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McDermid, Val

McDermid, Val

Titel: McDermid, Val Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vatermord
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aktuellen Fall mitgeteilt hatte, hatte er
angerufen und es ihr vorgeschlagen. Sie hatte geseufzt und gesagt: »Warum
nicht? Das Thai-Restaurant in der Fig Lane ist gewöhnlich samstags nicht so
voll, dort sind ja nur Büros.« Natürlich kam sie zu spät. Aber es störte ihn
nicht. Er hatte Verständnis für den Zeitdruck und wusste, dass sie so bald da
sein würde, wie sie konnte. Er saß an einem Fenster im ersten Stock des
Restaurants, beobachtete die stille Straße unten und trank ein Singha-Bier. Man
konnte den Samstagnachmittag auf unangenehmere Art und Weise verbringen. Und
das Fußballspiel begann erst um vier, also würde er nichts verpassen, es sei
denn, sie kam entsetzlich spät. Als ihm dieser Gedanke durch den Kopf ging,
erblickte er plötzlich Carol, die mit wehendem Mantel - wie das Cape eines
Superhelden - die Straße herunterkam. Ihr Anblick munterte ihn auf. Ein kurzer
Blick über die Schulter, als sie sich näherte, und dann verschwand sie unter
dem Vordach des Restaurants. Mit einem Schwall kalter Luft verließ sie das
Treppenhaus und beugte sich zu ihm hinüber, um seine Wange mit ihren Lippen zu
streifen. Ihre Haut war kalt, aber gerötet von der plötzlichen Wärme im Lokal.
»Schön, dich zu sehen«, sagte sie, warf ihren Mantel über den Stuhl und setzte
sich. »Wie war's in Worcester?«
    »Ich wurde fast verhaftet«,
erwiderte er.
    Carol lachte. »Das kann nur
dir passieren«, meinte sie. »Wie hast du das geschafft?«
    »Lange Geschichte. Der Auftrag
war ...« - er streckte die Hand aus und wackelte kurz damit - »so weit in Ordnung.
Nicht einfach, was das Profil angeht. Sie werden mit dem Fall ihre Mühe haben.
Und er wird wieder morden, wenn sie nicht an ihn herankommen.«
    »Das ist eine Enttäuschung.
Ich weiß, dass du gern das Gefühl hast, einen entscheidenden Impuls zu geben.«
Er zuckte mit den Achseln. »Manchmal hängt es eben nicht von mir ab. Aber wie
geht's bei dir? Ich habe dich heute Vormittag im Radio gehört. Es hört sich
an, als hättest du mehr als genug zu tun.«
    »Und wie!« Carol nahm die
Speisekarte. »Ich weiß gar nicht, warum ich reinschaue, wo doch sowieso klar
ist, dass ich Frühlingsrollen und Pad Thai Gai nehmen werde.«
    »Ich auch.« Er winkte der
Bedienung, und sie bestellten beide, Carol nahm noch ein großes Glas Wein zu
ihrem Essen dazu.
    »Wie sieht's aus?«, fragte
Tony.
    »Wie für deine Leute in
Worcester, wir werden unsere Mühe haben. Verdammt wenig, wovon wir ausgehen
können. Wir beten nur, dass die Gerichtsmedizin etwas findet.«
    »Ich weiß, dass Blake sagt,
ich bin tabu. Aber wir können doch sicher inoffiziell darüber reden, oder? Ich
werde dir helfen, so gut ich kann«, bot Tony an.
    Sie sah auf den Tisch hinunter
und spielte mit den Essstäbchen. »Ich weiß das zu schätzen.« Eine Pause, dann
trafen sich ihre Blicke, aus Carols Gesichtsausdruck ließ sich jedoch nichts
schließen. »Aber ich kann es nicht annehmen.«
    »Warum nicht?«
    »Weil es nicht richtig ist.
Wenn wir dich nicht bezahlen, haben wir kein Recht auf dein Wissen. Ich bin
nicht bereit, unsere Freundschaft auszubeuten.«
    »Aber genau deshalb ist es
doch keine Ausbeutung. Weil wir Freunde sind. Freunde helfen einander. Freunde
sind für einander da.«
    »Das weiß ich. Und ich hoffe,
dass du für mich privat da sein wirst. Ich will deine Unterstützung, ich will
kommen können und mit dir zusammensitzen, abends ein Glas Wein trinken und die
Dinge erzählen, die ich nur jemandem mitteilen kann, der mich mag. Aber ich
kann dir nicht die Sachen sagen, die du als Profiler wissen willst.« Ihr Wein
kam, und sie nahm einen langen Schluck.
    Er konnte es nicht leugnen, es
gefiel ihm, dass sie an ihn als jemanden dachte, auf den sie sich stützen
konnte. Aber er hatte Mühe mit der Logik ihrer professionellen Haltung. »Das
ist doch albern. Wenn ich dächte, es würde mir bei meinem Profil für West
Mercia helfen, würde ich dir alles erzählen. Weil du die beste Kripobeamtin
bist, mit der ich je zusammengearbeitet habe. Es ist mir egal, woher ich mir
Hilfe hole. Ich habe für diesen Fall schon Fiona Cameron gelöchert, und sie
wird nicht bezahlt«, widersprach er. »Das ist deine und Fionas Sache. Tony,
wenn Blake meint, er bekommt das Produkt deines Scharfsinns aufgrund unserer
Beziehung, obwohl er dich nicht mehr bezahlt, dann muss man ihm zeigen, dass er
sich irrt. Bis er das begriffen hat, rede ich nicht mit dir über die
Einzelheiten dieser Fälle. Du wirst dich wie alle

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