Mayra und der Prinz von Terrestra (German Edition)
erschreckte, sondern blieb er Djuma. Einem Djuma konnte sie sich zuwenden. Bei Prinz Ragnar war das schwieriger.
Mayra nahm Sattel, Zaum- und Putzzeug aus dem Reparaturraum, wo sie in der Mission ihren Platz gefunden hatten, und ging zum Pferch. Am Zaun kam Halda ihr entgegen. Die Stute hatte offensichtlich Lust auf Abwechslung und Bewegung. Mayra putzte sie schnell mit Bürsten, die ihr Will in der Stadt besorgt hatte. Sie sattelte und zäumte ihr Pferd und führte es durch die Schleuse nach draußen.
Den Weg zu Myrddins Höhle fand Mayra inzwischen sicher wieder. Mit allen Sinnen nahm sie ihre Umgebung in sich auf. Sie hörte dem Wind zu, der in den Blättern raschelte, beobachtete, wie die Sonne Schatten durch die Blätter auf den Pfad warf, und roch die Würze der Luft im Wald. Um sie herum leuchtete das Grün und Blau der Bäume, tupften Blüten rosa, orangefarbene und weiße Farbflecke ins Geäst. Mayra fand Terrestra wunderschön und wünschte sich, dass sie für immer dort bleiben könnte.
Ohne Zwischenfälle gelangte sie zur nun schon vertrauten Lichtung. Wie beim ersten Mal hackte Myrddin Holz. Er sah sie kommen, winkte ihr zu und fuhr dann mit seiner Arbeit fort. Ohne Hast setzte er einen Schlag nach dem anderen. Präzise in der Mitte geteilt, fielen die Holzscheite links und rechts zu Boden. Mayra führte Halda in den Verschlag, sattelte sie ab und holte ihr in einem Holzeimer Wasser. Rhythmisch klangen weiter Myrddins Schläge, während Mayra zu ihm hinüberging und sich neben ihm aufbaute, die Hände in die Hüften stützte. Myrddin registrierte sie mit einem Heben der Augenbrauen, aber hörte nicht auf, die Holzstücke zu spalten. „Wir erwarten hohen Besuch!“, informierte Mayra den alten Heiler. Weiter schwang Myrddins Axt. „Prinz Ragnar gibt uns die Ehre!“
„Aha?“ Keine Sekunde zögerte Myrddin und schlug weiter Holz.
Mayra gab es auf, Myrddin beeindrucken zu wollen. Sie sammelte die Scheite vom Boden und stapelte sie in den Unterstand neben dem Holzblock, wo sie hingehörten. „Warum hast du es mir nicht gesagt? Ich war völlig verzweifelt, und du hast es mir nicht gesagt!“ warf sie ihm vor.
Myrddin schlug die Axt in den Block und wischte sich den Schweiß von der Stirn. Ernst fragte er zurück: „War es mein Geheimnis?“
Mayra stockte einen Augenblick. „Nein“, gab sie zu.
„Was wäre passiert, wenn ich dir gesagt hätte, wer dein Freund in Wahrheit ist?“, fragte Myrddin weiter.
Mayra war von der Frage überrascht. Sie musste kurz überlegen. „Wenn du mir gesagt hättest, dass mein Freund Djuma eigentlich Prinz Ragnar ist, hm, dann wäre ich sauer geworden. Er hat mich angelogen!“
„Und was ist jetzt?“, setzte Myrddin nach.
„Äh. Alles ist gut. Fast alles. Ein bisschen komisch ist es schon. Ein Prinz und ich …“ Mayra brach ab. Es war aber auch zu ärgerlich mit Myrddin. Immer plapperte sie aus, was sie gerade dachte, auch wenn es noch so peinlich war.
„Gib ihm ein bisschen Zeit!“, forderte Myrddin sie auf. „Er verdient es.“ Er sah sie einen Augenblick eindringlich an, dann berührte er sie leicht an der Schulter und meinte: „Komm! Ich habe Meerschaumtee gekocht. Er hat jetzt genau so lange gezogen, dass er schmeckt.“
Sie hockten sich an die Feuerstelle. Während ihr Myrddin erklärte, wie man ein Feuer so aufschichtet, dass es schnell anfängt zu brennen, goss er ihr Tee in einen Becher und gab Mayra die dampfende Flüssigkeit. Vorsichtig nippte sie daran. Das Gebräu schmeckte auf angenehme Art süß und hatte den Duft von frischem Heu. Myrddin holte sich selbst einen Becher und hielt einen Vortrag über die sowohl stärkenden wie heilsamen Wirkungen des Meehrschaumtees. Anschließend knackte er Nüsse mit einer speziellen Zange. Die Schalen warf er in das Feuer in ihre Mitte, wo sie knackend zerplatzten. Die Kerne legte er auf ein Tuch in die Sonne zum Trocken. Nebenbei erklärte er die medizinische Verwendung der Nüsse. Nachdem sie sich dazu Myrddins Erlaubnis geholt hatte, legte sie ihren Transponder neben sich und aktivierte die Aufnahmefunktion. So konnte sie Myrddins Unterricht zu Hause jederzeit wieder aufrufen. Während Myrddin sprach, nippte Mayra an ihrem Tee und hörte aufmerksam zu. Sie mochte Myrddins Stimme. Die klang so beruhigend.
Die Zeit verging, und gerade als Mayra begann unruhig zu werden, sah sie, wie Djuma hinten am Waldesrand auf die Lichtung ritt. Er trug eine dunkle Reithose, ein blaues Hemd mit Goldstickereien
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