McJesus
kann und dadurch den elenden Tod dieses Kindes hinauszögert, dann hat er das Gefühl, im Geist Gottes zu handeln.
Mit diesem Ziel wendet sich Pater Michael an einen Mann, der als General Garang bekannt ist. Garang ist ein afrikanischer Rebellenführer, der am Unglück der einen und der Spendefreudigkeit der anderen sehr gut verdient. Er hat schmale, stechende Augen.
» Ich möchte Ihnen einen Vorschlag machen « , sagt Pater Michael. General Garang hat schon öfter einen Deal mit Leuten von den Hilfsorganisationen gemacht. Er mag sie, weil sie im Allgemeinen ihr Wort halten. Garang lächelt. » Ein gutes Geschäft interessiert mich immer. «
Pater Michael sagt, zu ihm sei ein Mann gekommen, der menschliche Organe kaufen möchte.
» Und was hat das mit mir zu tun? « , fragt Garang. » Ganz sicher bin ich nicht daran interessiert, welche zu verkaufen. « Er lacht gemütlich und sieht dabei einen seiner Leibwächter an, der mitlacht, obwohl er nicht weiß, worüber er lacht.
» Die Flüchtlinge werden welche verkaufen « , sagt Pater Michael. » Ich brauche nur Geld, um sie vorher zu bezahlen. «
» Warum nimmt sich der Mann nicht einfach, was er will? « , fragt Garang. » Die Flüchtlinge sind zu schwach, um sich zu wehren. «
Pater Michael zögert einen Augenblick. » Er sagt, er sei Christ, und etwas zu nehmen, ohne zu bezahlen, sei stehlen. Leihen Sie mir das Geld, und ich werde es in einer Woche verdreifachen. «
General Garang beugt sich vor und sieht Pater Michael scharf an. Nach einem spannungsgeladenen Augenblick lächelt er und sagt: » Wenn man einem Priester nicht trauen kann, wem dann? « Er wendet sich an einen Leibwächter und sagt etwas.
Der Mann geht nach nebenan und kommt eine Minute später mit einer kleinen Leinentasche zurück, die mehrere Tausend Dollar enthält.
10
Dan stand mit einem Korb voll schmutziger Bettlaken und einem Karton Vollwaschmittel vor der alten Waschmaschine des Care Centers, doch er hatte ernsthafte Zweifel, ob die Wäsche jemals weißer als weiß werden würde.
Er griff in den Karton, tiefer und tiefer, bis er den körnigen Boden erreichte. Er kippte den Karton um und schüttelte und klopfte ihn, bis er eine halbe Tasse Waschpulver beisammenhatte. Als Michael sagte, das Care Center sei knapp bei Kasse, hatte Dan ihn so verstanden, dass es ganz nett wäre, wenn das Center ein bisschen mehr Geld hätte. Doch jetzt, nachdem er eine Woche hier war, wusste Dan, dass es um die Finanzen des Care Centers wirklich schlecht stand. Die Frage war nur: wie schlecht?
Drüben in der Küche räumten Ruben und Schwester Peg das Frühstücksgeschirr ab, und Dan sah, wie sie sich in Zeichensprache verständigten. Ruben strich mit dem gekrümmten Zeigefinger über seine Wange, dann schlug er mit dem Handrücken leicht auf die Innenseite seiner anderen Hand, Schwester Peg kreuzte zwei Finger über ihrem Herzen und machte mit den Fingerknöcheln über dem Brustbein kleine Kreisbewegungen im entgegengesetzten Uhrzeigersinn. Obwohl Dan von dieser Unterhaltung völlig ausgeschlossen war, genoss er den Anblick dieser elegant tanzenden Finger. Es kam ihm nicht darauf an, worüber sich die beiden unterhielten, solange er Schwester Pegs Händen zuschauen konnte. Er konnte nicht aufhören, ihre Hände anzusehen, die trotz der schweren Arbeit, die sie leisteten, weich wirkten wie Vergeben und Vergessen.
Dan brachte einen Arm voll Handtücher aus dem Trockner zu einem Tisch und begann sie zusammenzulegen. Er dachte gerade darüber nach, wie sich das Care Center Kapital beschaffen könnte, als zwei Männer die Küche betraten. Sie waren Mitte dreißig, trugen nahezu identische Anzüge, und der eine schwang drohend einen Louis-Vuitton-Aktenkoffer, als würde das Ding etwas beweisen. Bei dem anderen steckte als sichtbares Zeichen seiner Überlegenheit ein zweitausend Dollar teurer Montblanc-Schreiber in der Brusttasche. Zielgruppe urbane Ökonomisten, dachte Dan reflexartig. Der mit dem Aktenkoffer war Larry Sturholm. »Guten Morgen«, sagte er.
Schwester Peg drehte sich um. Sie brauchte einen Moment, um Larrys Gesicht unterzubringen, denn sie hatte Larry immer nur in der Bank gesehen. »Oh, hallo, Mr. Sturholm.«
»Ich bringe gute Nachrichten, Schwester«, sagte Larry mit einem breiten Lächeln.
Für einen Moment gestattete sich Schwester Peg, ihm zu glauben. »Tatsächlich? Das … das ist großartig.« Sie wischte sich die Hände ab, während sie auf die beiden Herren zuging, um sie zu
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