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Mayra und der Prinz von Terrestra (German Edition)

Mayra und der Prinz von Terrestra (German Edition)

Titel: Mayra und der Prinz von Terrestra (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Marita Grimke
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er ihr das zumutete, und Angst zu versagen. Ihr Mitgefühl siegte.
    Mayra wandte sich von Djuma ab. Entschlossen ging sie zu der Frau und kniete sich an den Platz, den vorher Djuma eingenommen hatte. Sie legte die Hände auf die Stellen auf Lorus Bauch, an denen Djumas Hände gelegen hatten. Sie hatte Angst, die Augen zu schließen, und starrte stattdessen geradeaus, ohne wirklich etwas zu sehen. Sie spürte in Loru hinein und spürte auch das Baby und wusste, woher auch immer, wie es lag. Angst stieg in ihr hoch. Aber bevor die Angst sie überwältigen konnte, dachte Mayra einfach an das Blatt, das sie und Djuma hatten tanzen lassen, und so wie sie dem Blatt „gesagt“ hatte, wie es sich bewegen sollte, gab sie dem Körper des Babys den Impuls sich zu drehen. Loru stöhnte kurz auf, und Mayra stockte erschreckt. Aber Djuma sagte beruhigend: „Mach einfach weiter!“ Mayra ließ sich ganz darein fallen, dafür zu sorgen, dass der Kopf des Babys sich Richtung Muttermund drehte. Da war er dann auch, kaum eine Minute später. Bei Loru setzten Presswehen ein. Djuma war plötzlich neben Mayra, und während Loru noch laut schrie, hielt er ihr Kind in den Händen. Es war ein Junge und er brüllte lauthals aus kräftigen Lungen.
    „Oh, nein!“, entfuhr es Djuma. Mayra sah sofort, was er meinte. Ein nicht enden wollender Schwall von Blut ergoss sich aus Lorus Scheide auf das Bett. Die Frau wimmerte. Ohne ein Wort zu sagen, drückte Djuma Mayra das Baby auf den Arm. Er kniete sich wieder neben Loru, hatte die Hand auf ihrem Bauch, und fast augenblicklich wurde die Blutung weniger und stoppte dann ganz. Mayra seufzte erleichtert auf und legte Loru ihr neugeborenes Baby auf die Brust.
    In diesem Moment kam Soris zur Hütte herein. Er war außer Atem und sein Hemd war nass. Er musste fast die ganze Strecke von der Stadt hergerannt sein. Die Kinder schrien und begrüßten ihren Vater lauthals. Der warf sich voller Erleichterung neben seine Frau. Unter Tränen lachend küsste er sie, küsste sein Baby und fand zwischendurch noch Zeit, sich zu Djuma umzudrehen und ein herzliches „Danke!“ zu rufen. Djuma zog Mayra am Ärmel aus der Hütte. In diesem Tumult wurden sie nicht mehr gebraucht.
    Draußen band Djuma sein Pferd los, so als ob nichts geschehen sei. Doch Mayra blieb stocksteif stehen und fragte: „Wie hast du das gemacht?“
    „Was gemacht?“, fragte Djuma scharf zurück, während er Thandril die Zügel über den Kopf warf.
    „Das mit Loru! Das mit der Blutung. Die hat doch nicht einfach so aufgehört!“, bestand Mayra auf einer Antwort.
    Djuma lehnte sich an Thandril. Kurz angebunden erklärte er: „Ich sehe, ich spüre, was falsch ist. Ich setze einen Impuls, sodass der Körper weiß, wie es richtig ist. Was er tun muss. Wie er sich heilt.“
    „Danke“, sagte Mayra. Sie hatte nicht wirklich verstanden, was Djuma ihr vermitteln wollte. Was sie sehr deutlich spürte war, wie sehr sie ihn verletzt hatte, als sie bei Myrddin vor ihm davongelaufen war. Es half nichts. Es dunkelte und sie mussten nach Hause. Inzwischen war Djuma aufgesessen. Mayra zog Haldas Sattelgurt fest, stieg auf und folgte ihm. Sie kamen nicht weit, bis Djuma in sich zusammensackte. Für einen Augenblick hatte er das Bewusstsein verloren. Mayra trieb Halda neben ihn. Djuma sah wirklich nicht gut aus. Er wirkte völlig erschöpft. „Wir können nicht bis zurück in die Stadt“, hörte Mayra sich selbst und sehr entschieden sagen. „Das schaffst du nicht. Myrddins Höhle ist nicht weit. Vielleicht ist er auch wieder zurück.“
    Djuma sah sie erstaunt an. Diesen Ton hatte sie ihm gegenüber noch nie angeschlagen. Aber er dachte über ihre Worte nach und sagte dann leise: „Ich fürchte, du hast Recht.“ An der Abzweigung nahmen sie daher nicht den Weg nach links Richtung Hauptweg und Stadt, sondern wandten sich nach rechts. Wenige Minuten später hielten sie vor Myrddins Höhle.
    Der Heiler war nirgendwo zu sehen. Auch nachdem sie die Pferde in den Verschlag gebracht hatten, fanden sie die Höhle verlassen vor. „Wo ist Myrddin?“ Mayra wunderte sich.
    „Manchmal ist er ein paar Tage unterwegs, einfach nur um unterwegs zu sein, manchmal auch um Kräuter zu sammeln. Er wird genau dann wieder auftauchen, wenn es ihm passt. Aber nicht mehr heute.“ Djuma ließ sich schwerfällig auf eine Truhe fallen und hielt sich das verletzte Knie. „Mayra, deinen Großvater musst du unbedingt informieren, dass du bald zurück bist“, sagte er

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