McQuade - Der Kopfgeldjäger, Teil 1-12 der Saga (Western) (German Edition)
stellt, denen ein Menschenleben gerade mal den Preis für eine Unze Blei wert ist.« Es klang grimmig und bestimmt. Herausfordernd starrte der Stallmann McQuade an.
McQuade schwieg, nahm das Gewehr und die Satteltaschen und ging zum Hotel. Die Worte des Stallmannes klangen in ihm nach. Sie muteten McQuade an wie ein böses Omen.
*
Am Abend des darauf folgenden Tages zügelte er sein Pferd am Maul des Salt River Canyons. Der Fluss wälzte hier seine schmutzigen Fluten nach Osten. Zu beiden Seiten erhoben sich Steilhänge und terrassenförmige Anhöhen. Gleißender Sand floss in die Tiefe, der Boden war von Geröll übersät, die Vegetation bestand aus Comas und Mesquitebüschen. Hier trieben nur Klapperschlangen und Skorpione ihr Unwesen.
Das Rauschen des Flusses in den Ohren, der sich zu seiner Linken befand, ritt McQuade tiefer in den Canyon hinein. Manchmal erhoben sich nahezu senkrechte, zerklüftete Felswände, über deren Ränder der schrale Wind Staub trieb, der in die Tiefe prasselte. Die Hufe klapperten auf steinigem Boden, manchmal klirrte es.
Die Finsternis nahm schnell zu. Bald war die Dunkelheit dicht. Sie mutete fast stofflich und greifbar an. Am Himmel funkelten nur vereinzelte Sterne. Der Mond befand sich irgendwo hinter den Bergen.
McQuade campierte. Als der Morgen graute, saß er wieder im Sattel. Der Canyon endete, ein Fluss, der von Norden kam, mündete in den Salt River. McQuade folgte ihm. Meile um Meile trug ihn das Pferd nach Norden.
Die Hitze war wieder quälend. Es war, als berührten Flammen das Gesicht des Reiters. Staub knirschte zwischen seinen Zähnen und hatte seine Augen entzündet. Der Weg führte durch eine Ebene. McQuade sicherte unablässig um sich. Er wusste, dass dieser Landstrich von Apachen unsicher gemacht wurde.
Weit vor ihm war die Ebene von Hügeln begrenzt. In einen der Einschnitte bohrte sich der Creek. Und vor diesem Einschnitt sah McQuade Staub. Zu viel Staub, als dass ihn nur der Wind aufgewirbelt haben konnte. Er wusste die Zeichen der Natur zu deuten. McQuade hielt an und kniff die Augen zusammen. Vor ihm lag das Land im gleißenden Sonnenlicht. Die Luft flimmerte.
Es waren drei Reiter.
McQuade trieb sein Pferd an. Mit jedem Schritt ihrer Tiere kamen sich die vier Männer näher. Schließlich waren sie sich so nahe, dass McQuade Einzelheiten erkennen konnte. Es waren bärtige Kerle, abgerissen, verschwitzt und verstaubt. Um ihre Hüften lagen Revolvergurte, in den Scabbards steckten Gewehre. McQuade mutete das Trio nicht gerade vertrauenerweckend an. Als sich die Nasen ihrer Pferde fast berührten, hielten sie an. Die Pferde stampften auf der Stelle, scharrten mit den Hufen und schnaubten. Mit helläugiger Reglosigkeit fixierten die drei Männer den Kopfgeldjäger.
Was McQuade sah, gefiel ihm nicht. Ein unstetes Leben hatte die Gesichter der drei Kerle geprägt; sie drückten Niedertracht, Verworfenheit und gnadenlose Härte aus. McQuade stellte sich auf Verdruss ein.
»Was hat dich in diese elende Wildnis getrieben, Mister?«, fragte einer, ein blondhaariger Mann mit blauen Augen, die an Glasstücke erinnerten. Es waren die kalten, stechenden Augen eines Reptils. »Ich habe kein besonderes Ziel«, antwortete McQuade staubheiser. Die dünne Schicht aus Schweiß und Staub in seinem Gesicht brach. »Doch bin ich voller Hoffnung, dass ich irgendwo auf eine Ortschaft stoße.« Er hatte die Hände übereinander auf den Sattelknauf gelegt und verspürte Anspannung. Denn er war davon überzeugt, den Weg dreier Sattelstrolche gekreuzt zu haben und bezweifelte, dass sie ihn ungeschoren lassen würden.
»Zwei Meilen weiter liegt Carrizo«, gab der Blondhaarige zu verstehen. »Ein Nest, in dem der Hund begraben liegt. Wir kommen von dort.«
McQuade nickte. »Ich werde dort wohl ein paar Tage ausruhen.« Mit dem letzten Wort trieb er sein Pferd an.
»In Carrizo gibt es einen Deputy. Mit Tramps macht er kurzen Prozess und jagt sie aus dem Ort.«
»Ich bin kein Tramp.«
McQuade lenkte sein Pferd an den dreien vorbei. Eine frostige Stimme holte ihn ein: »Nicht so schnell, mein Freund.« Ein Colthahn knackte.
McQuades Wirbelsäule versteifte. Er nahm das Pferd in die Kandare, schaute über die Schulter und stieß rau hervor: »Was soll das?«
Der Blondhaarige grinste verkniffen. Er hielt den Revolver auf McQuade gerichtet. Matt glänzten die bleiernen Kugelköpfe in den Kammern. Die schwarze, kreisrunde Mündung starrte ihn an wie das hohle Auge eines
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