McQuade - Der Kopfgeldjäger, Teil 1-12 der Saga (Western) (German Edition)
keine anderen Gefühle mehr zulässt«, murmelte der Kopfgeldjäger. Seine Stimme wurde schroff: »Nenn mir das Ziel, Nat. Denk dran, dass man dich vor Gericht stellen wird. Du solltest versuchen, Punkte für dich zu sammeln. Das Gericht wird es würdigen, wenn du dich kooperativ erweist.«
Sekundenlang kämpfte der junge Bursche noch mit sich. Dann brach sein Widerstand und er murmelte: »Jesse und seine Mutter wollten in Globe auf uns warten, wenn wir sie vorher nicht eingeholt hätten. Von Globe aus wären wir nach Osten gezogen.«
»Nach New Mexiko?«, knurrte McQuade.
»Ja.«
McQuade verlor keine Zeit. Eine Viertelstunde später war er auf dem Trail. Globe lag am südöstlichen Ende des Tonto Basins. Er folgte dem Tonto Creek. Die Sonne ging auf und brachte die Luft zum Gleißen. Der Morgendunst löste sich auf. Es wurde schnell heiß, und die geringste Anstrengung trieb Mensch und Tier den Schweiß aus den Poren.
Die Entfernung nach Globe betrug von Tonto Basin aus etwas mehr als fünfundvierzig Meilen. McQuade hoffte, dass er Doug und Jesse Nolan sowie deren Mutter irgendwo auf halber Strecke einholen würde.
Immer wieder ließ der Texaner das Pferd laufen. Er ritt sozusagen über Stock und Stein. Es ging über Hügel hinweg, durch weitläufige Ebenen und staubige Senken, durch Schluchten und Canyons, es gab auch sehr viel Wald.
Gegen Mittag tauchte eine kleine Stadt zwischen den Hügeln auf. McQuade lenkte das Pferd darauf zu. Das verwitterte Ortschild verriet dem Texaner den Namen der Ortschaft: Roosevelt. Er ritt zum Mietstall. Im Hof stand ein Buggy mit einem schwarzen Verdeck aus schadhaftem, dünnem Leder. McQuade fragte sich, ob das der Buggy war, den er auf der Nolan-Farm gesehen hatte. Er saß beim Tor ab. Ein abgetriebenes Pferd stand auf dem Mittelgang. Der Stallbursche rieb das Fell des Tieres mit einem Büschel Stroh trocken.
Als McQuade sein Pferd in den Stall führte, wandte sich ihm der Stallmann zu. »Was ist denn los heute?«, maulte er. »Zuerst kamen eine Lady und ihr Sohn mit einem Buggy an, der Gaul, der den Wagen zog, war ziemlich fertig. Dann folgte ein finstergesichtiger Mister, und der hatte seinen Vierbeiner fast zuschanden geritten.« Der Stallmann wies mit dem Kinn auf das Pferd, das er mit Stroh trocken rieb. »Und jetzt tanzen Sie an, Mister. Und auch ihr Gaul schaut recht abgehetzt aus. Gehören Sie auch zu der Lady und den beiden Kerlen? Der Bursche, der das arme Tier so rücksichtslos scheuchte, ist nämlich auch ein Sohn der Lady.«
McQuade verspürte Genugtuung. Er hatte Doug Nolan eingeholt.
»Wo finde ich den Mann, dem das Pferd gehört?«
»Die drei sind im Saloon.«
»Danke.« Die Henrygun des Kopfgeldjägers flirrte aus dem Scabbard. McQuade schwang herum und schritt in Richtung Tor davon.
»Heh!«, rief der Stallmann. »Haben Sie mit den beiden Kerlen eine Rechnung zu begleichen?«
»Mich interessiert nur der, dem das Pferd gehört. Er ist ein mehrfacher Mörder. – Hat der Saloon eine Hintertür?«
»Ja. Sie erreichen sie durch den Hof.« Der Stallmann kratzte sich am Hals. »Eines der Pferde wird wohl die Kosten für die Beerdigung seines Besitzers decken müssen«, murmelte er für sich. »Aber die drei gefielen mir gleich nicht. Ich habe für so etwas eine Nase.«
McQuade bog kurz vor dem Saloon in eine Gasse ab, wandte sich nach rechts, schritt an einem Gartenzaun entlang, bog erneut ab und folgte einer anderen Gasse, die in die Main Street mündete. Zwanzig Schritte vor der Gassenmündung befand sich das Tor, durch das man in den Hof des Saloons gelangte.
Unbeirrt setzte McQuade einen Fuß vor den anderen. Der Staub des Hofes puderte seine Stiefel. Die Sporen rasselten. Die Schöße des Staubmantels schlugen um seine Beine. Der Mund des Kopfgeldjägers war eine dünne, entschlossene Linie.
Er betrat das Gebäude durch die Hintertür, befand sich in einem kurzen Korridor, und durch eine weitere Tür gelangte er in den Schankraum.
Doug und Jesse Nolan saßen mit ihrer Mutter an einem Tisch bei einem der großen Frontfenster, durch das sie die Straße beobachten konnten.
Die beiden Brüder sahen den Texaner und sprangen fast gleichzeitig auf. Ihre Hände zuckten zu den Revolvern. McQuade fackelte nicht. Er schoss aus der Hüfte. Jesse Nolan kippte über den Tisch. Doug Nolan wankte, der Revolver fiel aus seiner kraftlosen Hand, er presste die Linke auf seine zerschossene Schulter und fiel auf seinen Stuhl zurück. Ein Stöhnen löste sich in
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