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McDermid, Val

McDermid, Val

Titel: McDermid, Val Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vatermord
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seinen
rotgeränderten Augen ausdruckslos an, als seien ihm jegliche konventionelle
Umgangsformen abhandengekommen. Ambrose konnte sich unmöglich vorstellen, wie
es sein musste, mit dem Gedanken aus einem Flugzeug zu steigen, gleich wieder
mit der Familie zusammen zu sein, nur um zu erfahren, dass das Leben auf
irreparable Weise zerstört war.
    Shami Patel kam hinter
Maidment zum Vorschein. Sie stellte sie einander vor. »Es tut mir leid, dass
ich nicht an die Tür gekommen bin, ich war in der Küche und habe Tee aufgesetzt«,
fügte sie hinzu. Ambrose hätte ihr erklären können, dass Patterson keinen Wert
auf Entschuldigungen legte, aber es war nicht der richtige Moment dafür. Sie
traten ins Wohnzimmer und setzten sich. »Wir könnten wohl alle einen Tee
vertragen«, meinte Ambrose. Patel nickte und verließ den Raum.
    »Es tut mir leid, dass ich
nicht selbst am Flughafen sein konnte, um Sie zu treffen«, sagte Patterson. »Ich
hatte zu tun. Jennifers Tod betreffend, Sie verstehen.«
    Maidment schüttelte den Kopf.
»Ich habe keine Ahnung, was Sie und Ihre Leute tun, ich möchte nur, dass Sie
sich an die Arbeit machen. Finden Sie denjenigen, der das getan hat. Halten
Sie ihn davon ab, noch eine Familie zu zerstören.« Seine Stimme versagte, und
er musste sich laut räuspern. »Wie geht es Ihrer Frau?«, fragte Patterson. Maidment
hustete. »Sie ... Der Arzt war hier. Er hat ihr etwas zur Beruhigung gegeben.
Sie hat es geschafft, die Fassung zu bewahren, bis ich nach Hause kam, aber
dann ... Also, es ist besser, dass sie schläft.« Er legte die Hand vors Gesicht
und packte zu, als wolle er es abreißen. Seine Stimme war leicht gedämpft. »Ich
wünschte, sie könnte für immer empfindungslos bleiben. Aber sie wird
zurückkommen müssen. Und wenn es so weit ist, wird es nicht besser sein.«
    »Ich kann kaum sagen, wie leid
es mir tut«, sagte Patterson. »Ich habe eine Tochter ungefähr im gleichen Alter
und weiß, was sie mir und meiner Frau bedeutet.« Maidment zog seine Finger
übers Gesicht herab und starrte die Polizisten an, Tränen rannen ihm aus den
Augen. »Sie ist unser einziges Kind. Und Tania wird in ihrem Alter keine mehr bekommen.
Das war's für uns, das ist das Ende. Wir waren eine Familie, jetzt sind wir nur
noch ein Paar.« Seine zitternde Stimme überschlug sich. »Ich weiß nicht, wie
wir darüber hinwegkommen sollen. Ich begreife es nicht. Wie konnte das
passieren? Wie konnte jemand meinem Mädchen das antun?«
    Patel trug ein Tablett mit
dampfenden Tassen, Milch und Zucker herein. »Tee«, sagte sie und reichte die
Tassen herum. Es war ein alltäglicher Moment, der die Spannung brach und es Patterson
ermöglichte, mit der Befragung weiterzumachen. »Laut Claire sagte Jennifer, sie
wolle einen Kuchen backen, um Sie zu Hause willkommen zu heißen. Dass sie zum Co-op
gehen müsse, um dafür Schokolade zu kaufen. Hat sie so etwas öfter getan?
Einen Kuchen gebacken, wenn Sie nach Hause kommen?«, fragte Patterson vorsichtig.
Maidment sah verwirrt aus. »Sie hat das noch nie getan. Ich wusste nicht
einmal, dass sie Kuchen backen kann.« Er biss sich auf die Lippe. »Wenn sie das
nicht getan hätte, wenn sie nur zu Claire gegangen wäre, wie sie es hätte tun
sollen ...«
    »Wir sind nicht sicher, ob sie
Claire die Wahrheit gesagt hat«, gab Patterson mit milder Stimme zu bedenken.
Ambrose war immer beeindruckt von Pattersons Sorge um die, die im Schatten des
gewaltsamen Todes zurückblieben. Das einzige Wort, das ihm dazu einfiel, war
»mitfühlend«. Als sei Patterson bewusst, wie viel Schaden ihnen schon zugefügt
worden war, und als wolle er ihn nicht noch verschlimmern. Er konnte hart sein
und Fragen stellen, die Ambrose schwergefallen wären. Aber im Hintergrund stand
immer, dass er den Schmerz der Leute berücksichtigte.
    Patterson ließ seine Worte
wirken und fuhr dann fort: »Wir fragten uns, ob das eine Ausrede war, damit Claire
nicht zu viele Fragen dazu stellen würde, wohin Jennifer wirklich ging. Aber
wir mussten uns bei Ihnen erkundigen, um zu sehen, ob sie so etwas
üblicherweise tat, wenn Sie nach Hause zurückkehrten.«
    Maidment schüttelte den Kopf.
»Sie hat so etwas nie getan. Wir gingen gewöhnlich zum Feiern aus und aßen zu
Abend, wenn ich länger als zwei Nächte weg war. Alle drei zusammen. Wir gingen
chinesisch essen. Es war immer Jennifers Lieblingslokal. Sie hat mir nie einen
Kuchen gebacken.« Er zitterte. »Und sie wird es auch nie mehr tun.« Patterson wartete
ein

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