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McJesus

McJesus

Titel: McJesus Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Bill Fitzhugh
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braven, hart arbeitenden Katholiken bevölkert, Ordinierte und Laien, die hier die nicht geistlichen Dinge der Kirche verwalten. Die Kirche hat aber noch ein anderes Büro in L.A. – obwohl das offiziell niemand bestätigen wird und in der Tat nur wenige wissen. Dieses andere Büro befindet sich in einem feinen 42-stöckigen Hochhaus an der Avenue of the Stars in Century City. Dieses verschwiegene Örtchen verfügt über eine bessere Ausstattung und ein wesentlich größeres Budget als das Büro am Wilshire Boulevard.
    Monsignore Matthews gehörte zu den vielen, die von diesem Büro keine Ahnung hatten. Während er mit dem Aufzug in die dritte Etage fuhr, begann er sich Sorgen zu machen, weil man ihn ohne Nennung eines Grundes zu einer Besprechung an diesen geheimen Ort bestellt hatte. Als sich die Aufzugstüren öffneten und ihm die gekühlte Luft entgegenströmte, befürchtete Monsignore Matthews, dass man ihm auf die Schliche gekommen war.
    Matthews analysierte die Geschäftsbilanzen der Kirche. Im Lauf der Jahre hatte er einiges in den Büchern aufgestöbert.
    Obwohl er mit keinem exakten Zahlennachweis aufwarten konnte, hatte er einmal schätzungsweise ausgerechnet, dass von jedem Dollar, den die Kirche bekam, nur zwanzig Cent für die Armen ausgegeben wurden. Monsignore Matthews hatte die verrückte Idee, dass sich Jesus das etwas anders vorgestellt hatte, und hatte ganz in diesem Sinn in den vergangenen Jahren Gelder von bestimmten Konten der Kirche abgezweigt und sie an Schwester Peg weitergeleitet. Er tat es, weil er Dinge über die Kirche wusste, die sich mit seinem Bibelverständnis nicht vereinbaren ließen. Monsignore Matthews fand, dass die Kirche ihre Möglichkeiten nicht ausschöpfte, und tat sein Bestes, um das Böse zum Guten zu wenden und denen zu helfen, die Hilfe brauchten.
    Er betrat den Empfangsbereich und hatte das Gefühl, in eine andere Zeit versetzt zu sein – vielleicht in die Zeit der Inquisition, dachte er. Allein der Fußboden war sehenswert: rosafarbener italienischer Marmor und eingelassen in der Mitte der blanken Marmorfläche das Siegel das Vatikans aus dreihundert Jahre alten Keramikfliesen. An den Fenstern verhinderten dunkelrote Portieren das Eindringen der südkalifornischen Sonne. Erhellt wurde der Raum durch eine gedämpfte indirekte Beleuchtung.
    Monsignore Matthews trug einen kleinen Aktenkoffer bei sich, in dem sich neben noch zu erledigender Schreibarbeit auch eine Ausgabe von David Mamets »Speed-the-Plow« befand.
    Er las gerne, wenn er auf langweiligen Konferenzen herumsitzen musste oder im Verkehr stecken blieb. Matthews war ein großer Mamet-Fan geworden, nachdem er den Film »Haus der Spiele« gesehen hatte. Er fand Mamets umgangssprachliche Dialoge authentisch; dazu kam, dass ihn einige Herrschaften in der Kirche an die halsabschneiderischen Immobilienmakler in Mamets »Glengarry Glen Ross« erinnerten.
    Matthews war von durchschnittlicher Körpergröße. Sein glattes braunes Haar war kurz geschnitten. Er hatte flinke Augen und einen findigen Verstand. Aber an diesem betont ekklesiastischen Ort fühlte sich Monsignore klein und fehl am Platz. Er stand in der Mitte des Raums, sah sich um und horchte, aber es war nichts zu hören. Er verschränkte die Arme gegen die Kälte, denn es war kalt hier oben wie in einem klimatisierten Museum.
    Monsignore Matthews war früh gekommen, und es war niemand da, der ihm hätte sagen können, was er tun oder wohin er gehen sollte. Also wartete er und sah sich ein wenig um. Ein großes Porträt an einer Wand machte ihn neugierig. Der Porträtierte war Papst Gregor IX., ein imposanter, finster dreinblickender Kleriker aus dem 11. Jahrhundert, der die Inquisition eingeführt hatte. Matthews fragte sich, wie die Kirche jemals in die Hände solcher Männer fallen konnte.
    Im Lauf der nächsten Viertelstunde brachte der Aufzug mehrere Priester und Monsignori in dieses Foyer. Sie kamen alle aus den größeren Pfarrbezirken Südkaliforniens und hatten ebenso wie Matthews nicht die geringste Ahnung, warum sie hier waren. Jeder stand für sich, sichtlich befangen und misstrauisch.
    Monsignore Matthews fragte sich, ob sich die anderen Herren auf die gleiche Weise vergangen hatten wie er oder ob sie sich etwas anderes hatten zuschulden kommen lassen. Nun, es würde sich zeigen.
    Es vergingen weitere fünf Minuten, bevor eine unscheinbare Frau das Foyer betrat und die geistlichen Herren durch einen Gang zu einem Konferenzraum führte. Sie

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