McJesus
sollten einfach nur Konfliktstoff liefern, der dann – zumindest in der Theorie – die Einschaltquoten erhöhen und den Bekanntheitsgrad der Spendenaktion steigern würde.
Sobald dieser Teil der Maschinerie lief, machten sich Monsignore Matthews und Dan auf den Weg. Ihr erstes Ziel war das Great Western Forum in Inglewood. Ein Anruf von der Diözese in der Geschäftsstelle der Lakers genügte, um ein Treffen mit der Basketball-Mannschaft zu arrangieren. Als sie Alissa vorstellten und erklärten, was einer Vielzahl von Kindern widerfuhr, wenn sie in staatliche Fürsorge kamen, hatten die Spieler nur eine Frage: »Dürfen wir Freunde mitbringen?«
Monsignore lehnte sich zurück und blickte in die Runde. »Sie können tun, was Sie wollen.«
Das hörten die Spieler gern und lächelten ihr Eine-Million-Dollar-Lächeln.
Dan und der Monsignore besuchten im gleichen Stil die Dodgers und die Kings und sicherten sich die Unterstützung mehrerer anderer bekannter Sportler. Als Nächstes steuerten sie Beverly Hills an. In The Artist First Agency hofften sie, ein paar Berühmtheiten für sich zu gewinnen. Während Dan und der Monsignore sich im Schneckentempo und über die unfähigen Autofahrer schimpfend durch die Stadt kämpften, unterhielten sie sich über so gut wie alles, angefangen bei ihrer liebsten Fernsehwerbung über Baseball bis zu ihren jeweiligen Erfahrungen im Seminar. Als Dan seinen Hang zum Agnostiker gestand, hob Monsignore Matthews den Zeigefinger und sagte:
»Es lebt mehr Glaube in einem ehrlichen Zweifel als in den meisten Glaubensbekenntnissen.«
»Ich glaube nicht, dass Sie das im Evangelium finden werden«, sagte Dan.
»Es ist von Tennyson – aus welchem Gedicht, habe ich vergessen.« Er blickte zu Dan. »Aber er hat Recht.«
Dan lächelte. »Peg hat mir erzählt, dass Sie auch nicht gerade zu den Strenggläubigen gehören. Ich glaube nicht, dass sie es nur im Spaß gesagt hat.«
Matthews zuckte die Achseln. »Man tut, was man tun muss«, sagte er. Er erzählte, dass er heimlich Geld abgezweigt hatte für katholische Polikliniken, die über Geburtenkontrolle berieten und entsprechendes Material bereitstellten, und er äußerte seinen Unmut über einen Priester, der sich weigerte, schwulen Katholiken die Sakramente zu spenden.
»Und was ist mit dem Kapitel oder Vers, wo es heißt, dass alle, die solche Gräuel tun, ausgerottet werden aus ihrem Volk und dergleichen mehr?«, fragte Dan.
»Sie meinen das Dritte Buch Mose?« Der Monsignore schnaubte abfällig. »Das ist doch hermeneutischer Unsinn«, sagte er. »Ich habe einen Freund, der Jesuit ist und mit Bibelzitaten beweisen kann, dass die Erde platt wie ein Pfannkuchen ist. Aber deshalb ist sie das noch lange nicht. Sehen Sie, ich habe die Erfahrung gemacht, wenn jemand anfängt, die Bibel wie eine Mordwaffe zu schwingen, ist es am besten, sich schleunigst aus dem Staub zumachen. Von mir aus könnten wir auf die ganze Bibel verzichten, ausgenommen die Bergpredigt. Richten Sie sich nach ihr, und alles andere wird folgen.«
Dan fuhr auf den Parkplatz der Künstleragentur. »Wie vereinbaren Sie es mit Ihrem Gewissen, wenn Sie etwas tun, was der kirchlichen Lehre widerspricht?«, fragte er.
»Sehen Sie, wenn ich …« Monsignore Matthews unterbrach sich und suchte nach den richtigen Worten. »Im Grunde«, fuhr er fort, »habe ich gar keine andere Wahl. Meine Sünden wären viel schlimmer, wenn ich nicht den Weg gehen würde, von dem ich das Gefühl habe, dass es der Weg ist, den Gott mich führt. Dazu kommt, dass ich meiner Verantwortung als ein Jünger Jesu gerecht werden muss. Und drittens sagt mir mein Gewissen, dass das, was ich tue, richtig ist. Und ich bin nicht allein. Ich kenne viele Priester, die das Richtige tun, auch wenn sie dabei gegen die Lehre verstoßen. Das ist das Gute an der Kirche, dass sich unter ihrem Dach so viele Menschen zusammenfinden, die wirklich im Geist Gottes denken und handeln.« Monsignore Matthews betrachtete das schöne Art-déco-Gebäude der Künstleragentur und die vergoldeten Leuchter, die über die gesamte Außenmauer von oben bis unten verteilt waren. »Diese Leute vertreten also die Stars«, sagte er. »Scheint ein ziemlich gutes Geschäft zu sein.«
Die bekanntesten Reklametafeln in Los Angeles sind die am Sunset Strip, und der große alte Mann unter ihnen ist die Marlboro-Reklame, die dort seit siebzehn Jahren steht. Das Schild ist sowohl ein Wahrzeichen von Hollywood als auch ein Monument der
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