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McDermid, Val

McDermid, Val

Titel: McDermid, Val Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vatermord
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nur
bestätigen, dass wir den richtigen Schuft verhaftet haben. Dieses Im Auftrag der Toten und Den Tätern auf der Spur - ich sitze vor der Glotze, und
es ist wie eine schreckliche schwarze Komödie. Schon in einer Episode wird
mein gesamtes Jahresbudget aufgebraucht.«
    Es war eine vertraute
Schimpftirade, eine von mehreren, die Patterson anbrachte, wann immer er wegen
eines Falls frustriert war. Ambrose war klar, dass es nicht wirklich um das
ging, was sein Chef kritisierte. Es ging darum, dass Patterson nicht die
Fortschritte machen konnte, die den trauernden Familien in ihrem Schmerz
helfen würden. Es ging darum, dass man fehlbar war. Und Ambrose konnte nichts
entgegensetzen, was sie beide in dieser Lage trösten konnte. »Wem sagst du
das!«, meinte er nur. Es folgte eine lange Pause, in der er Patterson Zeit gab,
sich zu beruhigen. »Was hat der Doc noch herausgefunden?«
    »Die Genitalverstümmelung war
anscheinend das Werk eines Amateurs. Ein sehr scharfes Messer mit einer langen
Klinge. Wahrscheinlich nichts Ungewöhnliches, es hätte ein Tranchiermesser
sein können.« Patterson versuchte nicht, seinen Abscheu zu verbergen. »Er hat
die Klinge in die Vagina eingeführt und umgedreht. Der Arzt schätzt, dass er
vielleicht versucht hat, alles herauszuschneiden - Vagina, Gebärmutterhals und
Uterus. Aber das Fachkönnen fehlte ihm.«
    »Wir suchen also
wahrscheinlich niemanden mit medizinischem Wissen«, sagte Ambrose ruhig und
scheinbar unerschütterlich wie immer.
    Aber unter der Oberfläche
spürte er langsam einen vertrauten dumpfen Groll aufsteigen, eine Wut, die er
als Teenager in Schach zu halten gelernt hatte, als alle annahmen, ein großer
schwarzer Junge sei immer zu einer Prügelei aufgelegt. Denn wenn er der Wut
nachgab, hieß das, ein großer schwarzer Junge zu sein, der immer im Unrecht
war, so oder so. Es war besser, die heiße Wut im Inneren zu verbergen, als sich
schließlich das Bedürfnis der anderen, sich beweisen zu müssen, aufbürden zu
lassen. Lehrer und Eltern eingeschlossen. Also hatte er boxen gelernt und sich
darin geübt, seine gewaltige Wut der Disziplin im Ring zu unterwerfen. Er hätte
dabei bleiben können, das sagten alle. Aber es hatte ihm nie so sehr gefallen,
seine Gegner fertigzumachen, dass er es zu seinem Beruf hätte machen wollen.
    »Der Doc hat gesagt, er würde
dem Kerl nicht mal einen Truthahn zum Tranchieren anvertrauen.« Patterson seufzte.
»Gab es Anzeichen für einen sexuellen Übergriff?« Ambrose blinkte und bog in
die Straße der Maidments ein. Er wusste, wie abgöttisch Patterson seine Lily liebte.
Wenn der Mörder das Opfer auch vergewaltigt hatte, würde es keine Gnade geben,
kein Mitleid bei dieser Jagd.
    »Lässt sich nicht sagen. Keine
Verletzung im Analbereich, kein Sperma in Mund oder Rachen. Wenn wir Glück
haben, findet sich vielleicht etwas in den Proben, die ins Labor geschickt
wurden. Aber freu dich nicht zu früh drauf.« Der Wagen hielt an. Die Rotte der
wartend herumhängenden Journalisten wurde wach und strebte der Tür zu. »Jetzt
geht's los, verdammt noch mal«, murmelte er. »Nix wert und auch keine
Augenweide, die meisten von ihnen.« Patterson drängte sich durch die Menge,
gefolgt von Ambrose. »Ich habe keinen Kommentar abzugeben«, murmelte er.
    »Verschonen Sie die Familie«,
bat Ambrose und breitete die Arme aus, um sie auf Abstand zu halten, als sein
Chef sich dem Haus näherte. »Bringt mich nicht dazu, unsere Zeit damit zu
verschwenden, dass wir die Uniformierten herholen müssen, um Sie
fortzuschicken. Halten Sie sich jetzt zurück, wir werden sehen, was wir tun
können, um eine Pressekonferenz mit den Eltern zu organisieren, okay?« Er wusste,
es war ein zweckloser Appell, aber zumindest würden sie vielleicht versuchen,
sich eine Weile etwas weniger aufdringlich zu benehmen. In solchen Situationen
verfehlte seine Statur manchmal nicht ihre Wirkung.
    Bis er an der Tür ankam, war Patterson
schon halb im Haus. Der Mann, der die Tür aufhielt, hätte unter anderen Umständen
wahrscheinlich als gutaussehend gegolten. Er hatte dichtes, dunkles Haar, das
von Silberfäden durchzogen war. Seine Gesichtszüge waren regelmäßig, seine
Augen hatten die leicht schräge Position, die Frauen zu gefallen schien. Aber
heute hatte Paul Maidment das abgezehrte und erschöpfte Aussehen eines Mannes,
der nur einen Schritt vom Leben auf der Straße entfernt war. Unrasiert, das
Haar zerzaust und die Kleider zerknittert, schaute er sie aus

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