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McJesus

McJesus

Titel: McJesus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Fitzhugh
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der Nachrichtenredaktionen nennen den Großraum Los Angeles einen »gereiften« Nachrichtenmarkt. Was sie damit meinen, ist, dass die Stadt voll von Irren ist, die bereit sind, öffentlich alle Arten von Verbrechen zu begehen, weil sie – und das ist ihnen voll bewusst –, wenn sie erwischt oder getötet werden, live im Fernsehen zu sehen sind. Jüngste Untersuchungen ergaben, dass dieses Wissen nicht nur nicht abschreckt, sondern diese Leute tatsächlich motiviert. Folglich berichteten die Nachrichtenteams der Augenzeugen- und Action-Sendungen im Großraum L.A. pro Kopf gerechnet über mehr Verfolgungen, stümperhafte Banküberfälle mit Schießereien und über Selbstmörder, die sich auf den Freeways überfahren lassen, als alle anderen Nachrichtenteams auf der Welt.
    Während die Verfolgung weiterging, konnten die Nachrichtensprecher mangels genauerer Informationen über die Hintergründe des Geschehens nur spekulieren. Der Sprecher einer Fernsehstation meinte, es bestünde die Möglichkeit, dass der Sattelschlepper mit biologischen Waffen beladen war – möglicherweise mit Nervengas – und dass der Fahrer einer militanten islamischen Organisation angehören könnte. Das Einzige, was seine wilden Vermutungen stützte, war die Aussage des Mannes, der seinen Sattelschlepper mit laufendem Motor an einer Straße hinter einem Industriegelände stehen gelassen hatte, auf dem es neben anderen Firmen auch einige Hersteller für biotechnische Geräte gab. Als der Lkw-Fahrer seinen Papierkram im Büro erledigt hatte und wieder herauskam, war der Schlepper verschwunden.
    BOING! Der Sattelschlepper schnitt eine Kurve und schrammte einen nagelneuen Porsche. »Wow!«, sagte der Cutter. »Das wird jemanden ’ne Stange kosten.«
    Der Reporter legte die Hand an seinen Kopfhörer. »Wie ich höre, fährt der Sattelschlepper in Richtung Van Nuys Airport«, sagte er. Eine Viertelmeile vor dem Schlepper legten Polizisten eine Nagelsperre. Dann zogen sie sich mit ihren Autos zurück und entsicherten ihre Waffen. Der Schlepper fuhr mit permanent röhrendem Horn direkt auf sie zu. Der Fahrer des Schleppers sah den Spikesstreifen zu spät. Reifen platzten, der Fahrer verlor die Kontrolle, und das Riesengerät rumpelte auf einen Acker, wo es im weichen Boden stecken blieb. Die Polizisten umstellten die Fahrerkabine und richteten die Waffen auf beide Türen.
    Die Männer im Schneideraum schlossen Wetten ab über den Ausgang der Schießerei. »Zwanzig Dollar, dass er tot ist, bevor er mit den Füßen den Boden berührt«, sagte Dan.
    Bevor jemand auf seine Wette eingehen konnte, streckte der Wahnsinnsfahrer die Hände aus dem Fenster und winkte auf ungewöhnlich freundliche Weise. Ein Reporter sagte, die Polizei spreche über Megafon mit ihm. Eine Sekunde später öffnete sich die Tür an der Fahrerseite. Der Hijacker hielt sich an dem verchromten Haltegriff fest und ließ sich auf das breite Trittbrett über dem Tank herunter.
    Der Cutter traute seinen Augen nicht. »Ach du heiliger Strohsack!« Er begann zu lachen.
    »Es ist eine niedliche alte Lady«, sagte Scott.
    Dans Kopf landete mit einem dumpfen Laut auf dem Monitor-Schaltpult. »An dieser Lady ist nichts niedlich«, sagte er.
    »Nicht das Geringste.« Dans so perfekt gelungener Tag war plötzlich und unwiderruflich im Eimer. Nach diesem Schlag konnte er es sich nicht mehr erlauben, die Wahrheit über die Fujioka-Idee zu sagen. Er würde die ganze verdammte Prämie brauchen – und noch einiges dazu.
    Ruth hatte, auch wenn es nicht ihre Absicht gewesen war, nicht nur einen sündteuren Porsche zu Schrott gefahren, sondern auch Scott Emmons’ Karriere endgültig ruiniert.
     
    Die Augen von Mr. Smith waren leer. Seine Stimme klang hohl. Er war neunundachtzig und würde die Neunzig nicht mehr erleben. Sein Geruchssinn war abgestorben. Er konnte nicht mehr sehen, und Töne waren nur noch undeutliche Geräusche. Er konnte die Welt, in der er so elend dahinsiechte, nicht mehr wahrnehmen. Steif und mit hängendem Kiefer lag er auf seinem Bett und blies stinkenden Atem aus seiner schwarzen Lunge. Hätte er sich einen Arzt leisten können, hätte dieser unter anderem festgestellt, dass Mr. Smiths Schweißdrüsen so atrophiert waren, dass seine Haut demnächst die Beschaffenheit von Salzcrackern haben würde. Und ein Rechtsanwalt hätte gesagt, dass es höchste Zeit wäre für ein Testament.
    Aber Mr. Smith hatte nichts zu vererben. Und noch trauriger war, dass er niemanden hatte, dem

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