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McDermid, Val

McDermid, Val

Titel: McDermid, Val Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vatermord
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lassen.
    Jetzt, im Mittelpunkt des
Geschehens, fand Ambrose seinen Auftrag nicht mehr so aufregend. Aber das war
in Ordnung. Er hatte kein Problem mit der Tatsache, dass ein wesentlicher
Anteil der Polizeiarbeit einfach nur Plackerei war. Er war in Manchester mit
einer Liste von dreiundfünfzig Fahrzeugen angekommen, die hier gemeldet und an
dem Tag von Jennifer Maidments Ermordung und Entführung in Worcester gewesen
waren. DCI Andy Millwood war sehr entgegenkommend gewesen und hatte ihm einen
Schreibtisch im Referat Kapitalverbrechen gegeben. Er hatte Ambrose eine
Hilfskraft überlassen - eine Polizistin in Uniform, die den Zivilfahndern zugeteilt
war, um zu sehen, ob ihr die Arbeit gefiel -, die Ambrose in der fremden Stadt
chauffieren und ihm bei seinen Befragungen assistieren sollte. Millwood hatte
geklungen, als böte er ihm eine äußerst wertvolle Hilfe an, aber Ambrose
wusste, dass solch ein Neuling am ehesten entbehrlich war. Und dass sie dabei
war, um ihm zu helfen, aber auch, um ein Auge auf den ortsfremden Typen zu
haben. Aber trotzdem war es besser als nichts.
    »Wir glauben, dass der Beruf
unseres Täters mit der IT-Branche zu tun hat«, erklärte Ambrose. »Aber das ist
nur eine Ver mutung,
nichts Endgültiges, wir müssen also aufgeschlossen bleiben. Wir wollen wissen,
ob sie ein Alibi haben für die Zeit, in der sie in Worcester waren. Was sie
gemacht haben. Wo sie hingingen. Mit wem sie zusammen waren.«
    »Ja, ja, hab verstanden«,
antwortete seine Hilfskraft gereizt. Sie war eine bullige, kurzbeinige Person
von der gröberen Sorte, aber ihr unscheinbares Gesicht wurde durch einen üppigen
Schopf blauschwarzer Haare und leuchtend dunkelblaue Augen aufgewertet.
Ambrose hatte das Gefühl, dass sie ihm gegenüber argwöhnisch war. Er war nicht
sicher, ob der Grund seine Hautfarbe oder die Tatsache war, dass er von außerhalb
kam. »Es ist eine ziemlich eng bebaute Gegend. Hauptsächlich viktorianische
Reihenhäuschen und große Doppelhäuser, viele davon sind jetzt
Studentenwohnungen.«
    »Also, legen wir los.«
    Vier Stunden später waren sie
zehn Hinweisen nachgegangen und mit zahlreichen empörten Mittelschichtsbürgern
aneinandergeraten. Zumeist hatte es sich um die Sorte Mensch gehandelt, die
ihre Rechte sehr wohl kannte, sich gerne reden hörte und sich beschwerte, dass
die Regierung ihre Bürgerrechte aushöhle. Das war ein bei allen Altersgruppen
beliebtes Thema, von Studenten bis zu Anwälten der Rechtsberatung. Ambrose,
der an die Kleinstadt gewöhnt war, wo sich politische Gruppierungen in
einzelnen Straßen statt ganzer Vororte konzentrierten, war von diesem geballten
Proteststurm überwältigt.
    Aber nachdem ihre
Gesprächspartner ihre pointierten Ansichten geäußert hatten, zeigte sich, dass
auch sie gesetzestreue Leute waren. Acht hatten hieb- und stichfest belegen
können, wo sie waren und wen sie getroffen hatten, Informationen, die sich
leicht durch einen Anruf oder einen Besuch durch die Kollegen in Worcester
überprüfen ließen. Einer hatte die Autobahn nur verlassen, um das Essen in
einem neu eröffneten Pub zu probieren. Er hatte eine Quittung mit dem Aufdruck
der Uhrzeit vom Pub und eine zweite von einer Tankstelle am Stadtrand von Taunton,
die deutlich belegten, dass er Jennifer nicht getötet haben konnte. Der zehnte
hatte Ambroses Antennen in Schwingung versetzt, aber je länger er mit ihm
sprach, desto klarer zeigte sich, dass die Gründe nichts mit dem Mord zu tun
hatten. Der Mann, der einen Stand auf einem Markt betrieb, hatte offensichtlich
etwas zu verbergen - aber nicht das, was sie suchten. Als sie weggingen, trippelte
die Polizistin neben ihm her, um Schritt zu halten, und Ambrose empfahl:
»Vielleicht könnten Sie den Kollegen von hier mal raten, sich in seiner Garage
umzusehen. Ich wette, die ist bis unter die Decke vollgestopft mit
raubkopierten DVDs, gefälschten Parfüms und Markenuhrenimitaten.« Sechs weitere
Fahrzeugbesitzer waren nicht zu Hause. Ambrose und die Polizistin hatten in
einem Café zu Mittag gegessen, als Patterson mit der verblüffenden Nachricht
anrief, dass der Mord an Jennifer jetzt dank des Schlaumeiers Tony Hill mit
drei anderen in Bradfield in Zusammenhang gebracht worden sei. Noch mehr
überraschte es, dass die Opfer Jungen waren. Jetzt hatten sie den Zeitpunkt von
drei weiteren Entführungen, die sie nutzen konnten, um die Alibis ihrer
potenziellen Verdächtigen abzuklopfen. Ambrose beendete das Gespräch und
lächelte grimmig. »Wir

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