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McDermid, Val

McDermid, Val

Titel: McDermid, Val Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vatermord
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sie also, bevor sie
eigene Kinder haben können?«
    »Das gehört dazu.«
    »Es geht also darum, dass sie
die letzten ihrer Linie sind? Deshalb sind es nur Kinder?«
    »Richtig.«
    Tony ging zu seinem eigenen
Stuhl zurück, wusste aber nicht, wie er weitermachen sollte. Er hatte das
Gefühl, dass er kurz davor stand, etwas zu fassen zu bekommen, aber es entzog
sich immer wieder seinem Zugriff. Er kehrte zu den Opfern zurück, rief sich
ihre Bilder ins Gedächtnis, und wieder fiel ihm die latente Ähnlichkeit auf.
»Sie sehen alle aus, wie du ausgesehen hast«, sagte er leise. »Deshalb wählst
du sie aus. Du hast deine Opfer nach deinem eigenen Bild ausgewählt.« Auf dem
anderen Stuhl: »Und was, wenn es so wäre?«
    »Du tötest dein eigenes Bild.«
Er schüttelte den Kopf und begriff nichts. »Aber die meisten Serienmörder
wünschen sich Unsterblichkeit. Sie wollen sich einen Ruf erwerben. Du tust das
Gegenteil davon. Du willst dich auslöschen, aber aus irgendeinem Grund
beseitigst du Kinder, die wie du aussehen, statt dich selbst umzubringen.« Es war
ein Rätsel. Und doch meinte er, eine Art Durchbruch geschafft zu haben. So war
es oft bei diesen Dialogen. Er wusste nicht, wie er es machte oder warum es
funktionierte, aber der Prozess schien ein unbewusstes Verständnis
freizusetzen.
    Tony begriff nicht, wie diese
letzte Einsicht ihnen helfen würde, den Mörder zu finden. Aber er wusste, dass,
sollten sie ihn aufspüren, dies der Schlüssel sein konnte, ihn zu knacken. Und
für Tony war es mindestens so wichtig, den Grund dafür herauszufinden, wie die
Entdeckung, wer der Täter war.
     
    Es war schon später
Nachmittag, als Bill Carr mitten in der Pampa anhielt. Ambrose war verblüfft,
wie leer und öde die Landschaft hier war. Vor nicht einmal zehn Minuten hatten
sie den Stadtrand hinter sich gelassen, aber hier draußen am Anfang der
hügeligen Moore war es, als gäbe es Manchester gar nicht. Trockenmauern säumten
die schmale Straße. Hinter ihnen erstreckten sich Hänge mit struppigem
Weideland, wo Schafe gleichgültig grasten. Die Felder wurden von dichtem
Nadelbaumbestand unterbrochen. Seit sie von der letzten kleinen Straße auf
diese abgebogen waren, war ihnen kein Fahrzeug mehr begegnet. »Ich versteh das
nicht«, meinte Ambrose. »Wo ist denn das Haus?«
    Carr zeigte nach vorn, wo die
Straße sehr bald eine enge Kurve beschrieb und verschwand. »Es ist eine Meile
weiter unten. Sobald Sie um die Kurve kommen, werden Sie von den Kameras
erfasst. Es gibt auf diesen Straßen meilenweit keine staatlichen
Überwachungskameras, Warren und Diane haben ihre eigenen installiert. Sie sind
etwas paranoid, wenn es um Sicherheit geht. Aber dafür zahlen ihre Kunden
schließlich, nehme ich an. Also, hier überlass ich es dann Ihnen. Folgen Sie
einfach der Straße. Sie werden den Zaun sehen. Beim Tor ist 'ne Parkbucht. Sie
müssen sich über die Sprechanlage melden.«
    Ambrose schaute in den
Seitenspiegel, um sich zu vergewissern, dass seine Begleiterin hinter ihnen
war, und stieg dann aus. Er beugte sich noch einmal in den Wagen zurück. »Danke
für die Hilfe.«
    »Sagen Sie zu Warren nichts
davon, okay?« Carr blickte etwas verunsichert drein, fing sich aber wieder.
Ambrose fragte sich, ob sein Cousin Carr für den Postdienst zahlte. Wenn ja,
wäre das ein triftiger Grund, dass es ihn so nervös machte, ihnen den Weg
gezeigt zu haben. »Ich halte Sie da raus«, versprach er. Er hatte kaum die Tür
zugemacht, als Carr seinen Wagen scharf wendete und in Richtung Manchester
zurückfuhr. Ambrose schaute ihm einen Moment hinterher, dann nahm er neben
seiner Begleiterin Platz. »Geradeaus weiter«, sagte er. »Vorn ist links ein
Tor.« Es war genauso, wie Carr es beschrieben hatte. Die Straße führte um eine
Kurve, und eine Baumreihe wich einem zwei Meter hohen Maschendrahtzaun. Eine
Kamera war auf der Ecke montiert, weitere wurden auf dem Zaun sichtbar. Hinter
der Einfassung erstreckte sich bis zu einer Gruppe altertümlicher grauer
Steinbauten kräftiges Moorgras. Als sie näher kamen, erkannte Ambrose das
Farmhaus und zwei große Scheunen. Schon von der Straße aus sah er, dass eine
der Scheunen Stahltüren hatte und auf dem Dach Abluftgeräte von Klimaanlagen
montiert waren. Sie stoppten am Tor, wo auf einem Schild nur einfach
>DPS< geschrieben stand, und meldeten sich über die Sprechanlage.
    »Halten Sie Ihre Ausweise aus
dem Fenster, damit die Kamera sie erfassen kann«, sagte eine knackende Stimme.
Ambrose

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