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McDermid, Val

McDermid, Val

Titel: McDermid, Val Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vatermord
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nicht ungewöhnlich, verstehen Sie. Sie haben überall Kunden.«
    »Kunden wofür?«
    »Sie bieten Internetsicherheit
an, Datenspeicherung - was immer das bedeutet. Alles böhmische Dörfer für
mich.« Die Härchen auf Ambroses Armen stellten sich auf. Es begann sich nach
einem Volltreffer anzuhören. »Wo kann ich Ihren Cousin Warren denn finden?«,
fragte er so beiläufig wie möglich.
    Carr drehte sich um und ging
auf eine Kabine in einer Ecke der Werkstatt zu, in der das Büro untergebracht
war. »Sie sind draußen am Rand des Moors«, sagte er über die Schulter. »Ich
gebe Ihnen die Adresse, aber Sie werden sich wahrscheinlich durchfragen müssen.«
    Ambrose folgte ihm
blitzschnell. »Wenn es Ihnen nichts ausmachen würde, Mr. Carr, wäre es mir
lieber, wenn Sie mitkommen und uns den Weg zeigen könnten.« Carr warf ihm
einen verdutzten Blick zu. »Wie ich schon sagte, ich gebe Ihnen eine
Wegbeschreibung.« Ambrose schüttelte sanft lächelnd den Kopf. »Sehen Sie, Mr.
Carr, die Sache ist nicht ganz so einfach. Wie ich schon sagte, es geht um eine
ernste Angelegenheit. Ich will nicht, dass Sie Ihren Cousin anrufen, sobald wir
hier rausgehen. Ich will nicht, dass Sie ihm sagen, zwei Polizisten kommen zu
ihm und wollen mit ihm über sein Auto sprechen. Denn, verstehen Sie, Mr. Carr,
ich will nicht, dass Ihr Cousin Warren beschließt abzuhauen, bevor ich
Gelegenheit habe, mit ihm zu sprechen.«
    In Ambroses Stimme lag eine
schneidende Schärfe, die nur ein Dummkopf ignoriert hätte.
    Es dämmerte Carr, dass es am
besten war, mit Würde nachzugeben. Er breitete die Hände aus. »Ich kann
verstehen, dass Sie die Situation so einschätzen. Und ich bin froh, dass Sie
mir nicht drohen. Ich sag Ihnen was: Fahren Sie doch mit mir in meinem Wagen,
und Ihr Mädel hier kann in Ihrem Auto hinter uns herfahren. So kann ich gleich
abdüsen, wenn wir ankommen, und Warren braucht nicht zu erfahren, dass ich es
war, der ihn verpfiffen hat.«
    »Haben Sie Angst vor Ihrem
Cousin, Mr. Carr?«
    Carr warf wieder den Kopf in
den Nacken und lachte. »Sie machen wohl Witze? Ich hab keine Angst. Aber
verstehen Sie das nicht? Ich mag Warren. Er ist ein guter Kerl. Ich will nicht,
dass er das Gefühl hat, ich verpetze ihn, Sie Nuss.« Zum ersten Mal klang Carr
verärgert. »Ich weiß jedenfalls, dass ich sauer wäre, wenn jemand die Polizei
zu mir bringen würde.« Ambrose dachte über den Vorschlag nach und konnte nichts
Nachteiliges daran finden. Carr schien sowohl entgegenkommend als auch
harmlos. Auch wenn ihm der Gedanke unlieb war, dass jemand die Polizei zu ihm
einlud, war das nicht notwendigerweise ein Zeichen von Schuld. »Also gut«,
sagte Ambrose. »Zeigen Sie uns den Weg, Mr. Carr.«
     
    Es hatte vor Jahren als
Experiment begonnen, aber inzwischen gehörte es zu Tonys Handwerkszeug, mit
dem er sich in die labyrinthische Psyche eines Mörders einfühlte. Er stellte
zwei Stühle einander gegenüber, jeden unter einem eigenen Lichtkegel. Er setzte
sich auf den einen Stuhl und stellte eine Frage. Dann stand er auf und nahm auf
dem anderen Stuhl Platz, um sich einer möglichen Antwort anzunähern. Nachdem
er jetzt so viel wie möglich aus den Akten aufgenommen hatte, musste er diese
Technik anwenden. Die Ellbogen auf die Knie gestützt, das Kinn auf die Fäuste
gelegt, saß er da und starrte den leeren Stuhl ihm gegenüber an. »Es geht hier
nicht um Lust, nicht wahr?« Dann stand er auf und ging zum anderen Stuhl
hinüber, wo er sich mit breit gespreizten Beinen, die Arme seitlich herunterhängend,
hinlümmelte. Eine lange Pause, dann antwortete er in einem anderen Tonfall, mit
viel dunklerer Stimme als seinem sonst üblichen Tenor: »Nein, es ist eine
Mission.« Zurück zum ersten Stuhl: »Eine Mission, um was zu erreichen?«
    »Das Ende der Linie.«
    »Das Ende von was für einer
Linie? Zufall hat damit nichts zu tun, oder?«
    »Nein, die Auswahl ist nicht
zufällig. Du kennst nur das Bindeglied noch nicht.«
    »Ich nicht, aber du kennst es.
Und es kann keinen Zweifel geben, nicht wahr?«
    »Nein. Ich lasse mir Zeit, ich
vergewissere mich, dass ich den Richtigen vor mir habe.«
    Wieder auf seinem eigenen
Stuhl, verschränkte Tony die Arme. »Warum ist dir das so wichtig?«
    Diesmal war die Pause auf dem
Stuhl, den er dem Killer zugeteilt hatte, länger. Tony versuchte, sich von der
Dunkelheit zu einem Ort ziehen zu lassen, wo diese Morde einer gewissen Logik
folgten. »Ich will nicht, dass sie sich fortpflanzen.«
    »Du tötest

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