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McDermid, Val

McDermid, Val

Titel: McDermid, Val Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Vatermord
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stellen, was auf sie zukam.
    Jetzt war sie allerdings total
aus der Bahn geworfen, denn ihre Gefühle für Tony verlangten ihr einiges ab.
Weil er ihr wich tiger war als der Beruf, der ihr so viel bedeutete? Oder weil sich ihr
Trotz meldete und sie auf ihrem Recht bestehen wollte, ihre Arbeit so zu tun,
wie sie es richtig fand, auch unter einem Chef, der in ihr nur eine Spielfigur
zu sehen schien? Was immer die Antwort sein mochte, sie würde sie an einem
anderen Tag finden müssen. Denn endlich stand Vanessa Hill vor ihr,
offensichtlich nicht ganz in der Lage, ihre Wut zu bezähmen. Sie tippte mit
der Spitze ihres Stöckelschuhs auf den Teppich. »Ich dachte, wir hätten unsere
Angelegenheit abgeschlossen«, zischte sie leise, aber bissig. Carol schüttelte
den Kopf. »Meine Angelegenheit ist nie abgeschlossen, bis ich die Wahrheit
erfahren habe«, entgegnete sie fest. »Und bis jetzt steht es um diese nicht
gut.« Sie warf einen Blick auf Bethany. »Ich glaube nicht, dass Sie diese Unterhaltung
in einem Raum führen möchten, in dem sie sich zu Büroklatsch entwickeln kann.«
    Diesmal führte Vanessa sie in
einen kleinen Raum neben dem Empfangsbereich statt in ihr Büro. Zwei ausladende
Ledersofas standen einander gegenüber, ein Couchtisch aus Granit zwischen
ihnen. Die Wände waren mit Drucken von Gustav Klimts schwelgerischen Bildern
geschmückt. Ein Raum, der eingerichtet war, um Eindruck zu machen, dachte Carol.
Aber bei ihr funktionierte das nicht.
    Vanessa warf sich auf eines
der Sofas. »Ich dachte, ich hätte Ihnen klargemacht, dass ich Ihrer bizarren
Schnüffelei überdrüssig bin«, sagte sie gelangweilt.
    Carol ließ sich nicht aus der
Ruhe bringen. »Es gehört zu meinen Aufgaben als Leiterin der
Sondereinsatzgruppe, ungelöste Fälle zu untersuchen. Ich habe einen Altfall
ins Auge gefasst, der mit einem Überfall im Savile-Park zu tun hat. Erinnert
Sie das an etwas?«
    Vanessas Fassung war kaum
erschüttert. »Kommen Sie zur Sache«, meinte sie.
    »Sie waren mit Ihrem Verlobten
Edmund Arthur Blythe zusammen. Sie sagten der Polizei, dass Sie von einem Mann
bedroht wurden, der auf Eddies Geld aus war. Die Sache eskalierte, und Eddie
trug eine Stichverletzung davon, die fast tödlich war. Und als Nächstes verließ
Eddie die Stadt.«
    »Warum sprechen Sie das an?«
Vanessas Stimme hatte eine gefährliche Schärfe. Carol erinnerte sich an Bob
Dylans Zeile über die Frau, die nie stolpert, weil sie keinen Platz zum Stürzen
hat. Nur war es mit Vanessa eher so, dass sie nie stolperte, weil sie einfach
nicht zugab, dass es überhaupt möglich war zu stürzen.
    »Weil Sie es nie getan haben.
Tony verdient es zu erfahren, warum sein Vater Sie beide verließ. Wenn Sie mir
nicht die Wahrheit sagen über das, was geschehen ist, dann werde ich diesen
Fall mit aller Entschlossenheit neu aufnehmen. Ihre Aussage scheint mir sehr
dünn zu sein. Ich garantiere Ihnen, dass ich Ihr Leben auf den Kopf stellen und
aussagen werde, dass Sie nach so vielen Jahren versucht haben, Ihren Sohn um
sein Erbe zu betrügen. Das genügt als Grund, um Ermittlungen einzuleiten. Glauben
Sie mir, Vanessa, ich lasse mich genauso wenig unterkriegen wie Sie und werde
Ihnen mit Vergnügen so lange auf die Nerven gehen, bis Sie mir endlich
antworten.«
    »Das ist Belästigung. Das wird
Sie Ihre Dienstmarke kosten, wenn Sie das versuchen.« Vanessa konnte nicht
verhindern, dass ihr ihre Wut anzusehen war. Da wusste Carol, dass sie gewonnen
hatte.
    Lässig zuckte Carol mit der
Schulter. »Und wie lange wird sich dieser Vorwurf wohl aufrechterhalten lassen?
Ich kann Ihnen für sehr lange Zeit das Leben sehr schwer machen. Ich glaube
nicht, dass Sie das möchten. Und ich glaube, Sie wollen nicht, dass Ihr Name
in den Dreck gezogen wird. Oder der Name Ihrer Firma. Nicht zu einer Zeit, in
der die Wirtschaft am Boden liegt und die Leute jeden Penny zweimal umdrehen,
bevor sie ihn für Personalbeschaffung und Weiterbildung ausgeben.«
    »Er hätte Sie mit beiden
Händen packen sollen«, schnappte Vanessa. »Jämmerlicher Waschlappen. Genau wie
sein Vater.« Sie schlug die Beine übereinander, verschränkte die Arme und
starrte Carol an. »Also, was wollen Sie wissen?«
    »Ich will wissen, was in der
Nacht damals geschehen ist. Was hat Eddie veranlasst wegzulaufen? Und ich will
wissen, warum Sie es Tony nie erzählt haben.«
    Vanessa bedachte Carol mit
einem festen, kühl überlegenden Blick. »Wie würden Sie sich fühlen, wenn der
Mann, den Sie

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