend auf sich selbst, weil er so weit gekommen war und dann doch nicht durchgehalten hatte.
    Aber noch war nicht alles verloren. Er lebte noch und hatte die Absicht, am Leben zu bleiben. Berry sah zu Sharon hinüber. Sie beobachtete ihn, als er nach den Leistungshebeln griff, und versuchte von seinem Gesicht abzulesen, ob sie leben oder sterben würden. Er nickte ihr zu, als wolle er sagen: »Wir sind noch längst nicht erledigt!«
    Berry schaltete die Triebwerke auf Schubumkehr und fuhr dann die Spoiler auf den Tragflächen als Bremsklappen aus, um die über die Landebahn rasende Maschine etwas mehr abzubremsen. Seine Füße betätigten die Ruderpedale, aber er sah, daß seine Bemühungen, das Flugzeug in der Landebahnmitte zu halten, wenig Einfluß auf ihre Richtung hatten.
    Unmittelbar vor dem Aufsetzen hatte er sich eine Zehntelsekunde lang vorgestellt, wie es wäre, wenn er die beschädigte Maschine vor dem Abfertigungsgebäude ausrollen lassen könnte. Aber jetzt wußte er, daß er viel Glück brauchen würde, um eine Explosion zu verhindern. Berry wünschte sich zum erstenmal in seiner Fliegerlaufbahn, keinen Treibstoff mehr zu haben. Aber selbst wenn die Triebwerke jetzt ausfielen, genügten die Treibstoffdämpfe in den Tanks, um eine vernichtende Explosion auszulösen.
    Er sah links neben der Landebahn einzelne Menschen davonlaufen. Auch die Rettungsfahrzeuge machten Platz. Berry forderte Sharon mit einer Handbewegung auf, sich zu ducken und die Arme schützend hochzunehmen, aber sie schüttelte den Kopf. Er sah sich um und stellte mit einem Blick fest, daß Linda ihren Kopf zwischen den Knien hatte. Die Passagiere stolperten und fielen durcheinander; einige von ihnen waren in den Salon zurückgerutscht, als die Straton sich durch McVarys Eingreifen aufgebäumt hatte.
    Das ohrenbetäubende Kreischen und Reißen des über Beton scharrenden Metalls füllte das Cockpit und ließ Berry zu keinem klaren Gedanken mehr kommen. Er sah wieder nach vorn und wartete die letzten Sekunden ab. Was die Straton betraf, konnte er nichts mehr tun – und zumindest das war eine willkommene Erleichterung.
    Die Straton rutschte auf Fitzgerald zu. Knapp 100 Meter von ihm entfernt brach sie plötzlich nach rechts aus, so daß ihr 25 Meter hohes Leitwerk langsam im Uhrzeigersinn zur Seite schwenkte. Fitzgerald ließ sich zu Boden fallen. Die riesige Straton füllte sein ganzes Gesichtsfeld, und er roch und spürte die heißen Triebwerksabgase, als die Tragfläche über ihn hinwegglitt. Er hob den Kopf und sah, wie die linke Tragfläche sich senkte und durchs Gras neben der Landebahn pflügte. Das äußere Triebwerk wurde abgerissen, rollte sich überschlagend davon und setzte das trockene Gras in Brand.
    Der Chefpilot sah erschrocken zu dem langsamer gewordenen Flugzeug auf. Er konnte erkennen, daß das Tragflächensegment um die herausgerissene Triebwerkshalterung ein Gewirr aus zerfetzten Drähten, Leitungen und Kabeln war. Aus der beschädigten Tragfläche schossen lange orangerote Flammenzungen, denen dichter schwarzer Qualm folgte. Innerhalb weniger Sekunden stand die ganze linke Tragfläche in Flammen, die Rumpfhöhe erreichten.
    Fitzgerald kam wieder auf die Beine und rannte hinter der weiterrutschenden Straton her. Zu seiner Verblüffung sah er rechts von sich Edward Johnson und Wayne Metz in die gleiche Richtung laufen. Bei Johnson war das noch verständlich. Johnson hatte Mut, das mußte man ihm lassen. Aber Metz … Was geht hier vor, verdammt noch mal?
    Die Verkehrsmaschine war erheblich langsamer geworden, sobald ihre linke Tragfläche den Grasboden aufpflügte, und die Drehbewegung um die eigene Achse zehrte weitere Bewegungsenergie auf. Das Flugzeug blieb nur etwa 100 Meter von Fitzgerald entfernt liegen.
    Rettungsfahrzeuge rasten auf die Straton zu, während die ersten Löschfahrzeuge die Maschine mit Schaum bedeckten, um den Brand zu löschen, bevor die Gase und Treibstoffreste in den Flächentanks explodierten.
    Vom Platz des Captains aus sah Berry die Feuerwand, die die linke Tragfläche einhüllte.
    Bevor das Flugzeug völlig zum Stehen gekommen war, löste Berry seinen Sicherheitsgurt, stand auf und beugte sich zu Sharon Crandall hinüber. Er bekam ihren Arm zu fassen und rüttelte kräftig daran. »Sharon! Sharon!« Sie war benommen, und er erkannte an ihrer auffälligen Blässe, daß sie einen Schock erlitten hatte.

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