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McDermid, Val

McDermid, Val

Titel: McDermid, Val Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vatermord
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nicht durch so zuverlässige
Analysen abgesichert sind wie die, auf die sich die Methode des
kriminalistischen geographischen Profiling stützt, bin ich bereit zu sagen: Ich
glaube, die Person, die diese Internetanschlüsse nutzt, wohnt in
Südmanchester, in der Nähe der M 60. Ich habe eine Karte mit einer rot
markierten Zone, die ich dir gleich per E-Mail schicken werde. Es ist ungefähr
da, wo Didsbury, Withington und Chorlton aneinanderstoßen. Was immer das
bevölkerungsstatistisch heißen mag.«
    »Man liest dort den Guardian und hört Radio 4. Kauft in der
Nähe ein und sehnt sich nach den schönen Kaufhäusern von John Lewis.«
    Fiona lachte amüsiert. »Nicht
gerade die typische Gegend für Sexualstraftäter, oder?«
    »Nein. Allerdings glaube ich
auch nicht, dass es um eine Sexualstraftat geht. Ich meine, als Serienmord
wird es sich schon herausstellen, aber hier gibt es noch etwas anderes, an das
ich nicht rankomme. Kennst du dieses Gefühl?«
    »Oh ja. Kein besonders gutes.
Wie auch immer, wenn es noch etwas gibt, wobei ich dir helfen kann, ruf mich
an.«
    »Danke, Fiona. Nächstes Mal
schulde ich dir einen großen Drink. Gehst du zu dem Ding von Europol nächsten
Monat?«
    Er fand nie heraus, was Fiona
antworten wollte. Ohne Vorwarnung flog die Tür gegenüber dem Bett auf; die
Immobilienmaklerin, die ihn am vorherigen Morgen herumgeführt hatte, kam
herein und sprach zugleich über die Schulter mit jemandem hinter ihr. »Und ich
glaube, Sie werden mir zustimmen, dass das große Schlafzimmer hier umwerfend
ist.« Dann wandte sie sich dem Raum zu und starrte mit offenem Mund Tony an,
der sich die Steppdecke an die Brust presste. »Ich muss auflegen, Fiona«, sagte
er in Richtung des Telefons. Mit einem Lächeln versuchte er sich dann zu
entschuldigen: »Ich weiß, es sieht komisch aus, aber ich kann alles erklären.«
    Da begann die Maklerin zu
schreien.
     
    Bethany hatte nicht die Stirn,
Carol den Zutritt zu verwehren, aber offensichtlich wollte sie ihre Ankunft
Vanessa nicht melden. »Sie hat sehr viel zu tun«, erklärte die Empfangsdame.
»Ich glaube kaum, dass sie Sie heute auf die Schnelle noch unterbringen kann.
Sie hatten ja Glück, dass sie letztes Mal, als Sie hier waren, die Zeit finden
konnte«, plapperte sie. Carol gab sich keine Mühe, ihren Charme einzusetzen.
Wenn diese Frau schon längere Zeit für Vanessa arbeitete, dann würde Angst
eine bessere Motivation sein als der Wunsch zu gefallen. »Es geht um eine
polizeiliche Angelegenheit«, verkündete sie. »Teilen Sie Ms. Hill mit, dass
ich in meiner Eigenschaft als Leiterin des Teams zur Bearbeitung ungelöster
Fälle hier bin.« Sie wandte sich ab und ließ Bethany keine andere Wahl, als den
Hörer aufzunehmen.
    »Es tut mir leid, Vanessa«,
hörte Carol sie sich entschuldigen. »Diese Polizistin ist wieder hier. Sie
sagt, sie muss mit Ihnen sprechen wegen einer polizeilichen Angelegenheit. Wohl
etwas wegen ungelöster Fälle.« Eine lange Pause. Dann das Geräusch des
Hörers, der aufgelegt wurde. »Sie wird so bald wie möglich hier sein«, sagte Bethany
mit der verdrießlichen Stimme einer Frau, die weiß, dass sie in der Klemme
sitzt. Die Zeit verstrich. Carol schaute auf ihre Uhr, ihr Handy, ihren
E-Mail-Eingang. Sie hatte unterwegs im Einsatzzentrum des Bezirks Nord
vorbeigeschaut und Handlungsanweisungen für diesen Tag sowie die Nachricht für
ihr gesamtes Team hinterlassen, dass die morgendliche Besprechung heute um zehn
statt um neun stattfinden würde. Trotzdem konnte sie kaum glauben, dass sie
diese Sache verfolgte, während sie zwei wichtige Fälle auf dem Tisch hatte, gar
nicht zu reden von der Suche im Wastwater-See.
    Wenn Blake herausfand, wie sie
ihre Zeit verbrachte, während sie sich um jeden Aspekt der laufenden
Ermittlungen hätte kümmern sollen, hätte er genug Munition beisammen, um ihr
die Teamleitung zu entziehen.
    Aber selbst diese Gewissheit
konnte sie nicht von ihrem Weg abbringen. Es war, als fehlte ihr die Energie,
weiter die Rolle der Polizistin zu spielen, die ihrer Arbeit den Vorrang vor allem
anderen einräumte. Jahrelang schon tat sie, was man von ihr verlangte, und
mehr. Sie hatte ihr Leben riskiert, sie hatte ein gehöriges Maß an Erniedrigungen
und Verletzungen hinnehmen müssen und hatte sich mühevoll wieder zur praktischen
Polizeiarbeit zurückgekämpft. Es war eine Strapaze gewesen, zu ihrer Arbeit
zurückzukehren, aber seit sie ihr Comeback geschafft hatte, zögerte sie nie,
sich allem zu

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