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Mayra und der Prinz von Terrestra (German Edition)

Mayra und der Prinz von Terrestra (German Edition)

Titel: Mayra und der Prinz von Terrestra (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marita Grimke
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nicht gut zu sprechen. Auch der Weg schied aus. Mayra tätschelte Halda den Hals und drückte ihr dann sanft die Fersen in die Flanken. Sie würde einfach in Sichtweite der Mission durch die Felder reiten. Dort erwartete sie niemand. Nicht einmal ein von König Philippus ausgesandter Entführer würde sie ausgerechnet auf Feldwegen vermuten.
    So lenkte sie Halda bald vom Hauptweg, der ungepflasterten „Straße“, die zum Wald führte, weg. Abwechselnd im Schritt und im Trab, je nachdem wie gut der Feldweg gerade war, schlug Mayra einen großen Bogen durch die Felder und Wiesen, die die Mission umgaben. Es war keine Erntezeit. Das Land lag verlassen da und sie begegnete keinem Menschen. Jedenfalls traf sie niemand, bis sie vor sich ein Mädchen von vielleicht 17 Jahren an einem Graben sitzen sah. Die junge Terrestranerin, gekleidet in ein feines und teures Kleid aus grünem Leinen mit Spitzenbesatz, bemerkte sie nicht. Plötzlich zog sie ein Messer aus einer kleinen Tasche, hob es und schnitt sich den Arm auf. Mayra war geschockt. In rasender Geschwindigkeit nahm sie Einzelheiten wahr, das Messer, groß, blutig, in der rechten Hand des Mädchens, ihr verzweifeltes Gesicht, die Strähne ihres Haares, das sich aus der komplizierten Flechtfrisur gelöst hatte und nun im Wind tanzte, wie hell das Haar war, fast weiß, der Tropfen Blut, der vom Messer auf ihr Kleid fiel. An dem Punkt riss Mayra sich zusammen. Sie rief laut: „Stopp! Hör auf!“ und trieb Halda schnell zu dem Mädchen hin.
    Als Mayra rief, hatte die junge Terrestranerin kurz aufgeblickt, doch dann starrte sie wieder wie in Trance auf die Wunde an ihrem linken Handgelenk. Bevor Halda noch zum Stehen kam, war Mayra schon abgesprungen. Sie rannte auf die Fremde zu und riss ihr das Messer aus der Hand. Schwer atmend blieb Mayra stehen. Sie wusste nicht, was sie als Nächstes tun sollte, wie sie so da stand, mit einem Messer in der Hand vor einem blutenden Mädchen, das sie nicht kannte. „Hallo, ich bin Mayra!“, versuchte sie eine Verbindung herzustellen. Als die Worte heraus waren, fiel ihr auf, dass sie statt Terrestranisch Standard gesprochen hatte, das die junge Frau wahrscheinlich gar nicht verstand. Doch das Mädchen nickte. Mit tränenverschleierten Augen schaute sie hoch, ohne sich weiter zu rühren. Mayra kam sie vage bekannt vor, so als ob sie die Terrestranerin schon einmal irgendwo gesehen hatte. Mayra konnte sich aber nicht erinnern, wo das gewesen war.
    Als von dem Mädchen immer noch keine Reaktion kam, setzte Mayra sich einfach links neben sie und besah sich die verletzte Hand. Die Schnitte waren oberflächlich. Sie bluteten zwar, aber waren nicht gefährlich. Mayra schaute sich nach etwas um, womit sie die Wunden verbinden konnte. Auf so einen Notfall war sie nicht vorbereitet. Das Einzige, was ihr einfiel, war ihr Unterhemd. Ohne lange zu überlegen, zog Mayra erst ihren Pullover aus, dann das Unterhemd und zog ihren Pullover wieder an. Die Terrestranerin guckte zwar leicht erstaunt, aber ließ es sich gefallen, dass Mayra ihr das Hemd um das verletzte Gelenk wickelte und so die Blutung stoppte.
    „Was ist passiert?“, fragte Mayra sanft, diesmal auf Terrestranisch. Statt einer Antwort zog das Mädchen neben ihr den Arm weg und kauerte sich in sich zusammen. Sie starrte vor sich hin, so als ob sie von ihrer Umgebung nichts mitbekam und auch nichts mitbekommen wollte. Still blieb Mayra neben ihr sitzen. Etwas Besseres fiel ihr nicht ein, als das Mädchen mit ihrer Anwesenheit wenigstens ein bisschen zu trösten. Mayra spürte deutlich, wie tief unglücklich die junge Terrestranerin war. Sie waren ziemlich weit von der Stadt entfernt und Mayra war sich sicher, dass das Mädchen mit seiner aufwendigen Kleidung zur oberen Gesellschaftsschicht der Stadt gehörte. Sie musste mindestens eine Stunde gelaufen sein, um zu Fuß an diesen einsamen Ort zu kommen.
    Immer noch kauerte die Fremde völlig verkrampft neben ihr, und Mayra versuchte es schließlich mit einem: „Wie heißt du denn?“
    Das Mädchen zuckte zusammen, löste sich dann aber ein bisschen aus ihrer Starre und sagte leise: „Doreena, Tochter des edlen Danato!“
    „Doreena. Was für ein schöner Name!“, lächelte Mayra. „Doreena, mein Unterhemd ist kein besonders guter Verband für deinen Arm. Ich würde dich gerne nach Hause bringen. Mein Pferd kann uns beide gut tragen!“, schlug sie vor.
    Doch Doreena schüttelte entsetzt den Kopf. „Das geht nicht“, flüsterte

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