Mayra und der Prinz von Terrestra (German Edition)
tatsächlich Verpflichtungen. „Ja, in Ordnung!“, sagte Mayra daher. Ohne Djuma noch einmal anzusehen, ging sie nach draußen. Sie schüttelte den Diener ab und fand alleine zurück zu Halda im Außenhof.
Es war noch früh am Tag. Sie konnte unmöglich sofort zurück in die Mission reiten. In den sonnenlosen Räumen dort wäre sie erstickt! Daher lenkte sie Halda auf einen der Feldwege und trieb das Pferd in so schnellem Galopp, wie die Stute nur gehen konnte. Als Halda nass geschwitzt war und anfing schwer zu atmen, parierte Mayra durch zum Schritt. Erst jetzt merkte sie, dass auch sie selbst in Schweiß gebadet war. Geklärt hatte sich für Mayra auch durch den anstrengenden Ritt nichts. In ihr stieg die Angst hoch, dass sie sich in Djuma gründlich geirrt haben könnte.
Zurück in der Mission aß Mayra mittags gar nichts und auch abends hatte Mayra eigentlich keinen Hunger. Trotzdem ging sie zu dem gemeinsamen Essen in den Aufenthaltsraum. Sie brauchte etwas Vertrautes um sich. Lustlos schob sie ihr Essen mit der Gabel hin und her. Sie wusste nicht, was das viereckige, grünlich braune Stück vor ihr auf dem Teller war, und es war ihr auch egal. Ursula versuchte Mayra und Will in ein Gespräch über Independent-Design zu ziehen. Aber Mayra interessierte sich selbst an ihren besten Tagen nicht für Mode, und mit der burschikosen Unteroffizierin ein Gespräch über die Feinheiten von synthetischen contra naturgewachsenen Accessoires zu führen, war zu jeder Zeit hoffnungslos. Nach einer Serie von einsilbigen Antworten abwechselnd von Will und Mayra gab Ursula auf. Dem Admiral gegenüber nörgelte Adlan wieder wegen irgendetwas auf Terrestra herum. Bei einer Gesprächspause zwischen ihm und seinem Vorgesetzten fragte Mayra ihren Großvater: „Kann das sein, was ich da in der Stadt gehört habe? Dass heute ein Pferdedieb zu Tode verurteilt wurde?“
An Rogers Stelle antwortete Adlan schnell: „Ja, das stimmt. Von diesem Ragnar. Ein ganz harter Bursche, der. Hat ihm wahrscheinlich noch Spaß gemacht. Er liebt es, Leute zu schikanieren. Da kann ich ein Liedchen von singen!“
Mayra sah Adlan fassungslos an. Bevor ihr dazu etwas einfiel, sagte ihr Großvater: „Die Gesetze auf Terrestra, die sind das Problem. Hier fehlt das, worauf wir unsere Föderation gebaut haben. Der Respekt vor den Menschen. Das Recht auf Leben. Das Recht auf Selbstbestimmung. Der König kann doch tun und lassen, was er will.“ Er unterstrich, was er nun sagte, indem er mit dem Zeigefinger auf Mayra deutete. „Der König hätte sogar das Todesurteil aufheben können, wenn es ihm beliebt hätte. Aber es hat ihm nicht beliebt. So muss der arme Mann nun sterben.“ Rogers lehnte sich im Stuhl zurück. „Untragbar. Untragbare Zustände!“ Er machte eine kurze Pause und sprach dann mehr zu sich selbst als zu den anderen. „Ich kann es nicht länger aufschieben. Ich werde morgen den Antrag beim Senat stellen, dass Terrestra wieder Teil der Föderation wird. Wenn es sein muss, mit militärischem Druck!“ Einen Augenblick war Schweigen in der Runde.
Dann fragte Mayra: „Und was heißt das?“
„Krieg!“ kam es trocken von Will.
Der Admiral nahm einen Schluck von seinem sterilen Wasser. „Nein“, meinte er dann. „Sicher nicht. Philippus ist kein Dummkopf. Einen Kampf mit der Sternenflotte kann er nicht gewinnen. Das weiß er. Er wird einlenken.“
Mayra legte ihre Gabel weg. Ihr war endgültig der Appetit vergangen.
Kapitel 46
Am nächsten Tag ritt Mayra schon vormittags zu dem alten Heiler. Sie wollte mit Myrddin sprechen, bevor Djuma kam. Sie war immer noch durcheinander. Warum man überhaupt Menschen zu Tode verurteilte, verstand sie nicht. Warum Djuma so etwas tat, verstand sie schon gar nicht. Wie ein Häuflein Elend saß sie auf der Bank an der Feuerstelle, während Myrddin ihr gegenüber ein Körbchen aus dünnen Ästen flocht, das wohl zur Aufbewahrung von Arzneien oder Haushaltsgegenständen dienen sollte. Mayra hatte gerade erzählt, was sie im Palast erlebt hatte und wartete nun auf eine Antwort. Konzentriert flocht Myrddin weiter an seinem kleinen Korb. Als Mayra schon unruhig wurde, erklärte er schließlich in ruhigem Ton. „Du erzählst von den Steppenbewohnern, Mayra. Von dem Leben auf der Steppe weiß ich wenig. Vieles kenne ich also nur vom Hörensagen. Was ich weiß, ist, dass die Wege dort weit sind. Wenige Menschen haben mehr als ein paar Ziegen oder Schafe. Der Boden ist karg. Das Gras ist spärlich und
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