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McDermid, Val

McDermid, Val

Titel: McDermid, Val Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vatermord
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einer ihrer engsten Freundinnen hatte fertig werden müssen. Es
gab oft Momente, in denen Kummer und Angst auch sie zu überwältigen drohten.
Sie suchte eine Karte heraus. »Ruf mich an, wenn dir noch etwas einfällt. Oder
wenn du einfach über Seth sprechen willst. Okay?« Minuten später war sie in
ihrem Wagen und auf dem Weg zurück zum Büro, um gemeinsam mit Stacey
weiterzuarbeiten. Sie hatte eine schreckliche Ahnung, dass, was immer die Zukunft
für Lucie Jacobson bereithielt, ein freudiges Wiedersehen mit ihrem Freund
nicht auf dem Programm stand.
     
    21
     
    Lautes Vogelgezwitscher drang
an sein Ohr. Die kleinen Tiere sangen sich regelrecht die Lunge aus dem Leib.
Einer klang wie ein quietschendes Rad, ein anderer, als stecke etwas in seiner
Kehle, das weh tat. Tony kam langsam unter der dicken Decke des Tiefschlafs
hervor. Er konnte sich nicht erinnern, wann er zum letzten Mal eine ganze Nacht
durchgeschlafen hatte, ohne von Träumen gestört oder von Ängsten befallen
worden zu sein. Jahrelang schon kämpfte er um seine Nachtruhe. Seit er sich mit
dem Innenleben wirklich gestörter Köpfe beschäftigte, ehrlich gesagt. Zuerst
genoss er das ungewohnte Gefühl, ausgeruht zu sein. Dann kam ein Augenblick der
Verwirrung, als er die Augen öffnete und nicht wusste, wo er war. Nicht zu
Hause, nicht in einem Hotel, nicht im Raum für den Bereitschaftsdienst im
Bradfield Moor ... Dann kam die Erinnerung. Er lag im Bett von Edmund Arthur
Blythe, des Mannes, der die Hälfte seiner DNA beigetragen hatte, im großen
Schlafzimmer einer beachtlichen edwardianischen Villa bei einem Park in Worcester.
Ein bisschen wie Goldlöckchen, dachte er. Tony schaute auf seine Uhr und
schüttelte dann ungläubig das Handgelenk. Fast neun Uhr? Er konnte es nicht
fassen. Er hatte zehn Stunden geschlafen. Seit seiner frühen Studentenzeit,
wenn er die ganze Nacht aufgeblieben war, um ein Referat fertigzustellen,
hatte er nicht mehr so lange geschlafen. Andere Leute machten Party, Tony
büffelte. Er stützte sich auf einen Ellbogen und schüttelte den Kopf. Das war
verrückt. Alvin Ambrose sollte ihn in seinem Hotel in einer guten halben
Stunde abholen. Das würde er nie schaffen. Er musste ihn anrufen und eine neue
Zeit verabreden. Dreiunddreißig Minuten, bis er mit einer Geschichte aufwarten
musste, bei der er nicht klang wie einer der Verrückten, die die Irrenanstalt
übernommen haben.
    Er wollte gerade nach seinem
Handy greifen, als er zusammenfuhr, weil es zu klingeln begann. Tony zog es
vom Nachttisch an sein Ohr. »Ja, hallo? Hallo?«, stammelte er. »Hab ich dich
aufgeweckt?«
    Es dauerte einen Moment, dann
war er voll da. »Fiona«, sagte er. »Nein, ich bin hellwach. Ich wollte nur
gerade mein Telefon nehmen, um jemand anderen anzurufen. Du hast mich
aufgeschreckt, das ist alles.«
    »Tut mir leid. Ich dachte nur,
ich sollte dich informieren. Ich habe die Standorte, die du mir gegeben hast,
durch meine Programme laufen lassen.«
    »Phantastisch. Das ist
wirklich schnell gegangen.« Fiona lachte in sich hinein. »Wir sind
vorangekommen seit dem Zeitalter des Abakus, Tony. Kalkulationen gehen heutzutage
ziemlich fix. Sogar auf einem Laptop in einem Hotelzimmer.«
    »Ich weiß, ich weiß. Aber lass
mir doch meinen Spaß. Es kommt mir immer noch wie Zauberei vor.«
    »Also, ich komme mir bei der
Sache nicht gerade vor, als hätte ich magische Kräfte. Ich glaube nicht, dass
diese Ergebnisse absolut sicher sind, weil wir ein anderes Auswahlverfahren
heranziehen als der Täter, der die Verbrechen begeht. Die Orte für die
tatsächlichen Verbrechen werden ausgesucht, weil dort die Opfer anzutreffen
sind. Wie wir beide wissen, haben manche Täter sehr bestimmte Kriterien für
ihre Verbrechen. Ein Vergewaltiger mag einen bestimmten Typ Frau. Ein
Einbrecher beschränkt sich auf Einbrüche im Erdgeschoss ...«
    »Ich kann dir folgen, ja«,
sagte Tony. Er wusste, dass sie ihm keine Tricks beibringen wollte, die er
schon lange kannte, aber er wünschte, sie würde zur Sache kommen. Er brauchte
keinen Lehrgang, lediglich ein Ergebnis. »Seine Auswahl der Orte ist also
deutlich eingeschränkter als die von jemandem, der nur einen öffentlich
zugänglichen Computer sucht. Weil die überall sind. Ich nehme an, dass sogar du
das bemerkt hast.«
    »Ich habe sie sogar schon
benutzt, Fiona.«
    »Meine Güte, wir werden dich
doch noch irgendwie ins zwanzigste Jahrhundert herüberbringen, Tony. Also,
unter dem Vorbehalt, dass diese Ergebnisse

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