McQuade - Der Kopfgeldjäger, Teil 1-12 der Saga (Western) (German Edition)
ausrotten, mit Stumpf und Stiel.«
»Dann prüft gut, ob er an dem Mord beteiligt war«, mahnte McQuade, wandte sich ab und schritt davon, um sein Pferd zu holen. Er wollte nach Tonto Basin zurückreiten.
*
Tonto Basin lag in völliger Dunkelheit. Die Stadt schien sich vor irgendetwas zu ducken. Die Angst ging um. Ein Mord war geschehen, der Racheschwur der Nolan-Brüder war noch offen – ein Schwur, der auch der Stadt gegolten hatte. In dem Ort herrschte Totenstille. Es war wie die Stille vor einem alles vernichtenden Sturm.
Mitternacht war längst vorüber. McQuade verspürte Beklemmung. Er hatte am Stadtrand angehalten und witterte in die Ansammlung von Häusern und Hütten hinein wie ein Wolf. Etwas lag in der Luft. Er spürte es ganz deutlich, und etwas Dunkles, Bedrohliches stand am Ende seiner nagenden Gedanken. Jeder seiner Sinne war aktiviert, die Anspannung brachte seine Nerven zum Schwingen.
McQuade ruckte im Sattel. »Hüh!« Das Pferd setzte sich in Bewegung. Dumpf pochten die Hufe. Das alte, ausgetrocknete Sattelleder knarrte leise. Mondlicht fiel auf die Main Street und ließ die winzigen Kristalle zerfallenen Glimmerschiefers wie Diamanten glitzern. Der Vierbeiner trug McQuade am Fahrbahnrand entlang in den Ort hinein. Als er den Mietstall fast erreicht hatte, erklang eine schrille Stimme: »Das ist er!«
McQuade nahm das Pferd hart in die Kandare. Die Erkenntnis traf ihn wie ein Blitz. Die Stunde der Entscheidung war angebrochen. Er wollte nach dem Gewehr greifen, aber da erklang das scharfe, metallische Schnappen, das beim Repetieren erzeugt wird, und der Verstand des Texaners holte den Reflex ein.
An verschiedenen Stellen glitten schemenhafte Gestalten zwischen den Häusern hervor. Wenn sie ins Mondlicht kamen, glänzten die Stahlteile ihrer Gewehre matt. McQuade zählte vier Mann. Die Haare eines der Kerle glänzten fast weiß im unwirklichen Licht. Jetzt wusste McQuade auch, wem die Stimme eben gehört hatte.
»Du begehst einen großen Fehler, Nat!«, rief der Kopfgeldjäger und zwang sich, seiner Stimme einen ruhigen Klang zu verleihen. Das Pferd unter ihm begann auf der Stelle zu tänzeln, er bändigte es mit einem harten Schenkeldruck.
Höhnisches Kichern erklang. »Mein Fehler mag groß sein, McQuade. Deiner jedoch war tödlich. Dein Fehler war es, überhaupt nach Tonto Basin zu kommen. Nun ja, wer ist schon fehlerfrei?«
»Wo ist euer fünfter Mann?«, fragte McQuade und suchte fieberhaft nach einem Ausweg. Der Satan hatte die Karten verteilt – und er, McQuade, schien das Verliererblatt in den Händen zu halten.
»Jesse ist mit unserer Mutter vorausgefahren«, mischte sich nun einer von den Nolan-Brüdern ein. Ein kehliges Lachen folgte. »Ich werde dich mir nun vom Hals schaffen, McQuade. Und dann zünden wir dieses Drecknest an allen vier Ecken gleichzeitig an.«
»Bist du es, Doug Nolan?«
»Yeah. Leider habe ich erst hier erfahren, dass auf meiner Fährte ein verdammter Mannjäger reitet. Wenn ich es früher gewusst hätte, würdest du schon längst in der Hölle schmoren.«
»Woher wusstet ihr, dass ich um diese Zeit – hm, auf der Straße anzutreffen bin?«
»Ganz einfach, McQuade. Als wir hier ankamen, schlief man in der Stadt bereits. Der Saloon hatte geschlossen. Also haben wir im Hotel nachgeschaut. Dein Zimmer war leer. Der Hotelier erzählte uns, dass du noch nicht bezahlt hast. Somit war uns klar, dass du früher oder später in die Stadt zurückkehren würdest. Wir warteten.«
Du musst Zeit gewinnen!, durchzuckte es McQuade. Er war bereit, die geringste Chance zu nutzen, die sich ihm bot. »Hattet ihr denn keine Angst, dass der Hotelier die Männer der Stadt alarmiert?«
»Wie soll einer mit eingeschlagenem Schädel Alarm schlagen?«
McQuade verspürte einen schmerzhaften Stich in der Magengegend. Wieder schien ein Unschuldiger auf dem Altar von Niedertracht, Skrupellosigkeit und rücksichtsloser Brutalität geopfert worden zu sein. »Ihr seid verdammte Unholde, Nolan. Diese Erde braucht euch nicht. Jemand nannte euch die Satansbrut von Tonto Basin. Treffender hätte er es gar nicht formulieren können.«
»Ich denke, wir reden zu viel, McQuade. Darum schlage ich vor, dass wir die Sache beenden. Willst du noch etwas sagen? Dann mach schnell.«
Doug Nolan suhlte sich gewissermaßen im Gefühl seiner Überlegenheit und Stärke - wie ein Ferkel im Schlamm.
»Eine Frage noch, Nolan. Wer hat John Cassidy ermordet?«
»Das war ich. Und es hat mir
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