McJesus
Kinderheime seien so überfüllt, dass Kinder zwischen drei und zwölf Jahren regelmäßig Betäubungsmittel bekamen, um sie pflegeleichter zu machen.
Doch es gab auch etliche gut geführte Kinderheime und gute Menschen, die Kinder aufnahmen und ihnen die Liebe, die Aufmerksamkeit und Geduld zukommen ließen, die sie brauchten. Schwester Peg hoffte nur, sie würde so jemanden finden – und nicht irgendwann, sondern jetzt.
»Nein. Ich verstehe«, sagte Schwester Peg. »Ich werde es dort versuchen. Danke.« Sie legte auf, dann strich sie einen weiteren Namen von ihrer Liste. Sie wollte eben die nächste Nummer wählen, als sie aufblickte und einen Mann unter der Tür stehen sah – einen eins achtzig großen, 75 Kilo schweren Weißen in ziemlich zerlumpten Jeans und ausgebleichtem T-Shirt. »Sind Sie hier zuständig?«, fragte er. Er hatte ein schmuddliges, unruhiges Rattengesicht mit zu vielen Zähnen in einem zu kleinen Mund. »Ich bin Carl Deats«, sagte er. »Wo ist mein Kind?«
Schwester Peg wählte unauffällig die 911, während sie aufstand. Der Mann war nicht sehr kräftig, aber sie wusste, dass er gewalttätig war. »Hallo, Mr. Deats«, sagte sie. »Alissa ist nicht hier. Sie wurde in ein Kinderheim gebracht.« Mit einer Handbewegung deutete sie an, dass es sich um ein entferntes Heim handelte.
Carl Deats kniff die blutunterlaufenen Augen zusammen. »Die vom Gericht hat gesagt, der kleine Scheißer ist hier.« Er legte den Kopf in den Nacken und blickte nach oben. »Ich denke, ich seh mal nach.« Er ging hinaus auf den Korridor. »He! Alissa! Wo zum Teufel steckst du?«
Schwester Peg lief ihm nach. »Sie dürfen Sie nicht mitnehmen, Mr. Deats«, sagte sie.
»Und ob ich das darf«, entgegnete er. »Sie gehört mir, und ich kann mit ihr machen, was ich will.«
Schwester Peg ging unmittelbar hinter Carl. Ihre Worte klangen ruhig und selbstsicher. »Ich habe die Polizei angerufen. Sie haben kein Recht –«
Carl drehte sich um und packte Schwester Peg an den Schultern. »Verpiss dich, du Betschwester!« Er schubste sie gegen die Wand und setzte seine Suche fort. »Wo bist du, Mädchen?«
Er schaute in jedes Zimmer. An der Tür neben der Treppe blieb er stehen. Diese Tür stand offen. Alissa saß mit vor Schreck geweiteten Augen in einer Ecke des Zimmers und umklammerte ihre Puppe. »Da bist du ja«, sagte Carl richtig freundlich. Er ging auf Alissa zu. »Komm schon!« Er griff nach der Puppe, um sie Alissa wegzunehmen. »Du bist zu alt, um mit Puppen zu spielen. Nun steh schon auf!« Er zog und zerrte an der Puppe und riss ihr den Kopf ab.
Dan war im Obergeschoss, als er die lauten Stimmen hörte, und befand sich bereits auf dem Weg nach unten, als Alissa zu schreien anfing. Die letzten zehn Treppenstufen legte er immer zwei Stufen auf einmal zurück und kam in Alissas Zimmer, gerade als Schwester Peg Carl auf den Rücken sprang, um ihn von Alissa wegzuzerren. Carl warf Peg ab, dann holte er aus und schlug Alissa. »Steh auf!«, brüllte er.
Dan hatte das Zimmer zur Hälfte durchquert, als Carl Alissa erneut schlug. Dan war so wütend, dass er den Kerl hätte umbringen können. »He!«, schrie er. Carl drehte sich um, und schon bekam er Dans Faust zu spüren. Er war zu langsam, um sich zu ducken, und Dan traf ihn direkt auf die Nase. Carl taumelte rückwärts gegen die Wand. Das Blut tropfte ihm aus beiden Nasenlöchern.
Alissa lief durch das Zimmer, hob ihre kopflose Puppe auf und rannte weinend davon.
Dan war sich nicht sicher, aber seine Hand fühlte sich an, als sei sie gebrochen, und leider schien der Kampf noch nicht zu Ende zu sein. Carl rappelte sich Blut spuckend auf. Er stürzte auf Dan zu und schrie: »Du Saukerl!« Er hatte ungefähr zwei Schritte gemacht, als Schwester Peg seine Hoden traf. Es war ein tadellos ausgeführter Tritt. Carl fiel auf die Knie, übergab sich ein wenig und sank vornüber auf seine gebrochene Nase.
Bis auf das gurgelnde Geräusch, das Carl von sich gab, war es im Zimmer plötzlich sehr still. Dans Herz klopfte nicht weniger heftig als das von Schwester Peg. Sie sahen sich schüchtern an, dann lächelten sie beide. Schwester Peg hatte das Gefühl, einer von ihnen sollte zu dem, was gerade passiert war, etwas sagen.
Dan dachte das Gleiche. Er sah Schwester Peg an und sagte: »Verdammt gut getroffen.«
»Danke.« Schwester Peg blickte zu Carl hinunter. »Wissen Sie, es ist mir egal, was in der Bibel steht. Die Rache ist mein«, sagte sie.
»Ja, das mit der
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