McCreadys Doppelspiel
waren, entsannen sie ihres Quantico-Trainings, ließen sich auf den Boden fallen, rollten zur Seite und zogen ihre Waffen.
Remjanz wurde von einer einzigen Kugel am Hinterkopf getroffen und schlug hin. Sein Mörder wurde sofort von einem FBI-Agenten erledigt. Die zwei Banden, die Schwarzen und die Kubaner, stoben in verschiedenen Richtungen auseinander. Die ganze Schießerei dauerte sieben Sekunden und forderte zwei Todesopfer, einen Kubaner und den Russen, der in die Schußlinie geraten war.
Die Amerikaner verlassen sich gern auf die Technik und werden deshalb manchmal kritisiert. Niemand kann jedoch abstreiten, daß die Resultate oft ansehnlich sind, wenn die Technik auf Hochtouren läuft.
Die zwei Toten wurden ins nächste Leichenschauhaus gebracht, wo das FBI die Arbeit aufnahm. Die von dem Kubaner benutzte Faustfeuerwaffe wurde im Labor untersucht, lieferte aber keine Anhaltspunkte. Es war eine tschechische Star, deren Herkunft sich nicht klären ließ, die aber wahrscheinlich aus Zentral- oder Südamerika importiert worden war. Aufschlußreicher waren die Fingerabdrücke des Kubaners. Er wurde als Gonzalo Appio identifiziert und war dem FBI kein Unbekannter. Überprüfungen per Computer brachten rasch zutage, daß er auch bei der Drogenbehörde und bei der für Miami zuständigen Polizeibehörde erfaßt war.
Er wurde als Drogenhändler und Profi-Killer geführt. In einem früheren Abschnitt seines jämmerlichen Lebens war er ein Marielito gewesen, einer von den Kubanern, die in die >Freiheit< entlassen worden waren, als Castro in seiner Großherzigkeit sämtliche in seinen Gefängnissen und Irrenanstalten einsitzenden Kriminellen, Psychopathen, Päderasten und sonstigen gescheiterten Existenzen vom Hafen Mariel aus nach Florida verschiffte und Amerika durch eine List dazu brachte, sie aufzunehmen.
Das einzige, was man Appio nie nachgewiesen hatte, obwohl das FBI einen entsprechenden Verdacht hegte, war, daß er in Wirklichkeit als Killer für die DGI gearbeitet habe, die vom KGB kontrollierte Geheimpolizei Kubas. Der Verdacht gründete sich auf die mutmaßliche Beteiligung Appios an der Ermordung zweier prominenter und erfolgreicher castrofeindlicher Rundfunkjournalisten in Miami.
Das FBI gab die Akte an Langley weiter, wo sie tiefe Besorgnis auslöste. Der DDO, Frank Wright, nahm über Baileys Kopf hinweg direkt Kontakt mit Roth in London auf.
»Wir müssen es unbedingt wissen, Joe. Sobald wie möglich. Wenn an den britischen Vorbehalten gegenüber Minstrel irgendwas dran ist, müssen wir das wissen. Ab jetzt ohne Bandagen, Joe. Lügendetektor, keine Rücksicht auf Verluste. Fahren Sie hin, Joe, und stellen Sie fest, warum immer wieder was schiefläuft.«
Bevor Roth nach Alconbury abfuhr, traf er sich noch einmal mit Sam McCready. Es war kein erfreuliches Gespräch. Er war verbittert und wütend.
»Sam, wenn du was weißt, wirklich etwas weißt, mußt du jetzt deine Karten auf den Tisch legen. Ich ziehe dich zur Rechenschaft, falls wir in der Sache einen bösen Fehler machen, weil du nicht aufrichtig zu uns bist. Wir haben euch ja auch alles gesagt. Also raus damit, was weißt du?«
McCready sah seinen Freund ausdruckslos an. Er hatte schon viel zu hoch gepokert, um noch irgend etwas preisgeben zu können, was er nicht preisgeben wollte. Er steckte in einem Dilemma. Privat hätte er Joe Roth gern über Keepsake aufgeklärt, ihm die stichhaltigen Beweise gegeben, die nötig gewesen wären, um seinen Glauben an Orlow zu erschüttern, aber Keepsake tanzte wirklich auf einem sehr straff gespannten Seil, und dieses Seil würde schon bald Strang für Strang von den Leuten der sowjetischen Spionageabwehr durchtrennt werden, wenn diese erst einmal überzeugt waren, daß sie irgendwo in Westeuropa eine undichte Stelle hatten, und sich richtig ins Zeug legten. Er konnte es einfach nicht riskieren, Keepsakes Existenz preiszugeben, geschweige denn seinen Rang und seine Position.
»Du hast ein Problem, Joe«, sagte er. »Aber mach mich nicht dafür verantwortlich. Ich bin so weit gegangen, wie ich konnte. Ich glaube, wir sind uns darin einig, daß die Sache mit MiltonRice noch ein Zufall gewesen sein könnte. Aber zwei solche Zufälle kurz hintereinander?«
»Es könnte ja auch hier bei euch eine undichte Stelle sein«, sagte Roth, bereute es aber sofort.
»Unmöglich«, sagte McCready ruhig, »wir hätten Ort und Zeit der Verhaftung in Washington kennen müssen. Und das war nicht der Fall. Entweder hat Orlow
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