Mayra und der Prinz von Terrestra (German Edition)
sich mühsam hoch in Thandrils Sattel und Mayra holte Halda. Ohne zu schauen, ob Mayra ihm auch folgte, ritt Djuma los.
Kapitel 49
In den Straßen der Stadt kamen sie quälend langsam voran, obwohl die Terrestraner beiseite sprangen, um ihrem Prinzen Platz zu machen. Nachdem sie das Stadttor passiert hatten, ging es in vollem Galopp Richtung Wald. Mayra und Djuma sprachen kein Wort. Das lag nicht nur an dem schnellen Tempo. Schließlich fing Halda an, schnaufend zu atmen. Ihr Hals war klitschnass, und immer noch ohne etwas zu sagen, nahm Djuma die Geschwindigkeit etwas zurück. Thandril hatte eine bessere Kondition als die rundliche Halda. Er sah immer noch aus wie frisch aus dem Stall gekommen. Als sie sich der Abzweigung zu Myrddins Höhle näherten, sagte Mayra, dass sie dem Pfad ein kurzes Stück folgen müssten. Djuma nickte. Er parierte Thandril durch zum Schritt und ließ Mayra voranreiten. Einige Minuten später bog Mayra auf den kaum sichtbaren Trampelpfad ein, der zu Soris’ Hütte führte. Darüber, dass sie sich nun langsam durch die Bäume schlängelten, war Mayra froh. Sie war ähnlich am Rand ihrer Kräfte wie Halda. Die Oberschenkel taten ihr weh. Vorsichtig rieb Mayra darüber. Am nächsten Tag würde sie Muskelkater haben.
Als der Pfad sich zu der Lichtung bei Soris’ Kohlenmeilern öffnete, gellte der Schrei einer Frau. Mayra bekam eine Gänsehaut. Sie war noch nie bei einer Geburt dabeigewesen und schon gar nicht bei einer, bei der dringend ein Arzt benötigt wurde. Schnell trieben Mayra und Djuma ihre Pferde zur Hütte. Sie stiegen ab, und Djuma warf Mayra die Zügel zu. Nachdem sie beide Pferde angebunden hatte, folgte Mayra Djuma nach unten in die Hütte. Auf dem rechten der beiden Betten lag die Frau des Köhlers. Sie lag auf dem Rücken, hatte die Beine angezogen und keuchte. Um sie herum standen mit großen Augen ihre Kinder, Tammo, der wieder gesund schien, und seine jüngeren Geschwister. Mayra taten die Kinder leid und sie ging zu ihnen hinüber. Das musste schlimm für sie sein. Die Mutter hatte Schmerzen, der Vater war nicht da und niemand, der sich um sie kümmerte.
Als Mayra sich ihnen näherte, wichen die Kinder jedoch vor ihr zurück. Sie kannten Mayra nicht gut genug, und fremde Erwachsene waren für sie offensichtlich schlimmer als gar keine Erwachsene. So blieb Mayra schräg hinter Djuma stehen, der neben Loru kniete und leise mit ihr sprach. Mit ihrem Einverständnis legte er seine Hände auf ihren Bauch, schloss die Augen und schien zu lauschen. Nach einigen Augenblicken sah er Loru ernst an. „Das Baby liegt falsch herum. Der Kopf ist nach oben gerichtet, nicht zum Muttermund“, teilte Djuma ihr mit. Mit ängstlichen Augen sah die Frau ihn an. „Loru“, sagte Djuma sanft. „Es gibt Frauen, die ein Kind auch aus dieser Lage heraus gebären. Bei dir zieht sich die Geburt aber hin und ich vermute, es ist besser, wenn wir das Kind in die richtige Lage drehen.“ Lorus Augen wurden noch größer, als sie ohnehin schon waren. „Entspann dich, Loru, so gut es geht“, wies Djuma sie an. Wieder schloss Djuma die Augen und eine Weile passierte nichts. Mayra sah, wie er weiß wurde im Gesicht und anfing zu zittern.
Plötzlich stand er auf und zog Mayra in die andere Ecke des Zimmers. Die war beunruhigt, weil sie die Sorge in Djumas Augen sah. Sie sah auch, dass er schwer atmete und sich mit dem Rücken an der Wand abstützte. „Mayra“, sagte Djuma nicht nur leise, sondern auch in Standard. „Ich kann das Kind nicht drehen. Ich kann mich nicht konzentrieren. Ich habe keine Kraft mehr.“ Ernst sah er sie an. „Mayra, du musst das tun.“
„Was?“, platzte Mayra heraus und die Köpfe aller sechs Hüttenbewohner wandten sich ihr zu.
Ohne sich beirren zu lassen, fuhr Djuma fort. „Du hast eine magische Begabung. Du kannst das Kind drehen.“
„Nein!“ Mayra war entsetzt und trat instinktiv einen Schritt zurück.
So als ob sie gar nichts gesagt hätte, redete Djuma weiter. „Nimm mit den Händen Kontakt mit dem Baby auf. Dann dreh es auf genau die Weise, mit der du das Blatt hast schweben lassen, das Blatt, als wir bei Myrddin am Feuer saßen.“
Mayra schüttelte heftig den Kopf. Immer noch an die Wand gestützt, immer noch kalkweiß im Gesicht sprach Djuma einfach weiter. „Die Frau wird sterben, Mayra. Sie wird sterben, sie und das Baby, wenn du ihr nicht hilfst.“
Djuma hielt ihren Blick, und ein Feuerwerk von Gefühlen durchzuckte Mayra, Wut darauf, dass
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