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McJesus

McJesus

Titel: McJesus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Fitzhugh
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ihm etwas aufgefallen.
    »Wissen Sie, ob –« Doch Pater David sprach nicht weiter. Er schloss den Ordner und die Schublade des Aktenschranks.
    »Nun, ich denke, das spielt keine Rolle«, sagte er. »Ich habe hier nichts über einen Pater Michael. Tut mir Leid.«
    Doch Butch witterte katholischen Unrat. »Sind Sie sicher?« Er deutete auf den Aktenschrank. »Es sah aus, als hätten Sie dort etwas entdeckt.«
    »Ich sage Ihnen doch, ich kenne den Mann nicht«, erwiderte Pater David ziemlich abweisend. »Guten Tag.« Pater David schloss den Aktenschrank ab und verschwand in einem Hinterzimmer.
    Butch wusste, dass man versuchte, ihn an der Nase herumzuführen. Anders ließ sich nicht erklären, warum eine so simple Information so schwer zu bekommen war. Er überlegte, ob ihm dreißig Silberlinge verschaffen könnten, wonach er suchte. Um Pater Davids Preis zu erkunden, war es zu spät; aber eine zweite Gelegenheit bot sich gleich am anderen Ende des Gangs. Hier stand ein Mann, der die Hände auf dem Rücken verschränkt hielt und zu einem Bild aufschaute. Als Butch auf ihn zuging, konnte er sehen, dass der Mann einen bitterlich weinenden St. Matthäus betrachtete. Der Mann sah in seiner schwarzen Soutane mit den roten Paspeln und roten Stoffknöpfen wie ein Bischof aus. »Entschuldigen Sie«, sagte Butch, wobei er ein Bündel Banknoten aus seiner Jackentasche hervorholte. »Ich versuche einen Pater Michael zu finden. Kennen Sie ihn vielleicht?« Er zog einen Zwanziger aus dem Bündel und ließ ihn wie ein grünes Blatt baumeln.
    Der Mann in dem Bischofsgewand schien beleidigt, als wollte er sagen, so billig lasse er sich nicht kaufen. Wortlos wandte er sich wieder dem weinenden St. Matthäus zu.
    Butch zählte ein paar weitere Scheine ab und wedelte damit vor dem Bischof. »Dieser Pater Michael, nach dem ich suche, ist Mitte dreißig. Normale Körpergröße, braunes Haar. Sind Sie sicher, dass Sie ihn nicht kennen?«
    Der Bischof blickte auf das Geld und hielt die Hand auf wie ein schäbiger Oberkellner. Doch Butch hielt das Geld fest.
    »Lassen Sie mich nachdenken«, sagte der Bischof grüblerisch.
    »O ja, ich erinnere mich, von ihm gehört zu haben …« Er kratzte seinen leeren Handteller und sah Butch an.
    Butch schüttelte den Kopf. »Sie müssen es sich verdienen«, sagte er.
    »Ja, nun gut, wenn ich mich recht erinnere«, sagte der Bischof, »war er in Afrika, und Kardinal Cooper –« Der Bischof hielt inne und sah aus, als wäre ihm eben etwas Wichtiges eingefallen – etwas, das nicht für fremde Ohren gedacht war. Er verschränkte die Hände wieder hinter dem Rücken und wandte sich St. Matthäus zu. »Nein, ich habe mich geirrt«, sagte er.
    »Ich habe nie von ihm gehört.« Er schickte sich an zu gehen, aber Butch hielt ihn am Arm fest. »Und das wissen Sie genau? Er ist doch von hier, oder?«
    Der Bischof befreite sich unsanft von Butchs Hand. »Ich sage Ihnen doch – ich kenne den Mann nicht!«
    Schwester Peg trug Jeans und einen dunklen langärmligen Pullover, denn ihre Nonnentracht war für das, was sie vorhatten, zu auffällig und obendrein hinderlich. Dan hatte nur das steife weiße Ding von seinem Kragen abgenommen und den obersten Hemdknopf geöffnet. Sie saßen in seinem VW-Bus und fuhren auf der San Fernando Road Richtung Südosten. Schwester Peg fuhr. Ruben saß auf dem Beifahrersitz, und Dan hielt sich hinten an Schwester Pegs 38er fest.
    Dan begriff erst jetzt, dass dies eine Riesenchance für ihn war. Sicher, die Idee an sich war verrückt. Eine Konfrontation mit gewalttätigen Ex-Knackis, die wahrscheinlich bewaffnet und high von irgendwelchen Drogen waren, konnte kaum als besonders intelligent angesehen werden. Aber auf der anderen Seite war es eine prima Gelegenheit, seinem Mädchen zu imponieren. Natürlich wusste Dan, dass es lächerlich war, von einer Nonne als »seinem Mädchen« zu denken, aber es war eine medizinisch ziemlich gut belegte Tatsache, dass Liebe eine verblödende Wirkung hat. Und nun, mit seinem von Adrenalin und Testosteron überschwemmten Blutkreislauf, war jede Vernunft in den Hintergrund gerückt. In einem solchen Drüsenfieber war alles möglich. Als sie die Polk Street passierten, beugte sich Dan nach vorne und fragte im Ton eines abgehärteten SEK-Beamten: »Also, wie sieht der Plan aus?«
    »Ich will die Kinder aus dem Haus holen.« Schwester Peg warf einen kurzen Blick in den Rückspiegel. Sie meinte es ernst. »Wie, weiß ich noch nicht.«
    Dan nickte.

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