Mayra und der Prinz von Terrestra (German Edition)
Rogers.
Danato riss wieder sein Messer aus dem Gürtel. Djuma sah es und ließ es in seine Hand fliegen. So als ob dieser Vorgang die selbstverständlichste Sache der Welt sei, legte Djuma das Messer dann neben sich auf den Tisch. Ebenso selbstverständlich meinte er zu seinem Untertanen: „Danato, der Tod des Sternenmannes steht nicht zur Diskussion. Er unterliegt nicht der Gerichtsgebung Terrestras.“ Mit einem knappen „Nun?“ wandte der Prinz sich an Rogers.
„Was Adlan getan hat, war unverzeihlich“, sagte dieser bedächtig. „Ich bedauere das zutiefst und entschuldige mich bei dem Hause Danato, in meinem Namen, in Kapitän Adlans Namen und im Namen der Sternenföderation. Ich bedauere ebenso, dass ich die Tat nicht ungeschehen machen kann. Seien Sie versichert, dass mein ehemaliger Adjutant Adlan strafversetzt wird. Er hat nicht nur Ihnen Leid zugefügt, er hat auch die Sternenföderation verraten. Dienst auf den Strafkolonien für den Rest seines Arbeitslebens ist das, was ich als Sühne anbieten kann. Ich werde dafür Sorge tragen, dass Adlan für immer sein Tun bereut.“
Danato widersprach. Es gab noch einiges an hin und her. Doch als ihm klar wurde, dass Djuma und damit der König, sein oberster Herrscher, nicht mehr an Strafe für Adlan zuließ, stimmte Danato der Lösung zu. Er nahm sogar Doreena in den Arm. Als das Mädchen wieder in Tränen ausbrach, tätschelte er ihr etwas hilflos den Rücken.
Die Krise war ohne Blutvergießen beigelegt. Rogers ging zu Adlan, und Mayra folgte Djuma in den Flur. Sie wollte sich für seine Hilfe bedanken. Sie fand ihn, wie er sich gerade mit der Hand an der Wand abstützte. Er entlastete sein linkes Knie. Sein Gesicht verzog sich vor Schmerz. „Du bist verletzt!“, rief sie.
Djumas Kopf schoss hoch. Er hatte sie nicht kommen sehen. „Nichts Wichtiges. Ein Unfall!“, sagte er abweisend.
Mayra zuckte zusammen. Djumas Kälte tat ihr weh. Aber er hatte ein Recht dazu. Nachdem sie erklärt hatte, dass sie nichts mehr mit ihm zu tun haben wollte, ging es sie wohl wirklich nichts mehr an, was mit Djuma war. „Danke. Danke für deine Hilfe!“, sagte sie leise. Djuma nickte, ohne sie anzusehen. Vorsichtig versuchte er, sein Knie zu bewegen. Ohne noch einmal zu Mayra hinzusehen, löste er sich von der Wand und ging die Treppe hinunter. Mayra ließ ihm einen kleinen Vorsprung und folgte dann.
Vor Danatos Haus stand ein weiterer Soldat der königlichen Leibwache. Er hielt die Pferde, mit denen der Prinz und seine Soldaten gekommen waren, am Zügel. Der Mann hatte auch Halda bei sich. Mayra war erleichtert. Sie war bei ihrer Ankunft so aufgeregt gewesen, dass sie Halda einfach stehen gelassen hatte, in der vagen Hoffnung, sie schon irgendwie wiederzufinden. Während Mayra zu Halda ging, bemerkte sie Soris. Der Köhler stach aus der Stadtwelt heraus, weil seine Kleidung von Kohlenstaub beschmutzt und fast schwarz war. Soris beachtete sie aber nicht, sondern kam zögerlich auf Djuma zu, der bei Thandril stand. Sich einem Prinzen zu nähern, schien den armen Mann Überwindung zu kosten. Aus einigen Metern Entfernung sprach er Djuma an: „Herr!“
Djuma wandte den Kopf. „Soris, was machst du hier?“, fragte er. Leicht gebückt und zitternd kam der Mann näher. „Herr. Loru, meine Frau, sie braucht Hilfe. Ihr Kind kommt – und es kommt nicht richtig. Myrddin ist nicht da, und keiner der Ärzte in der Stadt ist bereit zu kommen.“ Tränen traten dem Mann in die Augen, liefen über seine Wangen und hinterließen Spuren auf der von Ruß geschwärzten Haut. „Bitte!“, fuhr Soris fort. „Ihr seid Myrddins Schüler. Ich habe euch beim alten Heiler gesehen. Ihr könnt uns helfen. Ich habe kein Recht, euch zu bitten. Aber ich bitte euch.“
Djuma schaute den Mann ernst an. Dann nickte er. „Danke!“, brach es aus dem Köhler heraus.
„Nimm dir eines der Pferde! Wenn wir reiten, sind wir schneller!“, sagte Djuma.
Soris schüttelte den Kopf. „Herr, ich kann nicht reiten.“
„Zu Fuß sind wir zu langsam. Wir müssen schnell zu deiner Frau!“ Djumas Stimme klang ernst. Doch wieder schüttelte Soris den Kopf.
Mayra ging zu den beiden hinüber. „Ich weiß, wo Soris’ Hütte ist. Ich komme mit!“
Djuma sah sie erst überrascht, dann wütend an. Mayra war sich sicher, dass er, wenn es eine Möglichkeit für ihn gegeben hätte, Mayras Angebot abzulehnen, das getan hätte. So starrte er sie nur einen Moment an und meinte dann: „Na gut!“ Djuma zog
Weitere Kostenlose Bücher