Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mayday

Mayday

Titel: Mayday Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Thomas H. Block , Nelson DeMille
Vom Netzwerk:
Commander behielt Hennings im Auge, während er mit Matos sprach. »Zustand der Straton?«
    »Zustand unverändert.«
    »Verstanden. Erwarten Sie in Kürze Ihren Einsatzbefehl.«
    »Verstanden.«
    »Ende.« Sloan legte das Mikrophon weg und wandte sich an Hennings. »Wir müssen jetzt handeln, Admiral. Ich werde Leutnant Matos den Befehl geben, seine zweite Rakete ins Cockpit der Straton zu schießen. Ich bin davon überzeugt, daß an Bord dieser Maschine niemand mehr lebt. Wäre ein Pilot im Cockpit, hätte er längst einen Kurswechsel vorgenommen.« Er machte eine Pause und versuchte, Hennings’ Gesichtsausdruck zu deuten. »Ich möchte ein weiteres Argument anführen, das wir beide verstehen und mit dem wir uns abfinden können.« Sloan machte erneut eine Pause, bevor er im Gesprächston fortfuhr: »Wie Sie wissen, ist die Marine angehalten, Wracks zu versenken, die eine Gefahr für die Schiffahrt darstellen. Die Analogie trifft nicht ganz zu, aber dieses führerlose Flugzeug kann anderen Luftfahrzeugen gefährlich werden. Es befindet sich im Augenblick auf einer vielbeflogenen Route und …«
    »Unsinn!« protestierte Hennings. Aber das klang keineswegs überzeugt.
    »Die Straton könnte«, sagte der Commander unbeirrt, »sogar ins Radarfrühwarnsystem der Sowjetunion geraten. Natürlich gibt es dafür keinen Präzedenzfall, aber Sie können Gift darauf nehmen, daß die Marine oder Luftwaffe unter solchen Umständen den Abschuß eines derartigen Flugzeugwracks anordnen würde. Wir müssen es selbst beseitigen, weil es ein Luftfahrthindernis darstellt.« Sloan konnte nur hoffen, daß der pensionierte Admiral sich dadurch in seinem Sinne beeinflussen lassen würde.
    Hennings gab keine Antwort, aber in seinem hageren Gesicht arbeitete es. Er erinnerte sich an einen Vorfall, an dem er kurz nach Pearl Harbor als junger Leutnant z. S. beteiligt gewesen war. Die Besatzung seines Schiffes, des Zerstörers Davis, war dabeigewesen, die Besatzung eines schwer beschädigten anderen Zerstörers zu retten. Der Zerstörer Mercer machte keine Fahrt mehr und stand in Flammen, aber er schien nicht sinken zu wollen, und die Japaner hatten eine Kampfgruppe aus einem Schlachtschiff, einem Kreuzer und zwei Zerstörern zu ihm in Marsch gesetzt. Die US Navy wollte natürlich nicht, daß die Japaner eines ihrer Kriegsschiffe enterten und amerikanische Seekarten, Einsatzbefehle, Chiffrierunterlagen und neuartige Geschütze erbeuteten. John Billings, der Kommandant des Zerstörers Davis, wußte genau, daß sich an Bord des brennenden Schiffes noch Verwundete und Eingeschlossene befanden. Die Geretteten berichteten auch, daß Roger Bartlett, der Kommandant des Zerstörers Mercer, der aus der gleichen Crew wie Billings stammte, noch an Bord sei. Hennings erinnerte sich noch deutlich daran, wie der Kommandant sich ohne zu zögern an seinen Artillerieoffizier gewandt und ihm ausdruckslos befohlen hatte: »Mercer versenken.«
    Aber das war im Krieg gewesen. Dies war etwas anderes.
    Aber im Grunde genommen befanden sie sich im Kriegszustand, auch wenn dieser Krieg nie erklärt worden war … Falls die Straton mit Radar verfolgt wurde, beim Absturz gesichtet wurde oder in der Nähe eines Schiffes abstürzte, konnten die Trümmer geborgen werden. In diesem Fall ließ sich rasch feststellen, wodurch der Absturz verursacht worden war. Und diese Spur würde irgendwann zur Nimitz zurückführen. Darauf wollte Sloan hinaus, wenn er von seinem Luftfahrthindernis schwatzte.
    Und falls die Nimitz in Verdacht geriet, war der Teufel los. Amerika hatte die Angewohnheit, seine schmutzige Wäsche öffentlich zu waschen. Die Marine würde sich einem peinlichen Untersuchungsverfahren stellen müssen und von den Medien angegriffen werden. Die Russen würden begeistert sein. Sie würden behaupten – auch wenn sie’s nicht beweisen konnten –, die Straton sei von einer neuartigen Rakete getroffen worden, die nach dem Abrüstungsvertrag nicht hätte gebaut und erprobt werden dürfen.
    Hennings wußte genau, was die Vereinigten Stabschefs dann sagen würden: »Warum haben Hennings und Sloan, diese beiden Idioten, die Straton nicht vom Himmel geholt?« Das würden sie niemals anordnen, aber sie erwarteten, daß ihre Untergebenen es selbständig taten. Irgend jemand mußte die Schmutzarbeit erledigen und die Männer ganz oben schützen. Sonst war Amerikas Verteidigungsfähigkeit in größter Gefahr.
    Sloan hatte ihm lange genug Bedenkzeit gegeben.

Weitere Kostenlose Bücher