McDermid, Val
paar Augenblicke und berichtete dann: »Wir haben uns Jennifers Computer
angeschaut. Es schien, dass sie und Claire viel Zeit online verbrachten, beide
gemeinsam und auch einzeln. Wussten Sie das?« Maidment umklammerte seine Tasse
wie jemand, dem sehr kalt ist. Er nickte. »Das tun sie alle. Selbst wenn man
versucht, sie davon abzuhalten, finden sie trotzdem einen Weg. Deshalb haben
wir uns mit den Darsies zusammengetan und darauf geeinigt, dass wir Eltern für
alle notwendigen Kontrollen an den Computern der Mädchen sorgen sollten. Dadurch
wird eingeschränkt, wohin sie im Internet gehen können und wer mit ihnen
Kontakt aufnehmen kann.«
Bis zu einem gewissen Grad, dachte Ambrose. »Sie war oft
bei RigMarole«, sagte er und übernahm die Fortführung der Befragung. Er und Patterson
arbeiteten schon so lange zusammen, dass sie ihre Taktik nicht einmal vorher
abzusprechen brauchten. Sie konnten die Dinge intuitiv laufen lassen. »Das
Online-Netzwerk, hat sie darüber mal gesprochen?« Maidment nickte. »Wir sind
innerhalb der Familie sehr offen miteinander. Wir versuchen, mit Jennifer
verständnisvoll umzugehen. Wir haben immer darauf geachtet, Dinge durchzusprechen,
die Gründe zu erklären, warum wir sie etwas nicht tun lassen oder warum wir die
eine oder andere Verhaltensweise nicht richtig finden. Dadurch blieb die
Kommunikation erhalten. Ich glaube, sie sprach mehr mit uns als die meisten
Teenager. Zumindest nach dem zu urteilen, was unsere Freunde und meine Kollegen
über ihre Kinder erzählen.« Wie es oft bei Menschen geschieht, die unvermittelt
einen Verlust erlitten haben, schien das Gespräch über seine tote Tochter es
Maidment zu ermöglichen, sich kurz von seinem Kummer freizumachen.
»Was sagte sie denn über
RigMarole?«, erkundigte sich Patterson.
»Sie fanden es toll, sie und Claire.
Sie erzählte, sie hätten online viele Freunde gewonnen, die die gleichen
Fernsehserien und die gleiche Musik mögen. Ich habe selbst eine Seite bei
RigMarole, ich weiß, wie es funktioniert. Es ist eine sehr einfache Art, mit
Leuten in Kontakt zu kommen, die gemeinsame Interessen haben. Und ihre Filter
sind sehr gut. Es ist einfach, jemanden aus der eigenen Chat Community
fernzuhalten, wenn er nicht dazu passt oder wenn er die Grenzen so
überschreitet, dass es unangenehm wird.«
»Hat sie jemals jemanden mit
den Initialen ZZ erwähnt?«, fragte Ambrose.
Maidment fuhr sich mit
Zeigefinger und Daumen über die Augenlider, dann rieb er die Nasenwurzel. Er
holte tief Luft und seufzte. »Nein, ich bin ziemlich sicher, dass sie das nicht
erwähnt hat. Wegen solcher Details sollten Sie sich besser an Claire wenden.
Warum fragen Sie? Hat diese Person sie belauert?«
»Soweit wir wissen, nicht«,
antwortete Ambrose. »Aber wir haben Nachrichten gefunden, die sie ausgetauscht
haben. Es sieht aus, als hätte ZZ angedeutet, er oder sie kenne ein Geheimnis,
das Jennifer hätte. Hat sie Ihnen oder Ihrer Frau etwas davon erzählt?«
Maidment war perplex. »Ich
habe keine Ahnung, wovon Sie sprechen. Hören Sie, Jennifer ist kein Kind, das
über die Stränge schlägt. Sie führt ein sehr behütetes Leben, ehrlich gesagt.
Sie hat uns kaum jemals Anlass zur Sorge gegeben. Ich weiß, dass Sie all das
bestimmt schon öfter gehört haben, dass Eltern es immer so darstellen wollen,
als sei ihr Kind ein kleiner Engel. Das behaupte ich nicht. Ich meine nur, sie
ist nicht labil. Eher kindlich für ihr Alter. Wenn sie ein Geheimnis hätte,
wäre es nicht so etwas, woran Sie denken. Drogen, Sex oder was immer. Sie war
vielleicht in einen Jungen verknallt oder etwas ähnlich Harmloses. Nichts, das
dazu führt, dass man ermordet wird.« Das Wort bewirkte, dass die Realität
wieder über Maidment hereinbrach und ihn von neuem niederschmetterte. Die
Tränen begannen ihm langsam über die Wangen zu laufen. Wortlos nahm Shami Patel
eine Schachtel Papiertaschentücher und drückte ihm zwei in die Hand. Hier war
nichts mehr zu erfahren, was sie weiterführen konnte, dachte Ambrose.
Jedenfalls nicht heute. Vielleicht niemals. Er schaute zu Patterson hinüber,
der fast unmerklich nickte. »Es tut mir leid«, sagte Patterson. »Wir gehen
jetzt. Ich möchte, dass Sie wissen, wir setzen in dieser Sache alles ein, was
wir haben. Aber trotzdem brauchen wir Ihre Hilfe. Vielleicht könnten Sie Ihre
Frau fragen, ob Jennifer irgendetwas über diesen ZZ gesagt hat. Oder über
Geheimnisse.« Er stand auf. »Sollten Sie etwas brauchen, wird DC Patel
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