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McJesus

McJesus

Titel: McJesus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Fitzhugh
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abgeklappert und sich schließlich für ein Loch von einer Zweizimmerwohnung unweit des Care Centers entschieden. Sie kostete zweihundertfünfzig im Monat, war klein und hässlich, aber sie würde seinen bescheidenen Bedürfnissen genügen.
    Was Michael jetzt am dringendsten brauchte, war ärztliche Hilfe. Seine Krankheit – welcher Art sie auch sein mochte – sprach auf Gebete nicht an. Aber ein guter Arzt würde Geld kosten – das ließ sich ebenso wenig leugnen wie die Tatsache, dass Dan der einzige Mensch war, an den sich Pater Michael um Geld wenden konnte.
    Dan hatte kaum die Tür hinter sich zugemacht, als Michael Andeutungen über seinen schlechten Zustand fallen ließ. Aber Dan war zu sehr mit seinem eigenen Zustand als mehrfach Beklagter beschäftigt, um auf Michaels Andeutungen einzugehen. Er dachte, Michael sei einfach ein Quengler.
    Schließlich stellte sich Michael vor Dan hin und sagte: »Er heilt, die gebrochenen Herzens sind, und gibt Arznei für die Kranken.«
    Dan sah Michael einen Moment an, bevor er antwortete. »Wenn ich das straffen würde, könnte das der Slogan für die neue Kampagne sein, die wir gerade für das Gesundheitsministerium machen.« Dan spürte, dass sein Bruder mit etwas herausrücken wollte, aber er war nicht in der Stimmung, es ihm leicht zu machen.
    Pater Michael setzte sich auf das Sofa und betastete seinen Bauch. »Es geht mir nicht gut.«
    »Wem geht es heutzutage schon gut?«, erwiderte Dan.
    »Muss ich es tatsächlich aussprechen?« Pater Michael hasste es, zu bitten. Aber er wusste auch, dass manche Menschen zu einer guten Tat gezwungen werden mussten. Er streckte die Hände aus, als bettelte er um Essen. »Ich muss mir etwas Geld leihen, um zu einem Arzt zu gehen. Bitte schön. Bist du jetzt glücklich?«
    Dan ging zur Bar. »Michael, es steht schon in der Bibel, ›Kein Borger sei und auch Verleiher nicht‹.« Er goss sich einen steifen Drink ein.
    »Das ist aus Hamlet«, sagte Pater Michael.
    »Meinetwegen. Auf jeden Fall ist es ein sehr vernünftiger Grundsatz.« Dan nahm einen Schluck von seinem malzigen Scotch. »Ein Grundsatz, den ich schon vor Jahren hätte befolgen sollen«, fuhr Dan fort in Anspielung auf die tausend Dollar, die er seinem Bruder geliehen hatte. »Gibt es in den ärmeren Gegenden der Stadt nicht eine ärztliche Gratisversorgung?« Er lutschte an einem Stück Eis und spuckte es zurück ins Glas. »Vielleicht solltest du da mal hingehen.«
    Pater Michael erklärte Dan, dass man ihn dort abgewiesen hatte. Es war ihm peinlich, dies alles vor seinem Bruder ausbreiten zu müssen, aber seine Scham war nichts im Vergleich zu der Übelkeit, die ihn quälte. Obwohl die Krämpfe nicht mehr so häufig kamen, spürte er, dass er mit etwas Furchtbarem infiziert war.
    Dan sah, dass es Michael nicht gut ging, und so gern er über Eigenverantwortung und seine eigenen Verpflichtungen weitergeredet hätte, wusste er doch, dass er auch für seinen Bruder verantwortlich war. »Hör zu«, sagte Dan, »ich würde dir ja das Geld leihen, weichherzig, wie ich bin, aber ich habe es nicht.
    Ich bin so verschuldet, dass es nicht mehr lustig ist, und dank Moms Vergnügungsfahrt wollen mich ein Dutzend Leute vor Gericht zerren.«
    Pater Michael vermutete, dass Dan ihn nur hinhalten wollte. Es wäre nicht das erste Mal gewesen. »Nun komm schon! Was ist mit dem großen Coup, den du gelandet hast? Ich wette, du hast massenhaft Geld auf der Bank.«
    Dan knallte sein Glas auf die Bar. »Du hast doch keine Ahnung, wie es in der wirklichen Welt zugeht! Du denkst, weil jemand eine schöne Wohnung und ein schickes Auto hat, schwimmt er im Geld. Aber in der Welt da draußen –«
    Pater Michael fiel ihm ins Wort. Er ärgerte sich jetzt wirklich. »Wenn einer keine Ahnung von der wirklichen Welt hat, dann du«, sagte er. »Weißt du, nicht umsonst nennen sie dieses Land hier La-La-Land. In der wirklichen Welt geht es nicht um Luxusschlitten und Meerblick. Es geht um Kinder, die verhungern und an Krankheiten sterben, die wir heilen könnten. Es geht um Rebellen, die beliebig über Dörfer herfallen und mit ihren Macheten jedem Mann und jedem Jungen die Hände abhacken –« Pater Michael malte ein Schreckensbild von Afrika, von Söldnertruppen, die routinemäßig Flüchtlingslager überfielen, um Kinder zu kidnappen, die dann mit Schlägen und Folter zu einsatzfähigen Vergewaltigern, Dieben und Mördern umerzogen wurden.
    Dan lenkte rasch ein. »Okay, okay, ich weiß. Es sind

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