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McJesus

McJesus

Titel: McJesus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Fitzhugh
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gingen sie über das letzte Stück des Ganges.
    Schwester Peg zeigte Pater Michael rasch die Küche, das Büro und schließlich das Fernsehzimmer, in dem viele der älteren Bewohner ihre Tage und Nächte verbrachten, um im Fernsehen ein schöneres Leben zu leben. Im Augenblick war von ihnen nur Mr. Saltzman hier, ein griesgrämiger Mann von 78 Jahren, der so aussah, als hätte er mehr mitgemacht als die meisten. Er saß auf der vorderen Kante seines Stuhls und hielt seine dicken Arme fest an die Brust gedrückt. Ein paar graue Haarsträhnen zogen sich über seinen bräunlich gefleckten Schädel. Er sah einen Sender, der die letzte Verfolgungsjagd auf den L.A.-Freeways brachte. »Dämliche Kerle«, brummte er vor sich hin.
    An der anderen Seite des Zimmers, an einem der Fenster, saß ein großer hispanischer Junge – ein Sechzehnjähriger im Körper eines muskulösen Achtzehnjährigen. Sein dunkles Haar war kurz geschnitten. Er trug weite Hosen und ein in allen Regenbogenfarben verfärbtes T-Shirt. Er saß mit einem Bleistift in der Hand über einen Zeichenblock gebeugt und blickte nicht auf, als Schwester Peg und Pater Michael hereinkamen.
    »Das ist Ruben«, sagte Schwester Peg. »Unser hauseigener Künstler.«
    »Hi, Ruben«, sagte Michael und hob grüßend die Hand. Ruben blickte nicht von seiner Zeichnung auf. Pater Michael wartete einen Augenblick. »Anscheinend lässt er sich nicht ablenken.«
    Schwester Peg schüttelte den Kopf. »Er ist taub. Er kam vor ein paar Jahren zu uns, weil er aus einer Gang herauswollte. Jetzt gehört er zu meinen unterbezahlten Angestellten. Alles, was schwer zu heben ist, macht er. Deshalb wird er froh sein, dass Sie jetzt hier sind.« Schwester Peg stampfte einmal mit dem Fuß auf, und Ruben blickte auf. Er lächelte und zeigte ihr, woran er arbeitete. Es war keine Zeichnung. Er hatte einen Lotterieschein ausgefüllt. Im Jackpot waren 32 Millionen Dollar. Er faltete die Hände wie zum Beten und grinste.
    Schwester Peg stellte Pater Michael vor, indem sie langsam, aber sehr anmutig Zeichen machte. Ruben strich sich als Antwort mit den Fingernägeln vom Hals zum Kinn. Obwohl die Geste wie eine italienische Drohung aussah, vermittelte Ruben mit seinem breiten Lächeln das Gefühl, dass er sich freute, einen unterbezahlten Kollegen zu haben. Er grüßte Pater Michael mit einer kurzen Aufwärtsbewegung des Kopfes, dann wandte er sich wieder dem Samstagslotto zu – der staatlichen Version von Hoffnung und Erlösung.
    »Was malt er denn sonst so?«
    »Er ist ein wahrer Zauberkünstler mit der Spraydose«, sagte Schwester Peg. »Manchmal macht er auch Plastiken. Ich glaube, er hat Talent, aber im Grunde kann ich so etwas nicht beurteilen.« Sie wandte sich um und ging zur Tür.
    Pater Michael blieb unvermittelt stehen. Er hatte wieder einen dieser Bauchkrämpfe. Leicht vornübergebeugt drückte er zwei Finger unter die Rippen, um den Schmerz zu lindern. Dieser Anfall war schlimmer als die vorherigen. Wenn das nicht aufhörte, musste er einen Arzt aufsuchen.
    Pater Michael folgte Schwester Peg, die stehen geblieben war, um das Ende der Verfolgungsjagd in den Nachrichten zu sehen.
    Inzwischen hatte der Moderator bereits eine neue Story angekündigt und schaltete um zu einem Reporter, der in einem riesigen Lagerhaus irgendwo in Los Angeles stand. »Danke, Bob«, sagte der Reporter. »Sie wissen vielleicht noch, dass man früher sagte, der Mond sei aus grünem Käse gemacht. Und wenn Sie sich mal gefragt haben, wie viel Käse man wohl dafür bräuchte, kann Ihnen der Inhalt dieses Lagerhauses eine ziemlich gute Vorstellung davon vermitteln.« Die Kamera fuhr zurück, um ein riesiges Lagerhaus zu zeigen. Der Reporter erklärte, dass das fünfundfünfzigtausend Quadratmeter große Lagerhaus bis unter die Decke mit Käse und anderen Milchprodukten gefüllt war. »Und das alles ist nichts anderes als Hartkäse von unseren kalifornischen Milchbauern. Dieses Lagerhaus ist ein Teil, und zwar nur ein kleiner Teil der komplexen Gesamtstrategie der Regierung, um die Milchwirtschaft vor einem Preisverfall durch billigere Importerzeugnisse zu schützen. Oh, und noch etwas«, sagte der Reporter. »Wenn ich wiedergeboren werden sollte, würde ich gern hier zur Welt kommen … und zwar als Maus!« Der Reporter lachte. »Zurück ins Studio.«
    »Mein Gott, wie mich so etwas ankotzt!« Schwester Peg wandte sich ab, um zu gehen.
    Pater Michael folgte ihr. »Die Verschwendung oder das alberne

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