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McDermid, Val

McDermid, Val

Titel: McDermid, Val Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vatermord
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wetten
können, dass Lara ihm jedes Mal, wenn sie Streit hatten, seinen Mangel an
Männlichkeit vorgeworfen hatte. Kevin stand auf. Er war Polizist, kein
Therapeut, und während er hier mit ihr in dieser miesen Wohnung festsaß,
spielte sich die wirkliche Action anderswo ab. »Na dann, Sie hören von uns«,
sagte er und war in Gedanken schon woanders.
     
    Ambrose stand den Maßnahmen
zur Bekämpfung des Terrorismus zwiespältig gegenüber, seit sie eingeführt
worden waren. Als Polizist begrüßte er alles, was ihnen die Möglichkeit gab,
die Straßen sicherer zu machen. Aber als "Schwarzer bedrückte ihn alles,
was es leichter machte, Randgruppen zu isolieren und ins Visier zu nehmen. Die Leute
an der Macht standen doch angeblich links, aber sie schreckten durchaus nicht
vor ziemlich repressiven Schritten zurück. Wer weiß, wie die neuen Regeln unter
einer Regierung umgesetzt würden, die sich nicht viel aus Bürgerrechten
machte. Man musste sich nur mal anschauen, wie viel Schaden den USA in den
Jahren unter Bush zugefügt worden war. Dabei gab es dort viel mehr
Kontrollmechanismen als im Vereinigten Königreich.
    Aber er musste zugeben, dass
es Aspekte der Gesetzgebung gab, die seine Arbeit um einiges erleichterten. Na
schön, manchmal musste man recht weit gehen und jemanden als viel gefährlicher
darstellen, als er war; aber man kam heutzutage an alle möglichen Informationen
ran, für die man früher viel Zeit und eindeutige Beweise gebraucht hatte. Zum
Beispiel Passagierlisten von Fluglinien. Früher war es ein Alptraum, wenn man
Zugriff auf die Namen der Fluggäste einer einzelnen Maschine bekommen wollte.
Man musste sich Durchsuchungsbefehle von Richtern holen, die nicht immer dem
Informationsbedarf der Polizei Vorrang vor dem Recht der Fluggesellschaft auf
Diskretion gegenüber dem Kunden einräumten. Und dann musste man hoffen, dass
die Passagierliste überhaupt noch existierte.
    Aber jetzt war es leicht.
Sobald jemand flog, war er im Computersystem des Nachrichtendienstes. Und
Leute wie Ambrose konnten für gewöhnlich einen netten Polizisten finden, der
Verständnis dafür hatte, dass die Überführung von Mördern viel wichtiger war
als die theoretische Idee von persönlichem Datenschutz. Besonders wenn sie die
Art Polizist war, denen es viel wichtiger war, Freunde zu finden, als sich Feinde
zu machen.
    So kam es also, dass Ambrose
am Montagvormittag eine anonyme SMS bekam, in der einfach stand: Ihr Kumpel hat seinen Flug
verpasst. Hat auch keine andere Maschine genommen. Ambrose beglückwünschte sich
zu seinem Gespür. Am Tag zuvor hatte er diverse Möglichkeiten abgehakt. Am Ende
waren mehrere Verdächtige auf seiner Liste übrig geblieben. Aber seine
Intuition hatte für den Computerfuzzi mit der Datensicherung gestimmt,
besonders da seine Freundin ihnen gezeigt hatte, wie ausgefeilt ihre
technischen Möglichkeiten waren. Wenn jemand die virtuellen
Stalking-Aktivitäten durchgeführt haben konnte, die in diesem Fall erwiesen waren,
dann war es Warren Davy. Und was immer seine Freundin glauben mochte, Warren
Davy war nicht auf Malta. Er war irgendwo da draußen, ein Serienmörder im
Blutrausch.
    Wo immer er sich aufhalten
mochte, Ambrose hätte wetten können, dass er schon sein nächstes Opfer
umgarnte.
     
    Nach dem Frust der vergangenen
Tage war Carol nun regelrecht begeistert davon, wie schnell die Informationen
hereinkamen. Plötzlich zeigten sich Verbindungen, und sie fühlte die Erregung
des Jägers, der endlich die Fährte seiner Beute aufnehmen konnte. Der Durchbruch
aufgrund der DNA-Übereinstimmung hatte alles auf den Kopf gestellt und Tonys
früheren Rückschluss bestätigt, dass es nicht um Sexualmorde ging -
    Jetzt wussten sie sicher, dass
alle vier Opfer nach einer künstlichen Befruchtung geboren worden waren. Drei
der Mütter wurden auf der Abteilung für Fruchtbarkeitstherapie des Bradfield Cross
Hospital, die vierte in einer Privatklinik in Birmingham behandelt.
    Ihre nächste Anlaufstelle
sollte die Klinik hier in Bradfield sein. Sie hatte keine Ahnung, was man ihr
dort würde sagen können. Sie kannte sich mit der Gesetzeslage zu Sperma von
Samenspendern nicht besonders gut aus, aber'sie wusste immerhin, dass in der
Zeit, als die Kinder gezeugt wurden, die Spenden anonym gewesen waren.
    Sie wollte gerade Paula rufen
und ihr sagen, sie solle ihren Mantel anziehen und sie begleiten, als das
Telefon klingelte. »Stuart Patterson hier«, erklang es, bevor sie sich melden
konnte.

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