McDermid, Val
das?« Elinor
rührte in ihrem Kaffee und warf Paula einen fragenden Blick zu.
Paula lachte leise. »So war es
nicht gemeint. Wir hatten nur gerade eine leidige Begegnung mit deiner Frau Dr.
Levinson.«
Elinor machte ein entsetztes
Gesicht. »Nicht meine Dr. Levinson. Gott sei Dank habe ich es geschafft, nicht in ihrem Team
zu landen. Gegen sie wirkt Dr. Denby bescheiden. Weißt du, was man über
Reproduktionsmediziner sagt?« Paula schüttelte den Kopf. »Alle Ärzte halten sich
gern für Gott, aber Reproduktionsmediziner wissen, dass sie Gott sind. Wir
anderen haben nur Macht über den Tod. Dr. Levinson und ihre Berufsgenossen
haben die Macht, Leben zu schenken. Und dessen sind sie sich auch bewusst.«
»Das erklärt aber nur zum
Teil, weshalb sie so wenig hilfsbereit war«, erwiderte Paula. »Ich glaube, in
diesem Fall hat sie tatsächlich das Gesetz auf ihrer Seite.«
»Was wolltet ihr denn wissen?«
»Na ja, wir haben
festgestellt, dass alle vier Opfer blutsverwandt sind. Wahrscheinlich
Halbgeschwister. In drei Fällen wurden die Mütter hier im Bradfield Cross befruchtet.
Wir wollten wissen, wie wir herausfinden könnten, wer der Samenspender war.«
Elinor spitzte den Mund zu
einem O und zog scharf die Luft ein. »Ihr Typen kennt wohl keine Furcht, was?«
»Zumindest tun wir gerne so.«
»Und sie hat euch gesagt, dass
es keine Möglichkeit gibt, es herauszufinden?«
»Stimmt. Jordan drohte ihr mit
einer richterlichen Verfügung, und sie lachte nur. Ich versichere dir, ich habe
noch nie jemanden gesehen, der das mit Carol Jordan abgezogen hätte.«
»Aber sie hat recht. Eine
richterliche Verfügung würde nichts bringen. Weil selbst Dr. Levinson keinen
Zugriff auf diese Informationen hat. Damals, als alles anonym war, wurde einer
Samenspende nur eine Identifikationsnummer zugeteilt. Der einzige Ort, wo die
Nummer und der Spender abgeglichen werden können, ist eine Datenbank des Amts
für Fruchtbarkeitstherapie und Embryologie. Sie ist auf einem Rechner getrennt
vom Netz gespeichert. Selbst wenn Stacey in ihr System eindringen würde, käme
sie nicht ran. Man müsste selbst vor Ort sein und sich tatsächlich in den
Rechner einhacken.«
»Woher weißt du das alles?«,
fragte Paula. »Du hast doch gerade gesagt, du hättest nie für Dr. Levinson
gearbeitet?«
»Ich habe für meinen Bachelor
eine Abschlussarbeit über den Austausch medizinischer Daten im digitalen
Zeitalter geschrieben«, antwortete Elinor. »Ich bin eine ehrgeizige Ärztin im
Praktikum. Und süchtig nach Qualifikationen.«
»Es muss eine Sicherungskopie
geben«, überlegte Paula. »Man würde sich doch bei so etwas nicht auf einen
Computer verlassen.«
»Ich bin sicher, dass es die
geben muss. Aber ich habe keine Ahnung, wo sie ist, und kann mir nicht
vorstellen, dass irgendjemand außerhalb des IT-Teams des Amtes es weiß.« Elinor
rührte gedankenverloren in ihrem Kaffee. »All das hätte sie uns sagen können,
hat sie aber nicht«, beklagte sich Paula. »Sie hat uns einfach weggeschickt.
Sie weigerte sich sogar, uns zu erklären, wie das gleiche Sperma nach Birmingham
kam.« Paula biss wütend in ihren'Panino. »Das kann ich dir erklären. Es ist
kein großes Geheimnis. Wir haben Richtlinien, die besagen, dass wir es
vermeiden sollen, mehr als zehn Lebendgeburten von einem Samenspender zu
produzieren. Der Grund ist, dass man den Genpool nicht beeinträchtigen möchte
mit Hunderten von Kindern, die mit den gleichen Keimzellen herumrennen. Und man
will auch nicht unbedingt zehn Kinder im ungefähr gleichen Alter und von
demselben Vater in derselben Stadt. Weil die Psychologen uns sagen, wir
verlieben uns eher in ein Geschwisterkind, das wir nicht kennen, als in einen
Fremden.«
»Wirklich? Das ist ja
erstaunlich.«
»Erstaunlich, aber wahr. Wenn
man also eine besonders fruchtbare Samenspende hat, ist es üblich, nach einem
halben Dutzend
erfolgreicher Schwangerschaften das Sperma mit einer Klinik in einer anderen
Stadt auszutauschen. Ich kann mir vorstellen, dass das hier der Fall war.«
»Das leuchtet ein.« Paula warf
Elinor einen freimütigen Blick zu. »Du bist verdammt gut darin, dich
unabkömmlich zu machen.«
»Dafür lebe ich.« Sie sah
immer noch nachdenklich aus. »Ich weiß, das klingt vielleicht ein bisschen irre
... Aber meint ihr, dass der Samenspender der Mörder sein könnte?« Paula fragte
sich, worauf sie hinauswollte, und erklärte: »Unser Profiler hält es für eine
Möglichkeit.«
»Ich weiß nicht viel
Weitere Kostenlose Bücher