Mayday
bedauerlicherweise die Federal Aviation Agency an, die wir demnächst benachrichtigen werden. Was Pressemitteilungen betrifft, ist eigentlich nur eine notwendig: die abschließende.«
»Ed, mir geht’s jetzt nur darum, die Maschine heil nach Hause zu bringen«, wandte Ferro ein. »Die Unannehmlichkeiten, die später daraus entstehen können, interessieren mich herzlich wenig.«
Der Vizepräsident runzelte die Stirn. »Sie sollten sich aber dafür interessieren …« Dann klopfte er Ferro plötzlich auf die Schulter. Er hatte sich dazu gezwungen, die Tonart zu wechseln. »Okay, Sie haben recht. Wir müssen die Maschine heimbringen, bevor wir uns über andere Dinge den Kopf zerbrechen.«
Ferro wandte sich ab und trat an die Pazifikkarte. Ein mit Fettstift markiertes rotes Kreuz auf hellblauem Untergrund repräsentierte über 300 Schwerkranke und Verletzte auf dem Heimflug. Und der Gedanke, daß ihr Schicksal in den Händen Edward Johnsons lag, war nicht beruhigend. Ferro konnte nur hoffen, daß John Berry ein außergewöhnlich fähiger und urteilskräftiger Mann war.
Wayne Metz lehnte sich behaglich in die Polster seines silbergrauen Mercedes 500 SE zurück, während er auf der Interstate 280 die rechte Fahrspur benützte. Er stellte seinen Stereorecorder so ein, daß Benny Goodmans »One O’Clock Jump« genau richtig klang. Dann warf er einen Blick in den Innenspiegel. Die zwei Stunden Tennis von gestern hatten seinem sportlichen Teint gutgetan.
Er passierte Balboa Park und sah auf die Quarzuhr am Armaturenbrett. Er würde den San Francisco Golf Club so rechtzeitig erreichen, daß er sein Verhandlungskonzept nochmals durchsehen konnte, bevor er mit Quentin Lyle zu spielen begann. Er sah zum Himmel auf. Ein herrlicher Junitag. Genau das richtige Wetter für einen Vertragsabschluß auf dem Golfplatz. Bevor sie das neunte Loch erreichten, würde Lyle seine Fabriken bei der Beneficial Insurance Company versichert haben. Und bevor das Spiel zu Ende war, wollte Metz auch Lyles Speditionsunternehmen dazugewonnen haben. Er summte die Melodie aus dem Recorder mit, als er durch ein noch lauteres Summen unterbrochen wurde – durch den Rufton seines Autotelefons. Metz stellte die Musik leise und nahm den Hörer ab. »Ja?«
Im Hintergrund waren atmosphärische Störungen zu hören, bevor sich seine Sekretärin meldete. »Mr. Metz, hier ist Judy. Eben ist ein Anruf von Trans-United Airlines gekommen.«
Metz runzelte die Stirn. »Ja?«
»Ein Mr. Evans hat angerufen. Ich soll Ihnen ausrichten, daß Flug fünf-zwo, eine Straton sieben-neun-sieben, Trans-United eine Beschädigung des Flugzeugs gemeldet hat. Aber die Maschine fliegt und sendet noch, so daß der Schaden nach Mr. Evans Meinung nicht allzu groß sein kann.«
»Mehr hat er nicht gesagt?«
»Richtig, Sir.«
»Nicht allzu groß?«
»Ja, das hat er gesagt.«
»Augenblick, bitte.« Metz legte den Hörer in seinen Schoß, während er über die Alternativen nachdachte, die sich ihm boten. Aber im Grunde genommen existierten sie gar nicht. Trans-United war ein viel zu wichtiger Kunde, als daß er hätte vorgeben können, er sei unterwegs und nicht zu erreichen. Die Beneficial Insurance Company hatte nichts mit der Flugzeugversicherung zu tun; sie war nur für Haftpflichtschäden zuständig. Falls niemand zu Schaden gekommen war, brauchte er sich keine Sorgen zu machen. Metz griff wieder nach dem Hörer. »Okay, ich rufe gleich direkt an. Unter Umständen muß ich selbst hinfahren. Rufen Sie Mr. Lyle im Club an und entschuldigen Sie mich wegen eines Notfalls. Bestellen Sie ihm, daß ich versuchen werde, zur zweiten Runde dazusein – vielleicht schon früher. Geben Sie sich Mühe, damit die Sache nach einer Katastrophe klingt – aber lassen Sie die Trans-United aus dem Spiel. Haben Sie das alles? Ich rufe später zurück.«
»Ja, Sir.«
Metz legte auf und fuhr an der Ausfahrt San José Avenue vorbei. Mit etwas Glück brauchte er doch nicht auf dem Flughafen zu erscheinen. Er nahm den Fuß vom Gas und griff erneut nach dem Telefonhörer. Diesmal ließ er sich von der Zentrale mit New York verbinden und gab die Nummer des Präsidenten der Beneficial an. Sekunden später war Wilford Parkes Sekretärin am Apparat und verband ihn weiter.
»Wayne? Sind Sie’s?«
Metz hielt den Telefonhörer vom Ohr weg. Parke sprach wie viele ältere Männer etwas zu laut, wenn er telefonierte. »Ja, Sir.« Er warf einen Blick auf die Uhr. In New York gingen die Angestellten um
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