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McDermid, Val

McDermid, Val

Titel: McDermid, Val Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vatermord
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Ferngespräche übers Festnetz zu
führen.«
    »Erwarten Sie, heute von ihm
zu hören?«, fragte Ambrose. »Ich denke schon.« Ihre Stimmung schien sich bei
dem Gedanken aufzuhellen. »Soll ich ihn bitten, Sie anzurufen?«
    Ambrose nahm eine Karte aus
der Innentasche seines Jacketts und reichte sie ihr. »Da ist meine Handynummer
drauf.«
    »Polizei West Mercia«, las
sie. »Das hab ich vorhin nicht mitbekommen. Da sind Sie weit weg von zu Haus.
Es muss etwas Ernstes sein, dass Sie so weit hier raufkommen.« Es überraschte
ihn nicht, dass sie auf Draht war. Ohne ein Auge für Einzelheiten gelang es
einem nicht, ein solches Unternehmen aufzubauen. »Es geht nur um einen Routinecheck«,
wiegelte er ab, erwartete aber nicht, sie damit täuschen zu können. »Wir nehmen
alle Verbrechen ernst.«
    »Ja, da bin ich sicher«,
entgegnete sie trocken. »Also, ich werde Ihren Namen und die Nummer an Warren
weitergeben und ihn bitten, sich bei Ihnen zu melden.« Damit entließ sie ihn
offensichtlich. Die beiden Polizisten stellten ihre Becher ab und gingen zum
Wagen zurück. »Was meinen Sie?«, fragte seine Begleiterin, während sie aus dem
Tor hinausfuhren.
    »Ich denke, es ist sehr
interessant, dass Warren Davy sich irgendwo da draußen herumtreibt. Weit weg
von seinem normalen Arbeitsgebiet. Und mit all den virtuellen Möglichkeiten,
die ihm zur Verfügung stehen ...« Ambrose drehte sich um und sah die Farm in
der Ferne verschwinden. »Ehrlich gesagt, frage ich mich, ob er überhaupt jemals
nach Malta geflogen ist.«
     
    34
     
    Sam drückte auf den
Klingelknopf, trat einen Schritt zurück und ließ die ausladende Doppelfassade
von Nigel Barnes' Haus auf sich wirken. »Sieht nicht aus, als sei Nigel schon
von der Rezession getroffen worden.«
    »Arbeitet er noch als
Banker?«, fragte Carol. »Nein, er ist vor fünf Jahren in die
Versicherungsbranche gewechselt. Ich habe keine Ahnung, was das bedeutet. Wer
weiß, was die Scheißkerle in Wirklichkeit machen?« Carol brummte. Sie wäre
lieber nicht hierhergekommen. Als Sam sie in ihrem Büro aufgesucht und
vorgeschlagen hatte, dass sie Nigel Barnes aufsuchen sollten, hatte sie
abgelehnt. »Es ist neun Uhr sonntagabends.«
    »Genau. Er wird verwirrt sein.
Und außerdem haben wir die Ruhe vor dem Sturm in den Mordermittlungen erreicht.
Wir warten, bis die Kollegen vor Ort die Informationen liefern, aufgrund derer
wir handeln können. Wir warten, bis Stacey etwas findet, das uns voranbringt.
Wir sitzen einfach rum und regen uns auf, weil wir nichts unternehmen können,
um diesen Dreckskerl aufzuhalten. Da könnten wir genauso gut etwas Nützliches
tun.« Er warf ihr grinsend einen Seitenblick zu. Es hätte sexy wirken können,
wenn sie auch nur ein entferntes Interesse an Sam gehabt hätte. Aber so
verstand sie es als einen Versuch, ihre abwehrende Haltung zu unterlaufen.
    »Stellen Sie sich doch vor,
wie schön es wäre, Blake aus heiterem Himmel den gelösten Fall wie ein Geburtstagsgeschenk
zu präsentieren.«

Diese Vorstellung war zu
verlockend gewesen, und deshalb war sie jetzt hier. Statt mal früh ins Bett zu
gehen oder die Berichte zu lesen, die aus den anderen Bezirken hereinkamen,
stand sie hier mit Sam wegen eines vierzehn Jahre zurückliegenden Falls, in
dem sie so gut wie keine Beweise hatten. »Er ist nicht da«, murrte sie.
    Aber gerade da ging ein Licht
im Flur an. Sam warf ihr ein triumphierendes Lächeln zu, bevor er seinen
Gesichtsausdruck für den Mann veränderte, der die Tür öffnete. Die Zeit war
mit Nigel Barnes gnädig umgegangen. Dreiundvierzig Jahre alt und noch keine
Spur von Grau in dem vollen blonden Haarschopf, dessen Schnitt an Michael
Heseltine in seiner Zeit als »Tarzan« erinnerte. Glatte Haut, keine Tränensäcke
unter den hellblauen Augen, die Wangen noch straff. Sein Mund und Kinn waren zu
schlaff, seine Nase zu fleischig, aber er hatte das Beste aus sich gemacht. In
Carols Augen sah er aus, als hätte er mehr Zeit in einem Schönheitsstudio mit
Gesichtsbehandlungen zugebracht, als das irgendjemand tun sollte. Als er sie
anschaute, wirkte er perplex, klang aber höflich. »Ja?«
    Carol stellte sie beide vor.
»Leider haben wir schlechte Nachrichten für Sie, Mr. Barnes. Ich glaube, es
wäre besser, wenn wir reinkommen könnten.«
    Sein Gesichtsausdruck schien
härter zu werden. Die Lippen bewegten sich kaum, als er sagte: »Sie haben sie
gefunden.« Carol nickte. »Ja, das haben wir.«
    »Wo?« Er schüttelte den Kopf,
als könne er es

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