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Mayra und der Prinz von Terrestra (German Edition)

Mayra und der Prinz von Terrestra (German Edition)

Titel: Mayra und der Prinz von Terrestra (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marita Grimke
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ihr als Erstes ein, dass sie Djuma nicht sehen würde. Sie würde auch nicht mit Halda ausreiten. Sie würde den ganzen Tag – und womöglich alle folgenden Tage – eingesperrt bleiben in der Mission. Mayra setzte sich auf. Es war, als ob Tonnen auf ihren Schultern lasteten. Sie war nicht eigentlich traurig. Sie fühlte überhaupt nichts. Mayra stand auf, und selbst diese kleine Bewegung war mühsam.
    Nach dem Frühstück bestand Ursula darauf, dass Mayra sich ablenkte, und zwar indem sie etwas arbeitete. Ohne Mayra groß zu fragen, ob sie das auch wollte, drückte ihr Ursula ein großes, viereckiges Stück Leinen in die Hand und einen roten Faden. Sie setzte sich neben Mayra und zeigte ihr ein weiteres Mal, wie man stickt. Mayra hatte nicht das geringste Interesse an Sticken. Sie fand aber auch nicht die Kraft, Ursula abzuwehren. Das Ergebnis war eine Rose, die mehr aussah wie ein undefinierbares Knäuel. Ursula lobte sie trotzdem. „Sehr gut! Auf diese Weise lernst du eine nützliche Fähigkeit, kannst etwas Besonderes von Terrestra mitbringen nach Hause!“ Mayra nickte nur still. „Was machst du, wenn du wieder zurück bist auf Unionia?“ versuchte Ursula Mayra in ein Gespräch zu ziehen.
    Ohne von ihrem Kampf mit der Nadel in ihrer rechten und dem Stück Stoff in ihrer linken Hand aufzusehen, antwortete Mayra mit flacher Stimme: „Mich durch weitere vier Jahre Schule quälen.“
    Ursula legte ihre Arbeit in den Schoß und sah Mayra besorgt an. „Ist das wirklich so eine Qual?“, fragte sie ihre Enkelin mit sanfter Stimme.
    Die war nicht bereit, sich zu guter Laune verführen zu lassen. „Wir lernen da haufenweise Zeugs, das mich überhaupt nicht interessiert. Aua!“ Mayra hatte sich in den Finger gestochen. Blut quoll hervor, und sie steckte den Zeigefinger schnell in den Mund.
    Ursula beachtete ihr Missgeschick überhaupt nicht und nahm ihre Arbeit wieder auf. Wahrscheinlich war sie daran gewöhnt, sich beim Sticken zu verletzen. „Aber all das Zeug kann später mal sehr nützlich sein“, setzte sie ihr Gespräch fort, so als ob nichts geschehen sei. Mayra sagte nichts. Die Erörterung der Vorzüge der föderativen Schulbildung war das Letzte, worauf sie gerade Lust hatte. „Und was machst du, wenn du dich nicht in der Schule quälst?“ versuchte Ursula es mit einem anderen Gesprächsthema.
    „Nichts!“ antwortete Mayra knapp. Das entwickelte sich in die Richtung eines der vernünftigen Erwachsenengespräche, die Mayra von ihrer Mutter kannte und vor denen sie gehofft hatte, wenigstens auf Terrestra sicher zu sein. Ursula lachte. „Man kann nicht nichts machen, Mayra. Und wenn du Löcher in die Luft starrst! Man tut immer etwas.“
    „Ja, etwas höchst Sinnloses!“ In Mayra kochte plötzlich die Wut hoch. Sie schmiss ihren Stoff auf die Tischplatte und stand auf. „Ich kann nicht sticken! Und ich will auch nicht sticken!“, sagte sie energisch und ging Richtung Tür.
    „Mayra!“ rief ihr Ursula hinterher. Aber die reagierte nicht, sondern stürmte weiter auf ihr Zimmer. Dort riss sie ihre Reitkleidung aus dem Schrank. Sie musste hier raus. Sofort!
    An der Tür zum Vorratsraum stoppte Mayra. Gerade noch rechtzeitig erinnerte sie sich daran, sich ein paar illegal eingekaufte terrestranische Möhren als Bestechungsmaterial zu besorgen. Danach holte sie Sattel und Zaumzeug von ihrem Platz im Materiallager. Draußen auf der Weide graste die Stute ruhig am anderen Ende der Einzäunung. Als Mayra sie rief, hob Halda den Kopf und stapfte mit langsamen Schritten zu ihr hin. Mayra steckte die Hand mit einer Möhre aus und lockte sie: „Ja, so ist es brav. Nun komm schon. Das kannst du auch ein bisschen schneller.“ Am Tempo der Stute änderte Mayras Drängen überhaupt nichts. Aber schließlich war sie da und holte sich die Möhre von Mayras Hand. Geduldig blieb sie auch stehen, als Mayra sie aufzäumte und sattelte. Halda hatte wohl selbst Lust auf einen Ausritt. Jedenfalls spielten ihre Ohren wach und sie drängte an Mayras Hand regelrecht Richtung Schleuse.
    Als sie draußen waren, bemerkte Mayra, dass sie ihren Transponder vergessen hatte. Kurz überlegte sie, ob sie ihn holen sollte, entschied sich aber dann dagegen. Ihr war das Risiko zu groß, dass einer der Flottenangehörigen sie sah und sie stoppte. Eine andere Frage war, wo sie überhaupt hinreiten wollten. Djuma wollte Mayra auf keinen Fall begegnen. Richtung Palast und Richtung Stadt ging es also nicht. Auf Myrddin war Mayra gerade

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